Viola M Frymann

Die gesammelten Schriften von Viola M. Frymann, DO


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Ein Kind, das gerade Laufen lernt, wird irgendwann müde und setzt sich einfach hart hin. Es fällt aufs Eis, es fällt die Treppen herunter oder es fällt, wenn es einen Stuhl nach vorne zieht. Das sind weit verbreitete Ursachen von Verletzungen. Es handelt sich um gewöhnliche Probleme, die jedoch nicht sofort offensichtlich sind. Asthma kann bei Kindern mit solch einer stillen lumbosakralen Kompressions-Läsion in Verbindung gebracht werden. Schwere beeinträchtigende Dysmenorrhö bei jungen Frauen kann ebenso auf einen ähnlichen stillen Strain im unteren Rücken bezogen werden.

      Diagnose. Der Patient liegt auf der linken Seite. Der Behandler sitzt hinter ihm mit Blick auf dessen Füße. Legen Sie die rechte Hand über dem Sakrum direkt auf die nackte Haut. Es ist nicht möglich, einen Kontakt herzustellen, der ausreichend Sicherheit gibt, wenn sich eine Schicht Kleidung zwischen der Hand und der Haut befindet. Eine normale Atembewegung führt dazu, dass sich das Sakrum hebt und während der Einatmung an der Basis nach posterior bewegt. Während der Ausatmung bewegt es sich nach unten, kaudal und mit der Basis nach anterior. Beurteilen sie das Bewegungsspektrum. Bei einer lumbosakralen Kompression wird die inferiore Bewegung des Sakrum während der Ausatemphase eingeschränkt sein, insofern überhaupt eine Bewegung stattfindet.

      Behandlung. Ihre rechte Hand liegt auf dem Sakrum und Ihre linke Hand oben auf dem Kopf des Patienten. Bitten Sie ihn nun tief einzuatmen. Während er ausatmet, üben Sie eine kaudal gerichtete Kraft auf das Sakrum aus. Halten Sie diese während der Sakrumbewegung solange aufrecht – der Patient versucht dabei maximal auszuatmen –, bis ein inhärenter Mechanismus ihn dazu zwingt einzuatmen. Es ist weitaus wichtiger, diesen Punkt der erzwungenen Einatmung zu erreichen, als an jenem Punkt zu verharren, an dem es für den Patienten angenehm ist, zu atmen. Bei der folgenden Einatmung halten Sie das Sakrum in kaudaler Position und unterstützen Sie die kaudale Bewegungsrichtung entsprechend während der Ausatmung. Verharren Sie dort während der gesamten Ausatmung, bis die inhärente Einatmung stattfindet. Halten Sie das Sakrum weiter in kaudaler Richtung. Wiederholen Sie diesen Ablauf drei oder vier Mal, bis der Punkt erreicht ist, an dem sich das Sakrum während der Ausatmung des Patienten von ganz alleine leicht nach unten bewegt.

       Normale physiologische Bewegung des Sakrum heißt, dass das Sakrum sich inhärent mit der Atmung zwischen den Ossa ilia um seine Transversal-Achse herum in Höhe des zweiten Sakralsegmentes bewegt …, die als respiratorische Achse bekannt ist.

      Das Sakrum folgt den Bewegungsmustern des Os occipitale. Eine Distorsion des Sakrum um die Diagonal-, die Sagittal- oder die Vertikal-Achse kann auf einen spiegelbildlichen Strain im Okziput hindeuten. Es ist wichtig, das Sakrum mit dem Bewegungsmuster des Okziput in Beziehung zu setzen.

      Um einen sakralen Strain zu behandeln, legen Sie eine Hand unter das Sakrum, wobei die Arme dabei, wie zuvor beschrieben, eine Brücke über die Ossa ilia bilden. Testen Sie sanft die Bewegung des Sakrum: ob es sich leichter in Richtung Flexion oder Extension bewegt, ob es sich leichter in Richtung Uhrzeigersinn oder gegen den Uhrzeigersinn um die Sagittal-Achse herum bewegt – oder ob es sich auf einer Seite entsprechend um eine Vertikal-Achse bewegt. Führen Sie es in jeder dieser Ebenen in seine freieste Bewegungsrichtung und halten Sie es dort, während Sie mit dem anderen Arm die Ossa ilia ausbalancieren. Je nach Grad der Flexion oder Extension, die Sie festgestellt haben, bitten Sie nun den Patienten mittels der Einatmung oder Ausatmung um Unterstützung. Er soll den Atem anhalten, bis der Körper eine Phasenänderung fordert. Überprüfen Sie nochmals die Beziehung zwischen Sakrum und Ossa ilia.

      Eine vergleichbare Technik kann beim Patienten in Bauchlage ausgeführt werden. Dabei liegt die Hand auf dem Sakrum, Daumenballen an der Sakrumbasis und Fingerspitzen über dem Steißbein.

      Behandlung einer unilateralen iliosakralen Restriktion. Es folgt die Behandlung des rechten Gelenks. Der Patient befindet sich in Rückenlage. Der Behandler legt die rechte Hand unter das Sakrum. Mit der linken Hand ergreift er das rechte Ilium, wobei er die Fingerspitzen posterior in den Sulcus fallen lässt. Der Daumen kontrolliert den anterioren Bereich des Ilium. So ist es möglich, die Rotation des Ilium über das Sakrum zu testen. Halten Sie daraufhin sowohl Sakrum als auch Ilium in ihren nicht eingeschränkten Bewegungsrichtungen und ziehen Sie das Ilium vom Sakrum weg. Warten Sie, bis sich ein Release einstellt.

      Beim linken Iliosakralgelenk sitzt der Behandler auf der linken Seite des Patienten und palpiert das Sakrum mit der linken und das Ilium mit der rechten Hand.

      Behandlung eines Shear-Strains der Symphyse. Der Patient liegt mit angezogenen Beinen auf dem Rücken, sodass seine Fersen so nah wie möglich vor dem Gesäß aufsetzen. Der Behandler steht am Kopfende der Liege und greift über den Patienten, um die Tuberculi pubis mit den Fingerspitzen zu palpieren. Bitten Sie den Patienten, die Hüften nach außen zu rotieren, wobei die Fußsohlen miteinander in Kontakt bleiben sollten. Lassen Sie ihn daraufhin die geschlossenen Fußsohlen langsam auf der Liege nach unten gleiten, wobei die Außenseiten der Oberschenkel der Liege so nahe wie möglich sein sollten. Während der Patient dies ausführt, halten Sie den Druck auf den Fingerspitzen beider Hände aufrecht und unterstützen das superiore Schambein dabei, sich nach inferior zu bewegen.

       Os coxae und Symphyse

      Ziele:

      1 Zu wissen, wie Sie folgende Bezugspunkte finden: SIAS, Tuberculi pubis, Beckenkämme, SIPS, Hiatus sacralis, Angulus lateralis inferior des Sakrum, Processus transversus L5, Tuberositas ischii und die Ligamenti sacrotuberale.

      2 Zu wissen, wie Sie die Bewegung des Sakrum palpieren und wie Sie bestimmen können, ob Ossa ilia und Sakrum sich physiologisch bewegen oder blockiert sind.

      3 In der Lage zu sein, ein blockiertes Iliosakralgelenk und ein Abscheren der Symphyse zu behandeln.

      Behandelte Themen und zur Verfügung stehende Methoden:

      1 Flexions-Test stehend;

      2 Hip-Drop-Test für iliosakrale Dysfunktion;

      3 Wilson-Test für iliosakrale Dysfunktion;

      4 Rotation des Os coxae – die häufigste Läsion ist ein rechtes nach anterior rotiertes Os coxae; die zweithäufigste Läsion ist ein linkes nach posterior rotiertes Os coxae;

      5 Befunde eines Os coxae in Up-slip;

      6 Palpieren der Bewegung zwischen Sakrum und Ossa ilia; Behandlung einer Restriktion;

      7 Behandlung einer Abscherung der Symphyse.

       Steißbein

      Eine Verletzung der Steißbein-Region ist am häufigsten auf einen Sturz auf das Gesäß zurückzuführen, der eine plötzlich auftretende Vorwärtsbeugung des Steißbeins vom Sakrum weg bewirkt. Diese löst im Sitzen und manchmal auch in allen anderen Positionen starke Schmerzen aus. Bekannt ist diese Symptomatik unter dem Begriff Kokzygodynie. Manchmal ist sie korrigierbar, indem ein Finger in die Fossa ischiorectalis gelegt und ein sanfter Druck auf den inferioren Rand des Ligamentum sacrotuberale ausgeübt wird. Die Korrektur sollte immer bilateral ausgeführt werden. Führt dieses Vorgehen nicht zur Wiederherstellung der völligen Bewegungsfreiheit des Steißbeins, ist es notwendig, sich dem Steißbein von der anterioren Oberfläche her mittels eines behandschuhten, ins Rektum eingeführten Fingers zu nähern.

      Der Patient liegt auf seiner linken Seite, die rechte oder oben liegende Hüfte ist stärker flektiert bzw. angewinkelt als die untere, der rechte Fuß wird in der rechten Kniekehle blockiert. Führen Sie einen mit Gleitgel befeuchteten Finger in den Analkanal, bis Sie die anteriore Steißbeinoberfläche mit Ihrer Fingerkuppe spüren. Führen sie im Anschluss die Steißbeinspitze sanft, sehr sanft, nach posterior, während Ihr außen liegender Daumen die Bewegung im Bereich des sakrokokzygealen Gelenks beobachtet. Diese Region ist außerordentlich empfindlich und muss sehr sanft behandelt werden. Nutzen Sie die Atmung des Patienten zur Unterstützung des Release zwischen Steißbein und Sakrum. Wiederholen Sie die Behandlung bis sich eine freie, sanfte rhythmische Bewegung einstellt.

       Zusammenfassung:

      Das Prinzip der Faszialen Release-Technik: