zeitgleich wurde der Kirchturm von St. Peter mit einem Volltreffer zerstört. Anton Vohs sprang reflexartig in den Kellerabgang des Pfarrhauses – auch er wurde, wie noch weitere Menschen, bei diesem letzten Angriff auf die Ortsteile Boy und Batenbrock getötet.
Die nachfolgenden Tage verbrachten Wilhelm, Heinz und ihre überlebenden Angehörigen überwiegend in ihren Kellern, weil die Alliierten Streitkräfte immer näher kamen und den Artilleriebeschuss ostwärts fortsetzten. Man hörte, wie die Granaten über Bottrop hinweg in Richtung Gelsenkirchen gelenkt wurden. Niemand wusste, was noch geschehen würde. Wilhelm und seine Schwester Anneliese beobachteten durch die Kellerfenster, wie die inzwischen von vielen Bürgern gefürchteten Nazis Kontrollfahrten durchführten und nachschauten, wo eventuell schon weiße Laken hingen – das war eine sehr gefährliche Situation. Die Parteigetreuen trugen goldgelbe Uniformen und wurden spöttisch „Goldfasane“ genannt.
Am 29. März liefen einzelne Wehrmachtssoldaten die Straße entlang (die Truppe hatte sich wohl aufgelöst) – da wussten die Anwohner, dass sie nicht mehr lange in ihren Kellern ausharren müssen.
Am Karfreitag, den 30. März, hörte man von weitem so etwas wie Kettengerassel und ein Dröhnen. Die „Goldfasane“ waren nun nicht mehr zu sehen. Frau Klinger, die direkte Nachbarin der „van Gehsels“ kam aufgeregt herüber: „Hört ihr das auch? Das sind bestimmt die Alliierten. Nun sind wir doch vogelfrei!“, schrie sie verängstigt. „Wir haben so viel Schreckliches erleben müssen, werden wir nun auch noch erschossen?“
Das donnernde Geräusch kam immer näher und die Anwohner hängten schnell weiße Tücher heraus.
Die Amis waren inzwischen mit ihren Panzern von Kirchhellen durch den Ortsteil Eigen gefahren und kamen nun auch die Aegidistraße entlang.
Wilhelm und Heinz waren (wie viele andere auch) vom Geschehen traumatisiert, aber für den Rest des Lebens befreundet.
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