sehr gefährlich sein.“
Eschenhand und Eichblatt schauten zu Orbin. Sie erwarteten wohl jetzt von ihm eine Antwort. Doch der Hexenmeister wich einfach aus. „Ich habe mich schon lange nicht mehr mit solchen magischen Dingen beschäftigt. Ich sammle meist nur noch Kräuter. Da ist mir wohl dieser Ruck in der Magie entgangen.“
Der Häuptling und sein Schamane sahen sich jetzt vieldeutig an. Ein Verdacht keimte in den Beiden auf und der Häuptling sprach jetzt betont ruhig. „Na so etwas, aber das kann ja mal vorkommen. Ich habe selbst schon beim Sammeln von Pilzen und Beeren so einiges nicht bemerkt. Auch ein magisch begabtes Wesen ist nicht immer perfekt.“
Orbin bemerkte den spöttischen Unterton in Eschenhands Rede und das machte ihn zornig. „Es ist so, wie ich es sagte. Ich komme von weit her, und ich habe diesen Ruck nicht gespürt!“ Der Hexenmeister sprach seine letzten Worte lauter aus, als er es wollte. Er stand auf und verließ das Zelt.
Der Häuptling und der Schamane folgten ihm. Eschenhand versuchte, ihn zu beruhigen. „Herr Orbin, wir wollten dich nicht verärgern. Doch wir kennen dich nicht. Da solltest du unser Misstrauen verstehen.“
Orbin sah Eschenhand an und reichte ihm die Hand. „Es ist schon gut, ich wollte mich nicht mit euch Elfen streiten. Seid bedankt für den Wein und lebt wohl. Ich muss jetzt meines Weges ziehen.“
Der Häuptling nahm die Hand des Hexenmeisters und nickte ihm zu. „Wir wünschen dir eine gute Reise.“
Orbin drehte sich um und ging einfach davon. Die Waldläufer-Elfen sahen ihm nach und der Schamane flüsterte seinem Häuptling zu. „Er konnte sich sehr schnell aus unserem Netz befreien. Ein Kräutersammler ist dieser Orbin nicht. Wohl eher ein finsterer Zauberer.“
Eschenhand schüttelte den Kopf. „Nein, der Kerl ist ein Hexenmeister. Hast du denn nicht seinen Zauberstab mit diesem seltsamen Kristall in seinem Gürtel bemerkt? So ein gefährliches Ding besitzt nur ein dunkler Hexenmeister.“
Die Waldläufer-Elfen rüsteten zum Aufbruch und verließen schnell ihr Jagdlager. Sie wollten Orbin auf keinem Fall noch einmal begegnen.
Einsam zog der Hexenmeister nach Osten, der Stadt Bochea entgegen. In seinem Kopf versuchte er, seine wirren Gedanken zu ordnen. Er griff sich an sein Halsband und die Worte seines Herrn fielen ihm wieder ein. Orbin dachte an seine Aufgabe und eine Frage bohrte sich in seinem Kopf fest. „Was würde geschehen, wenn er die Stadt betreten hatte?“
Der Weg nach Bochea
Der Regen hatte in der Nacht nicht nachgelassen. Schlecht gelaunt sah sich Artur die dunklen Wolken am Himmel an. Dann ging er in das Baumhaus. Knurr spielte mit Barbaron ein Würfelspiel und einige Minitrolle sahen im Schein des Kaminfeuers gespannt zu.
Gerade gewann Knurr das dritte Mal hintereinander und Barbaron wurde ärgerlich. „Freund Knurr, das ist für heute das letzte Spiel, das du gewonnen hast. Jetzt werde ich drei Sechsen würfeln und schon hab ich das Glück auf meiner Seite.“
Barbaron nahm den Würfelbecher und schüttelte ihn. Dann ließ er ihn krachend auf dem Boden landen und hob ihn hoch. Die Würfel zeigten jedoch dreimal die Eins. Fluchend stand Barbaron auf. „Seitdem es heute Morgen diese neue Erschütterung der Magie gab, habe ich kein Glück mehr. Da ist wohl irgendein böses Wesen aufgewacht.“
Artur wollte gerade etwas sagen, doch Vinus kam mit seinem Becher herein und sah sich um. Dann setzte er sich neben dem Kamin auf eine Bank und sah zu Artur. Er schüttelte den Kopf und sprach, als wollte er zu sich selbst reden. „Ich konnte heute Morgen nicht aus meinem Becher trinken. Es geht nicht mehr. Der Wein hat sich in Blut verwandelt. Sieh ihn dir an.“ Vinus hielt Artur den Becher entgegen.
Erschrocken nahm Artur Vinus den Becher aus der Hand und sah hinein. Im Schein des Kaminfeuers konnte er erkennen, dass sein Bruder recht hatte. Der Becher war zur Hälfte mit Blut gefüllt. Er stellte ihn auf den einzigen Tisch im Raum, sodass Knurr und die anwesenden Minitrolle ebenfalls den Inhalt des Bechers betrachten konnten.
Leise flüsterte Knurr. „Die Erschütterung der Magie ist schuld. Wenn das so weitergeht, wird sie noch ihr Gleichgewicht verlieren und wir werden alle in ein schwarzes Chaos stürzen.“
Artur ermahnte Knurr sofort. „Sag nicht so etwas, du alter Schwarzseher! Solange wir das Böse bekämpfen können, wird es ein solches Chaos nicht geben!“
Barbaron erkannte schnell, dass Knurr sich mit Artur streiten wollte. Er sprang auf den Tisch und rief. „Wollt ihr nicht wissen, was die Ursache für die letzte Erschütterung gewesen ist?! Oder wollt ihr euch lieber erst ein wenig um die Wahrheit schlagen, obwohl sie keiner von euch kennt?“
Knurr und Vinus stimmten dem König aller Minitrolle zu und Artur forderte ihn auf, seinen Trollkompass zu befragen. Barbaron war jetzt in seinem Element. Er genoss die Aufmerksamkeit seiner Freunde und beschwor seinen Kompass. Der zeigte ihm zunächst den Ausgangspunkt der Erschütterung an. „Na da haben wir ja schon die erste Antwort.“ Mit stolzgeschwellter Brust sah der kleine König zu Artur. „Die Erschütterung wurde weit oben im Norden, im Gebiet der Schneeland-Elfen ausgelöst.“
Artur beugte sich gespannt zu Barbaron und sah auf den Kompass. „Und wer hat diese Dummheit begangen?“
Knurr und Vinus sahen ebenfalls auf den Kompass und Barbaron sprach ganz leise eine neue Beschwörung aus. Mit großen Augen starrten die drei Kobolde auf die Zeichen, die der Kompass ihnen zeigte.
Der kleine König schaute in die Gesichter der Kobolde und drückte Vinus den Mund zu. „Da habt ihr es. Ein Hexenmeister wurde erweckt. Jetzt sollten wir noch wissen, was er vorhat. Da der Becher von Vinus mit im Spiel ist, habe ich auch schon eine Idee. Diese Kerle führen meist Aufträge von besonders boshafter Natur aus.“
Der Kompass verriet noch den Namen des Ortes, den der Hexenmeister aufsuchen wollte. „Bochea“, flüsterten die drei Kobolde gleichzeitig und Vinus fügte noch hinzu. „Es gibt nur einen wirklich wertvollen Schatz in dieser Stadt und ich wollte im Frühjahr dort hin. Jetzt will mir wohl jemand zuvor kommen und etwas Schreckliches tun.“
Artur und Knurr nickten sich zu und schauten dann zu Vinus. Barbaron steckte seinen Kompass weg und fragte sogleich. „Mein lieber Freund Vinus, da du den Becher des Schöpfers gefunden hast, willst du ihn wohl nach Bochea bringen?“
Vinus nickte. „Ich dachte, ich hätte bis zum Frühjahr Zeit und könnte dann die Tafel hierher zu uns bringen. Doch jetzt haben sich die Dinge geändert. Ich muss so schnell wie möglich nach Bochea um die Feenkönigin Theodora zu warnen. Wenn sie den Becher und die Altartafel vereinen kann, werden sie der Königin die magische Kraft geben, jeden Feind abzuwehren. Das hoffe ich jedenfalls.“
Barbaron rieb sich die Hände und schwebte plötzlich mit der Hilfe seines blauen Kristalls neben Vinus. Er klopfte dem Kobold auf die Schulter und rief. „Das wird bestimmt eine spannende Sache und wir Minitrolle werden dich selbstverständlich begleiten.“
Vinus schüttelte den Kopf. „Nein Barbaron. Ich gehe lieber allein. Das ist bestimmt sicherer. Mit einer großen Schar Minitrolle falle ich überall sofort auf und es werden Feinde auf uns aufmerksam, denen ich allein entgehen kann.“
Barbaron war damit überhaupt nicht einverstanden. Er holte tief Luft und wollte etwas erwidern, doch Artur kam ihm zuvor. „Er hat recht, Barbaron. Wenn du mit deinem Volk Vinus begleitest, wird jeder Lump es wissen und wir werden nie erfahren, wo sich Dämonicon aufhält. Selbst dein Kompass kann uns das nicht sagen.“
Barbaron setzte sich auf den Tisch und verschränkte beleidigt seine Arme. „Sollen wir Minitrolle etwa den ganzen Winter nutzlos in diesem Tal verbringen, während sich Vinus in Bochea so vielen Gefahren aussetzt?“
Artur versuchte, den kleinen König zu beschwichtigen. „Ihr Minitrolle seid doch nicht nutzlos. Ich werde mir eine Aufgabe für euch einfallen lassen und ich bin mir sicher, sie wird euch gefallen.“
Barbaron sprang vom Tisch und rief. „Nein Artur, wir suchen uns unsere Aufgaben lieber allein!“ Er verließ