Eine Enttäuschung und ein Entschluss
Pressestimmen zur Erstausgabe 1992
Dieses Buch ist Berko, Christoph, Stefanie und
Lina sowie allen Kindern und Jugendlichen
gewidmet – Kinder vergessen nichts
Grußwort
von Hildigund Neubert
Ursula Burkowski ist eines von bisher ungezählten Heimkindern der DDR. Das System der Kinderheime war das Versuchslabor für Margot Honeckers Ziel, die vollwertige sozialistische Persönlichkeit zu schaffen. Das Kinderheim Königsheide war die Vorzeigeeinrichtung.
In allen DDR-Kinderheimen galten die Prinzipien der Kollektiv-Erziehung. Vergehen der Einzelnen wurden an der Gruppe geahndet, die den Druck ungebremst und unter den Augen der Erzieher an die Einzelnen weitergab. Zuwendung, Entfaltung von Kreativität und individuelle Förderung hatten in diesem Konzept kaum Raum. Einzelne Erzieher, die dies versuchten, waren bald versetzt oder gefeuert.
Die »Königsheide« war nicht das schlimmste Heim. Alle Heimkinder wussten, es kann schlimmer kommen: Spezialkinderheime, Jugendwerkhof, Geschlossener Jugendwerkhof Torgau. Aber an der kalten Realität dieses Vorzeigeheimes der sozialistischen Volksbildung wird deutlich, in welchem Maß die Kinder zum Objekt eines Umerziehungsexperimentes wurden. Eigensinn und Individualität wurden gebrochen, sie störten den Erziehungsprozess. Es ging um die Produktion funktionierender Arbeitskräfte für den Produktionsprozess.
Die sozialistische Heimerziehung hinterließ tiefe Spuren, die entlassenen Jugendlichen hatten Schwierigkeiten, Beziehungen aufzubauen und sich im Alltag zurechtzufinden. Ganz zwangsläufig landet auch das neugeborene Kind der Protagonistin im Heim.
Ursula Burkowski öffnet uns ihr Herz, weil sie für die Kinder, die heute in Heimen leben, etwas verändern, Verständnis wecken will. Wir aber können aus diesem Buch auch sehen, wie die kommunistische Diktatur Menschen deformiert hat, im Kinderheim, aber auch in der Erziehungsdiktatur, die die DDR insgesamt war. Wir haben die Aufgabe, Wege der Heilung dieser Schäden zu suchen und denen, deren Seelen so früh beschädigt wurden, heute ein Leben in Würde zu ermöglichen – endlich.
Hildigund Neubert, Landesbeauftragte des Freistaats Thüringen für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR
Vorwort zur
Neuausgabe 2011
Nachdem »Weinen in der Dunkelheit« 1992 erstmals erschienen war, erreichten mich zahlreiche Briefe aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, aus Italien und der Türkei. So wurde das Buch auch ins Italienische übersetzt, und Güzin Özkan schrieb zu ihrer Diplomarbeit: »Ich wünsche mir, dass dieses Werk in türkischer Sprache erscheint und besonders von Eltern, die ihre Kinder verlassen haben, gelesen wird.«
Das Thema Heimkinder beschäftigt viele Menschen. Mein Buch veranlasste Betroffene und Interessierte, mir zu schreiben. Leider ist es mir nicht möglich, allen zu antworten. Doch ich möchte mich auf diesem Wege bei allen bedanken, die sich bei mir gemeldet haben – besonders bei den Kindern und Jugendlichen, die den Mut hatten, über ihre Probleme zu reden, oder die sich ganz einfach dem Thema Heimkind gestellt haben.
Es gab aber auch immer wieder Anfeindungen von Seiten ehemaliger Pädagogen, die an ihren Erziehungsmethoden bis heute nichts Verwerfliches finden.
Jedoch überwog die Zustimmung von Lehrern und Erziehern, die im Nachhinein ihre Arbeitsweise mit Kindern in Frage stellten.
Dennoch blieb bis heute vieles im Dunkeln. Ein böses Wort, eine schlechte Handlung gegenüber einem Kind können prägend sein und das ganze spätere Erwachsenenleben beeinflussen.
Ich wünsche mir, dass alle Pädagogen und die, die sich dazu ausbilden lassen, begreifen, dass ihnen anvertraute Kinder in liebevoller Sorge und Respekt besser gedeihen als mit Willkür und Missbrauch.
Ursula Burkowski, Berlin 2010
Vorwort zur Erstausgabe
In diesem Buch schreibe ich über meine schwierige Kindheit und Jugend.
Als ich mit zehn