Christian Wehrschütz

Im Kreuzfeuer


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Montenegro, Serbien, Mazedonien, den Kosovo und Albanien.

       1.

       Der Balkan: Zwischen Gebirgszug, Pulverfass und Klischee

       Wie sicher ist die Lage im ehemaligen Jugoslawien?:

       Bei einer Reportage über die Entminung nach den Balkankriegen

      Der Begriff „Balkan“ hat nicht nur geografische, sondern auch zivilisatorische Bedeutung und war – auch politisch – großen Wandlungen unterworfen. Sie sind ein Produkt der politischen Umwälzungen im Europa des 20. Jahrhunderts; dagegen blieb die zivilisatorische (Ab-)Wertung, die mit dem Balkan-Begriff verbunden ist, weitgehend konstant. Zu den Konstanten zählt auch die Tatsache, dass der Balkan seit dem Zerfall seiner kurzlebigen mittelalterlichen Reiche nie Subjekt, sondern nur stets Objekt und auch Opfer der Politik europäischer und anderer Großmächte war und ist. Charakteristisch für diese Region ist die Vielzahl seiner Völker auf kleinem Raum, ohne dass sich jemals eine wirklich dominante Nation herausgebildet hätte. Hinzu kommt noch die Koexistenz von Islam und Christentum; die seit der Spätantike bestehende Teilung in West- und Ostrom (Byzanz) führte in weiterer Folge zur Teilung in katholische und orthodoxe Christen. Damit verbunden waren und sind beträchtliche Unterschiede in Kultur und Mentalität; sie hat die jahrhundertelange Zugehörigkeit zu den zwei führenden Mächten am Balkan, zum Habsburger-Reich und zum Osmanischen Imperium noch zusätzlich verstärkt. Diese beiden Imperien führten auch dazu, dass die Bildung von Nationalstaaten am Balkan erst sehr spät erfolgte und im ehemaligen Jugoslawien erst mit der Unabhängigkeitserklärung des Kosovos im Februar 2008 als vielleicht abgeschlossen betrachtet werden kann.

      „Adolf Hitler fragte mich einmal, ob ich Kroatien zum Balkan rechne, und ich war erstaunt über seinen Verlust an k.u.k österr.-ungarischem Raumgefühl. Im allgemeinen nimmt die Neigung, den Donauraum hinter Wien zum Balkan zu rechnen, nach dem europäischen Westen hin zu, und die Meinung, daß Ungarn ein Balkanstaat sei, hat schon viele Magyaren erbittert. … Für den Kroaten österreichisch-ungarischer Prägung beginnt der Balkan hinter der ehemaligen österreichisch-ungarischen Militärgrenze ….“

      Kroatien blieb somit in der Gruppe der Westbalkanstaaten, die alle auf dem Weg nach Brüssel weit hinter Agram liegen. Doch auch wegen der Krise in der EU und wegen des Grenzstreits mit Slowenien könnte sich die Schlagzeile einer kroatischen Tageszeitung als verfrüht erwiesen haben. Sie begrüßte den Beginn der Beitrittsverhandlungen mit den Worten: „Bye Bye Balkan.“ Dahinter steht nicht nur die Angst vor einer Neuauflage einer Art Jugoslawien, sondern auch der Wunsch, statt mit einer Staatengruppe aufgenommen zu werden, aus dieser einen Gruppe endlich herauszutreten, die Kroaten und Europäische Union eigentlich als rückständig betrachten. Während Jugoslawien unter Tito international ein anerkannter Staat und im Kalten Krieg ein wichtiger politischer Faktor war, haben die Zerfallskriege und ihre Gräueltaten alle jene Vorurteile wieder zum Leben erweckt, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Bild des Balkan prägten. So hatte man während der Kriege der 1990er Jahre bis hin zum Massaker an etwa 8.000 Bosniaken in Srebrenica durchaus den Eindruck, dass das „Pulverfass Balkan“ nicht den „Knochen eines einzigen pommerschen Grenadiers wert“ sei, wie das Bismarck aus seiner Zeit und seiner Sicht einst durchaus