Sandra König

Guten Morgen, Leben!


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       MORGENROUTINEN

       FÜR RUHE UND KRAFT

      Ich verrate dir ein Geheimnis: Der frühe Wurm hat gar keinen Vogel. Und sich morgens Zeit für sich zu reservieren, um bewusst mit wohltuenden kleinen Routinen in den Tag zu starten, ist nicht egoistisch, sondern wertvoll und wegweisend.

      Ja, es gibt sie. Tage, an denen du und ich voller Vorfreude aufstehen. Die Sonne scheint. Treffen mit lieben Menschen sind vereinbart. Du riechst frisch aufgesetzten Kaffee aus der Küche. Das Leben könnte nicht besser sein! Mit richtig viel Tatendrang und Vorfreude springst du aus dem Bett und stellst dich allen Herausforderungen, die im Laufe des Tages auf dich zukommen. Aber dann gibt es auch diese anderen Tage, an denen nicht alles mühelos und leicht von der Hand geht. Tage, an denen du genervt von Termin zum Termin hetzt. Spätestens mittags sagst du: »Heute bin ich mit dem falschen Fuß aufgestanden.«

      Vielleicht beginnen diese Tage so: Das Smartphone weckt dich, nur kurz Nachrichten und Mails checken, aus dem Bett ins Bad, anziehen, schnell ein Kaffee, die Kinder versorgen. Die trödeln rum, du pflaumst sie an. Du hast deswegen ein schlechtes Gewissen, aber nicht mal dafür ist Zeit. Weiter zum Bus. Der ist schon weg. Während du auf den nächsten wartest, tauchen Zweifel auf: Hab ich zuhause zugesperrt? Ist der Herd aus?

      Oder eventuell auch so: Abends bei einem Serienmarathon hängengeblieben. Die Nacht war kurz. Der Kopf brummt. Acht Mal die Schlummertaste gedrückt. Jetzt wird die Zeit knapp. Duschen, Zähneputzen, Frühstück ist gestrichen, dafür eine halbe Stunde im Stau. Da war ein Unfall im Frühverkehr. Mit jeder Minute, mit jedem Bremslicht steigt das Stresslevel. Zu spät, zu spät, schon wieder zu spät! Zu spät in der Arbeit, zu spät beim ersten Termin, die Mittagspause fällt flach, dafür stellt sich das Gefühl ein, ständig unter Druck zu stehen. Nichts geht mehr.

      Du hättest das gern anders? Dann bist du hier richtig!

      »DIE ERSTE MORGEN-STUNDE IST DAS STEUERRUDER DES TAGES.«

      AURELIUS AUGUSTINUS

       DEN MORGEN ZURÜCKEROBERN

      Du kennst das sicher: Immer erreichbar sein, immer funktionieren – wir leben in einer Welt, die das von uns verlangt. Scheinbar jedenfalls. Wir sollen über die Vergangenheit nachdenken und uns um die Zukunft sorgen, nachhaltig leben und effizient kommunizieren, dabei immer freundlich sein. Wir sollen möglichst sofort auf Nachrichten und Posts reagieren und natürlich Likes auf Instagram und Facebook sammeln. Das alles kann uns schon mal an unsere Grenzen bringen. Was aber, wenn wir morgens für einen Moment die Stopptaste drücken? Wenn wir versuchen, den Tag im Hier und Jetzt zu beginnen, uns auf die Gegenwart zu konzentrieren? Wenn wir uns eine kleine Routine zurechtlegen, die uns eine Atempause verschafft, unsere Intuition und unseren inneren Kompass wiederzufinden? Und darauf zu vertrauen, dass uns dieser Kompass einen Weg zeigt, mit allem fertig zu werden, was uns im Laufe des Tages begegnet.

      Gerade weil sich unsere Arbeitszeiten immer mehr ausdehnen, zum Teil schon auf dem Weg ins Büro beginnen und am Abend mit Hausarbeit enden, bleibt sehr wenig Zeit für uns selbst. Ich habe eine Möglichkeit gefunden, die ersten Momente des Tages für mich selbst zu reservieren. So gewinne ich Zeit, in der ich mich ungestört meiner Welt und mir selbst widmen kann. Dabei geht es mir nicht unbedingt um Selbsterkenntnis und Selbstentfaltung, sondern um ein Ja-Sagen zu mir und meinen Bedürfnissen. Um einen achtsamen und wertschätzenden Umgang mit mir selbst, der mir hilft, mich besser zu spüren – von der ersten Minute des Tages an.

      ZURÜCK AN DEN START

      Du wachst auf, weil das Vogelgezwitscher immer lauter wird. Die ersten Sonnenstrahlen blitzen durch den Vorhang. Du atmest tief ein und tief aus. Kommst langsam zu dir. Streckst dich einfach mal durch. Du bist ganz still und hörst nur zu, wie die Welt um dich herum langsam aufwacht. Ein unberührter Tag liegt vor dir. Ein Tag mit 1.000 Möglichkeiten, ihn zu einem großartigen Tag zu machen. Was hast du zu tun? Was willst du tun? Und wie legst du los? – Alles liegt vor dir. Wie wunderbar!

      Zugegeben: An jedem Morgen, an dem mein Wecker um 4 Uhr morgens läutet und mich aus dem Tiefschlaf reißt, denke ich: »Echt jetzt? Nein!« Magisches Erwachen fühlt sich definitiv anders an. Nur bin ich erstens an den meisten Tagen schon ein paar Minuten davor munter. (Danke, innere Uhr!) Und zweitens ist das tatsächlich nur der allererste Gedanke. Sobald ich das kuschelige Bett verlassen habe, freue ich mich auf den neuen Tag. Auf neue Möglichkeiten, neue Erlebnisse, neue Gespräche, neue Erfahrungen, liebe Menschen, aber zu allererst auf meine liebe, vertraute Morgenroutine.

      Ich habe mir nämlich einen kleinen Ablauf zurechtgezimmert, der mir die Energie bringt, mich all den kleinen und großen Herausforderungen zu stellen, die im Laufe des Tages auf mich zukommen. Gerade morgens nicht nachdenken zu müssen, in aller Ruhe einen gewohnten Schritt nach dem anderen zu machen, eine erprobte Aktion nach der anderen zu setzen, hilft mir dabei, mich zu fokussieren und mühelos und entspannt zu starten. Genau das ist bei meinem Job wesentlich.

      Wie soll ich im Radio ab 5 Uhr morgens gute Laune verbreiten, wenn ich mich selbst fühle, als hätte mich jemand durch den Fleischwolf gedreht? Derart früh aufzustehen erfordert, ich geb’s zu, etwas Disziplin, und genau die erleichtere ich mir durch Organisation, die schon am Vorabend beginnt. Ja, ich plane meinen Tag im voraus. Und zwar ganz genau, mit dem guten alten Hausmittel »Liste«. Schon abends schreibe ich auf, welche Termine am nächsten Tag anstehen, was ich einkaufen muss und kochen werde. Ich lege mir sogar meine Kleidung für den nächsten Tag raus. An Tagen, an denen ich keine Sendung habe, mache ich es nicht anders, zelebriere aber jeden einzelnen Schritt. Genüsslich nehme mir etwas mehr Zeit für Yoga und Meditation und den ersten Kaffee auf der Couch oder am Fenster bei Sonnenaufgang. Auch wenn meine gesamte Familie zu Hause ist, versuche ich vor allen anderen und in Ruhe aufzustehen. Wobei ich gerade die ersten noch verträumten Minuten mit meinen Kids besonders genieße. Prinzipiell ändert sich an meiner Morgenroutine also nichts, abgesehen von der Dauer und dem Startpunkt. Vor allem das ruhige Aufstehen, die Zeit auf der Yogamatte, das Visualisieren geben mir die Kraft, meinen Job, meine Familie, meine sportlichen Ambitionen und all meine Projekte unter einen Hut zu bringen.

      OB MEIN START IN DEN TAG IMMER SO POSITIV WAR?

      Ganz ehrlich? Nein. Jahrelang habe ich mir Sorgen gemacht, mit Selbstzweifeln gekämpft und hatte das Gefühl, nicht genügen zu können. In der Öffentlichkeit zu stehen und Tag für Tag beurteilt und bewertet zu werden, hat mir schlaflose Nächte bereitet. Dementsprechend kaputt war ich morgens. Irgendwann hat mein Körper nicht mehr mitgespielt und das Ergebnis war eine Autoimmunerkrankung. Der Stress hat Lichen ruber ausgelöst, eine Hautkrankheit, die schubweise kommt und geht und gegen die die klassische Medizin kein Mittel kennt. Ich war ausgelaugt, müde und krank. Ich habe mich in meiner Haut im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr wohlgefühlt. Also bin ich von einem Arzt zum nächsten gelaufen. Praktische Ärzte, Hautärzte, Allergiezentren, Homöopathen, ganzheitliche Mediziner – ich habe nichts ausgelassen. Ich habe alle Cremes und Salben probiert, sogar Nahrungsmittelunverträglichkeiten ausgetestet und auf ein Lebensmittel nach dem anderen verzichtet. Das einzig wirksame Mittel gegen diese juckenden roten Punkte am ganzen Körper war, Kortison zu schlucken, mit all seinen Nebenwirkungen. Auf Dauer war das keine Lösung. Also habe ich nach Alternativen gesucht. Eine Krankheit, so dachte ich, die von meinem eigenen Körper ausgelöst wird, muss doch auch von mir selbst in den Griff zu bekommen sein. Also habe ich mich auf die Suche gemacht und einen Weg gefunden, mich wieder wohlzufühlen, wieder in Balance zu kommen und meine Kraft und Energie wiederzufinden.

       Stress verursachte die Auto-Immunkrankheit, die Auto-Immunkrankheit verursachte Stress. Aus so einem Teufelskreis herauszufinden, ist schwer. Aber es ist mir gelungen!

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