Das Gericht sei nicht befugt, in dieser Frage zu entscheiden, urteilten die Richter des höchsten UN-Gerichts. Der 2017 verstorbene deBrum gab sich trotz der Niederlage vor Gericht nicht geschlagen: „Unsere Leute haben unter dem katastrophalen und nicht wieder gut zu machenden Schaden dieser Waffen gelitten und wir schwören weiter zu kämpfen, damit kein anderer auf der Erde jemals diese Gräueltaten erlebt.“
Atomwaffentest im Bikini-Atoll
Jeder andere auf der Erde verbindet mit dem Begriff „Bikini“ zuerst auch alles andere als Unheil. Verantwortlich dafür ist der Franzose Louis Réard: Inspiriert von den Kernwaffentests taufte er sein Badekostüm auf diesen Namen und bewarb es mit dem Slogan: „le bikini, la première bombe an-atomique“. Das Revuegirl Micheline Bernardini präsentierte den Zweiteiler erstmals in einem Pariser Schwimmbad am 5. Juli 1946 – ein Skandal! Réard ließ sich seine Bademode unter der Nr. 19431 schützen. Der Schutz hielt aber nur wenige Jahre. Schnell wurde das „an-atomique“-Modell, das mehr zeigte als verdeckte, weltweit kopiert – und gekauft und getragen. Warum? Réards Antwort: „Der Bikini ist so klein, dass er alles über die Trägerin enthüllt bis auf den Geburtsnamen ihrer Mutter!“
Republik Vanuatu
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Besitzer teurer Autos weltweit schätzen Vanuatus schwarze Autokennzeichen mit vier weißen Palmen. Da es weder Mehrwert- noch Kraftfahrzeugsteuer, gibt, kommt die Auto-Anmeldung per Internet im Südpazifik günstig – bis der heimische Fiskus an die (Auto-)Tür klopft.
Fläche: | 12.190 Quadratkilometer, gleich groß wie die Falklandinseln oder ein Viertel der Slowakei |
Einwohner: | 258.000, ein Zwanzigstel der Slowakei |
Hochrisiko-Glücksinsel
Vanuatu ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, von denen eine Handvoll noch die Sprache Araki spricht. Von den rund 6000 Sprachen auf der Welt ist jede zweite vom Aussterben bedroht. Araki gehört zu den am meisten gefährdeten Sprachen und wurde deshalb von der französischen Chirac-Stiftung als Ergänzung zum UNESCO-Weltatlas der vom Aussterben bedrohten Sprachen per Video für die Nachwelt festgehalten. Dieses Sprachenschutzprogramm nennt sich „Sorosoro“, ein Araki-Wort, das übersetzt Sprache, Wort oder Atem bedeutet.
Einen langen Atem brauchen die Bewohner des Archipels auch, wenn es um die Bewältigung der Naturkatastrophen geht, von denen die über achtzig Inseln regelmäßig heimgesucht werden. Kein anderes Land ist laut Weltrisikobericht der Vereinten Nationen Naturgewalten so ausgeliefert wie Vanuatu. Sowohl mit Vulkanausbrüchen als auch mit Erdbeben und Wirbelstürmen haben die Inseln aufgrund ihrer geografischen Lage zu kämpfen. Bei der Berechnung des Risikowertes für 173 Staaten liegt die Insel mit 32 Prozent auf Platz eins. Zum Vergleich: Mit 0,72 und 0,02 Prozent ist das Katastrophenrisiko in Malta und Katar am geringsten. Deutschland liegt mit 2,96 Prozent auf Rang 150, Österreich mit 3,41 Prozent auf Platz 144.
Männer aus Vanuatu, die Prinz Philip verehren.
Vanuatu liegt allerdings bei einem wesentlich erfreulicheren Ranking ebenfalls an der Spitze: Die Insel ist der „glücklichste Platz der Welt“. Zu diesem Ergebnis kam 2006 eine Studie der britischen New Economics Foundation (NEF). Beurteilt wurden die einzelnen Länder anhand der Zufriedenheit der Bevölkerung, ihrer Lebenserwartung und ihrem ökologischen Fußabdruck. „Die Menschen hier sind glücklich, weil sie mit sehr wenig zufrieden sind“, erklärte ein Vertreter des Landes der britischen Zeitung „The Guardian“: „Wir haben keine konsumorientierte Gesellschaft. Das Leben dreht sich hier um die Familie und die Gemeinschaft. Es ist ein Ort, an dem man sich nicht viele Sorgen macht. Angst haben die Menschen nur vor Wirbelstürmen und Erdbeben.“
Lavasee in Vanuatu
Eine Methode um Unglück abzuwenden, ist mit Opfergaben und Gebeten den Vulkan Manaro nach einem Ausbruch zu besänftigen. Die Dorfältesten auf der besonders gefährdeten Insel Ambae warfen dafür den Stoßzahn eines Ebers in den Krater, um sich so bei dem Vulkangott Tagaro für ihre Missetaten zu entschuldigen. „Wir glauben, er wird den Menschen und den Wissenschaftern helfen und das Feuer abkühlen“, erklärte der Inselbewohner Paul Vuhu den Charakter des Vulkangotts. Vuhu und andere Insulaner waren so überzeugt vom Erfolg ihrer Opfergaben, dass sie in ihrem Dorf am nördlichen Rand des Kraters blieben: „Tagaro wird uns nicht verletzen und das Opfer annehmen.“ Und sollte sich der Vulkangott unversöhnlich zeigen, bleibt immer noch Prinz Philip. Der Mann von Queen Elizabeth wird auf Vanuatu als Gottheit verehrt. Für die Bewohner des Dorfes Yaohnanen steht fest, dass der Brite eines Tages nach seinem Tod als Heilsbringer zurückkehren und sie von Krankheit und Tod befreien werde. Happy Island!
Republik Nauru
Berühmt, berüchtigt, beneidet für:
Aus den Statistiken des Weltpostvereins geht hervor, dass weltweit die wenigsten Briefe in Nauru verschickt werden: rund 350 im Jahr.
Fläche: | 21 Quadratkilometer, ein Drittel von San Marino |
Einwohner: | 10.084, ebenfalls ein Drittel von San Marino |
Ausgeschissen
Nauru ist ein wunderbarer Inselstaat mit wundervollen Menschen, die schon glücklichere Zeiten erlebt haben. Paradox, aber je beschissener ihr Eiland war, desto besser ist es den Bewohnern der kleinsten Republik der Welt gegangen. Der Vogelkot Zigtausender Seevögel über Zigtausende Jahre hinweg machte die Koralleninsel zu einem Phosphatdepot und der Abbau des Düngemittelrohstoffs die Insulaner reich. Naurus Nähe zu den Agrarländern Australien und Neuseeland zahlte sich aus, denn diese konnten den kostbaren Naturdünger bestens gebrauchen. 1905 begannen englische Unternehmer den Dünger abzubauen – die deutschen Kolonialherren bekamen ihren Anteil am Gewinn. Nach wie vor gibt es viele deutsche Fremdworte im Nauruischen wie „Gott“ oder „Tisch“. Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Deutschen Kaiserreichs 1918 wurde unter britisch-australisch-neuseeländischer Verwaltung weitergeschürft. Erst mit der Unabhängigkeit 1968 begannen die Nauruer vom Vogeldreck-Reichtum ihrer Insel zu profitieren. Goldene Jahre ohne Steuerzwang, mit einem kostenlosen Gesundheitssystem und viel Freizeit folgten.
Ab dem Jahr 2000 gingen die Kot-Vorräte aber zur Neige und das Land verarmte. Zurück blieb eine vom Bergbau zerstörte Insel, die einer Mondlandschaft gleicht. Nauru klagte vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag gegen Australien, verlangte Entschädigungen für die beim Phosphatabbau entstandenen Umweltschäden und die jahrzehntelange wirtschaftliche Ausbeutung ohne Gegenleistung. Die australische Regierung bezahlt Nauru aber lieber für die Internierung von in Australien nicht erwünschten Bootsflüchtlingen.
Der wirtschaftliche Niedergang Naurus ist neben gravierender Fehlinvestitionen und korrupter Geschäfte der Regierung auch dem exzessiven Konsumverhalten der Insulaner geschuldet. In der vom Vogelkot finanzierten Blütezeit besaß jeder Haushalt durchschnittlich zwei bis drei Autos – bei 41 Kilometer Straßen(un)dichte – und ein Motorboot.
Dabei widerspricht diese Unmäßigkeit