Wolfgang Machreich

360° um die Welt


Скачать книгу

Zerstörer rammte Kennedys Boot und teilte es in zwei Hälften. Zwei Besatzungsmitglieder starben. Im Wasser sammelte Kennedy die Überlebenden seiner Crew auf. Da die nahen Inseln von Japanern besetzt waren, befahl der 26-jährige Kapitän seiner Truppe mehr als fünf Kilometer zu einem winzigen Eiland ohne feindlichen Posten zu schwimmen. Die Nichtschwimmer wurden auf einem Floß aus Trümmern geschoben. Einen Verwundeten zog Kennedy, der zur Harvard-Schwimmmannschaft gehörte, am Gurt einer Schwimmweste hinterher. Kennedy schwamm noch zu weiteren Inseln, um US-Boote zu alarmieren. Ohne Erfolg. Die Rettung kam, nachdem Kennedy Insulaner mit einer in eine Kokosnuss geritzten Botschaft zu einem US-Posten geschickt hatte. Am 8. August 1943 wurden die elf Überlebenden der Kollision gerettet. Für seinen Mut und seine „heroische Führung als kommandierender Offizier“ erhielt Lieutenant Kennedy die Navy-Medaille und das Verwundetenabzeichen Purple Heart. Der Anfang einer großen Karriere …

      Bis heute heißt die Bucht von Guadalcanal „Ironbottom Sound“. Fünfzig Kriegsschiffe rosten dort auf dem Meeresboden. Beliebt bei Tauchern, zählen die Wracks zu den wenigen touristischen Attraktionen der Salomonen, die vom Reichtum ihres Namensgebers leider noch immer weit entfernt sind.

       Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

      Das Great Barrier Reef besteht aus über 2900 einzelnen Korallenriffen, gilt als eines der sieben Weltwunder der Natur und hat einen eigenen Briefkasten.

Fläche: 7.692.024 Quadratkilometer, mehr als doppelt so groß wie Indien
Einwohner: 25.324.713, weniger als ein 52stel von Indien

      Mona Lisa aus Stein

      Australien ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen, die mehr Platz zum Leben haben als die meisten Menschen anderswo. Nur in Grönland und in der Mongolei gibt es noch mehr Lebensraum je Einwohner. So wie in Namibia kommen auch in Australien drei Bewohner auf einen Quadratkilometer. Aber auch die Australier suchen Nähe und das Meer. Die meisten wohnen in Großstädten und maximal fünfzig Kilometer vom Meer entfernt. Davon hat Australien mehr als genug. 10.000 Strände umrahmen den Kontinent; besucht man jeden Tag einen anderen, dauert das 27 Jahre. Und auch sonst pachtet Australien gerne den Superlativ: die längste gerade Bahnstrecke der Welt (478 Kilometer), die längste gerade Straße Australiens (146 Kilometer) muss sich nur einer noch längeren Straße ohne Kurve in Saudi-Arabien geschlagen geben. Die „Anna Creek Station“ ist wiederum die größte Rinder-Ranch der Welt und um einiges größer als Slowenien. Tasmanien hat die sauberste Luft der Welt. Und obwohl es in den australischen Alpen zeitweise mehr schneit als in Europas Bergen, ist nur die Antarktis ein trockenerer Kontinent als Australien.

      Das muss man wissen, dann erscheint einem die Henley-on-Todd-Regatta in Alice Springs als normales Bootsrennen – aber nur dann. Der Austragungsort ist das sandige Flussbett des Todd River, der nur in Ausnahmefällen Wasser führt. Die Mannschaft, die ihr Boot am schnellsten über die Rennstrecke trägt, gewinnt. Abgesagt wird das Rennen nur bei starkem Regen – dann führt der Fluss Wasser.

      Great Barrier Reef

      Jetzt aber Schluss mit lustig. Wir tauchen in Australiens Mythen ein, machen es wie der holländische Australien-Reisende Cees Nooteboomm, steigen auf den berühmtesten Felsen der Welt: „Am darauffolgenden Tag mache ich mich auf den Weg zum heiligen Stein, Uluru oder Ayer‘s Rock. Der geweihte Ort der Pitjantjara ist zum Symbol Australiens geworden, ein Kieselstein von neun Kilometer Umfang, 348 Meter hoch. Vergiß die Größe und das, was er ist, eine Mona Lisa in Form eines Steins, der wie ein Rätsel mitten im Flachland liegt. … Ich hatte nicht vor, mich von einem Stein einschüchtern zu lassen, doch so leicht kommt man nicht davon, dafür liegt er dort zu provozierend. Einfach ein großer Stein, sagt man sich, nicht mal eine Pyramide mit ihrem Mysterium von sakralem oder mathematischen Zauber. Ein letzter Backenzahn im offenen Maul der Wüste. Aber so funktioniert das nicht, kein Rationalismus kommt gegen die Verlockung an, gegen die Blutfarbe, die schroffe Absonderlichkeit, die ungereimte Form. Der Weg zu ihm ist lang und das paßt.“

      Henley-on-Todd-Regatta in Alice Springs

      Der Weg eines für Australien bestimmten Pakets aus Kentucky/USA wurde 2018 ebenfalls lang – das passte nicht. Fünfmal landete es in Österreich, bevor es nach 60.000 Kilometer Umweg seinen Bestimmungsort erreichte. Die österreichische Post hat bereits vorgefertigten Stempel mit der Aufschrift „Missent to Austria“. Die Österreicher wundert das nicht: „Austria not Australia“ gehört zur Vorstellrunde im Ausland so wie „There are no kangaroos in Austria“.

      Uluru, „Kieselsein“ von neun Kilometern Umfang

       Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

      Papua-Neuguinea ist Weltmeister in der Sprachenvielfalt: Man zählt 839 verschiedene Sprachen, die zu 56 Sprachfamilien gehören. Diese Vielfalt wird vor allem geografisch, durch die vielen schroff voneinander abgegrenzten Täler erklärt.

Fläche: 462.840 Quadratkilometer, ein wenig größer als Schweden
Einwohner: 8.251.000, knapp zwei Millionen weniger als Schweden

      Ressourcenfluch

      Papua-Neuguinea ist ein wunderbares Land mit wundervollen Menschen. Die leider sehr ungleich im Parlament vertreten sind. Unter den 111 Abgeordneten gibt es keine einzige Frau. Deswegen machte Regierungschef Peter O'Neill am Frauentag, 8. März 2019, den Vorschlag, der Pazifikstaat könnte Abgeordnetenmandate für Frauen reservieren. Das sei „nur fair“, sagte O'Neill, denn: „Traurige Tatsache ist, dass die Interessen von Frauen vernachlässigt werden.“ Papua-Neuguinea ist wegen fehlender Frauenrechte und weit verbreiteter häuslicher und sexueller Gewalt in Verruf. Die Täter kommen oft ungestraft davon. In manchen Landesteilen werden Frauen sogar Opfer von Hexenjagden. Der Glaube an schwarze Magie ist nach wie vor weit verbreitet. Die Verbrennung einer Frau bei lebendigem Leibe 2013 schreckte die Öffentlichkeit auf. Die Zwanzigjährige soll einen Jungen durch „Hexerei“ getötet haben. Als die Polizei gegen die Ermordung einschreiten wollte, wurde sie daran gehindert. Nach dem Vorfall schaffte die Regierung ein Gesetz von 1971 ab, das Hexerei zur Straftat erklärte. NGOs kämpfen seit Jahren dafür, dass derartige Verbrechen härter bestraft werden. Mit Erfolg: Opfer berichten, die Polizei gehe inzwischen härter gegen Gewalt an Frauen vor. Weibliche Abgeordnete sind jetzt der nächste überfällige Schritt.

      Hütten im Hafen von Port Moresby

      Bezeichnend für die Situation im Inselstaat war der Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft (APEC), der 2018 erstmals im ärmsten der 21 Mitgliedsländer abgehalten wurde. Prominentester Gast war Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. Da es in Port Moresby an Hotels fehlte, waren viele Teilnehmer im Hafen auf drei eigens gecharterten Kreuzfahrtschiffen untergebracht. US-Vizepräsident Mike Pence übernachtete in Australien und ließ sich zu den