Vorwort
Wie im Vorgänger-Band „Wunder-volle Erfahrungen“ sind auch in diesem Buch Geschichten zusammengetragen, die unglaublich klingen und wahrscheinlich von manchen Lesern als Träume, Zufälle, Sinnestäuschungen oder gar als Lügen abgetan werden. Aber sie haben sich tatsächlich so zugetragen, dafür stehen die jeweiligen Autoren gerade; nur sind meist die Namen verändert worden.
Es geht um die „Dinge zwischen Himmel und Erde“. Wer einmal so etwas erlebt hat, der ist zutiefst beeindruckt und zweifelt nicht mehr, dass es sie gibt. Vermutlich ereignen sich derartige Geschehnisse öfter, als man annimmt. Die Menschen, die sie erleben, sprechen nur nicht darüber, da sie befürchten, verlacht oder als geistig nicht zurechnungsfähig eingestuft zu werden.
Manchen Menschen fallen ASW (= außersinnliche Wahrnehmungen) immer wieder in den Schoß; die Anlage dazu ist vielfach vererbt, wird aber nicht immer geliebt. Man denke an die westfälischen „Spökenkieker“, die oft unter ihrer Gabe litten. Vielleicht kennen Sie das Gedicht „Vorgeschichte“ von Annette von Droste-Hülshoff, das berührend und anschaulich von dem Freiherrn berichtet, der um das Leben seines geliebten Sohnes fürchtet, aber dann durchs nächtliche Fenster im Mondlicht eine Szene beobachten „muss“, die ihm seinen eigenen Tod vor Augen führt.
Bei anderen Menschen braucht es, um solche außersinnlichen Erfahrungen machen zu können, einer seelischen Aufnahmebereitschaft, zu der man nicht in der Lage ist, wenn man ganz im Verstand steckt. Dieser ist in der linken Gehirnhälfte angesiedelt, die für alles Rationale zuständig ist, für das Nachdenken, Tifteln, logisch Folgern. Die rechte Gehirnhälfte dagegen hat andere Aufgaben. Sie arbeitet, wenn man vor sich hinträumt, sich im Halbschlaf befindet, Musik hört, die einen ganz erfüllt, kreativ tätig ist, das Herz geöffnet hat – etwa bei einem Spaziergang in der Natur –, etwas besonders Schönes aufnimmt, innerlich sehr angerührt ist, usw. Wenn man sich in einem solchen Ausnahmezustand befindet, kann es geschehen, dass man etwas sieht und hört, was normalerweise nicht sichtbar und nicht hörbar ist.
Auch gibt es Fälle, wo der Kontakt durch die Verstorbenen zustande kommt, vor allem bei einem plötzlichen Tod, den sie ihren Lieben mitteilen wollen. Oft scheinen sie sich teilweise noch nicht trennen zu können, weshalb sie noch tagelang an ihrem bisherigen Wohnort wahrgenommen werden.
Die Geschichten in diesem Buch machen nachdenklich, zeigen sie doch, dass es mehr gibt als die nur materielle Welt.
Ich wünsche viel Gewinn beim Lesen!
Gisela Schäfer
Dieses Buch ist in deutsch-österreichischer Zusammenarbeit innerhalb eines Internet-Forums entstanden.
Birgid Krause
Unsichtbarer Beschützer
An einem schönen Sommertag während der großen Ferien hatten mein kleiner Bruder und ich die Idee, mal wieder mit dem Fahrrad eine kleine Tour zu unternehmen. Wir packten unser Badezeug ein, etwas Verpflegung, verabschiedeten uns von unserer Mutter, und dann ging’s auch schon los. Wohin uns der Weg führen sollte, besprachen wir auf dem kurzen Weg zur Garage.
„Weißt du, wozu ich Lust hätte?“, fragte ich den Fritz.
„Na, sag schon.“
„Wollen wir nicht ganz gemütlich zum ‚Himmelreich’ fahren? Dort besuchen wir die Meiers, und dann können wir immer noch sehen, wie es weitergeht.“
„Gute Idee“, meinte mein Bruder, „dann musst du aber vorneweg fahren, weil ich den Weg nicht so genau kenne.“
Das ‚Himmelreich’ war ein Ortsteil unserer Heimatstadt und lag etwa in vier Kilometer Luftlinie am anderen Ende der Stadt auf einer kleinen Anhöhe, genau gegenüber von unserem Standort. Wir starteten, nachdem wir die Reifen der Räder auf genügend Luft überprüft hatten.
„Sei vorsichtig“, ermahnte ich den Bruder, „und gib Zeichen, wenn wir abbiegen müssen! Fahr bitte nicht zu schnell den Berg hinunter und halte genügend Abstand zu mir, damit du mir nicht drauffährst, wenn ich scharf bremsen muss!“ Insgeheim empfahl ich meinen Bruder Sausewind noch seinen Schutzengeln. „Ja, ja, nun steig schon auf.“
Der Weg führte uns zunächst bergan, heraus aus unserer Wohnstraße auf die Hauptstraße.
Dort mussten wir das erste Mal absteigen, um die Fahrbahn zu überqueren, denn es war ziemlich Betrieb. Ein Auto kam hinter dem anderen, und die Lücken waren zu klein, um sich in den fließenden Verkehr einzureihen. Endlich ging es weiter, bergab in einigen Serpentinen bis zur Stadtmitte. Danach bewegten wir uns auf der stark befahrenen Ausfallstraße Richtung Himmelreich. Immer wieder sah ich mich nach meinem Bruder um, ob er auch ordentlich hinter mir her kam. Eigentlich hätte ich es ja lieber gesehen, wenn er vor mir geradelt wäre. So hätte ich immer ein Auge auf ihn werfen können. Denn manchmal war er ein wenig leichtsinnig, ließ sich zu schnell ablenken. Aber er machte heute seine Sache gut, und nach weiteren fünfzehn Minuten Fahrt Richtung Bahnhof nahmen wir die Abzweigung zum ‚Himmelreich’. Das Haus von Familie Meier war schon zu sehen. Die letzten fünfzig Meter aber mussten wir schieben, denn es ging steil bergan.
Tante Reserl war zu Hause und freute sich über unseren Besuch. Wir erhielten Saft und Kekse zur Stärkung, erzählten von unseren Ferienerlebnissen, und dann machten wir uns wieder auf den Weg.
„Lass uns noch zum Friedhof fahren, Fritz. Die Blumen auf dem Grab der Großeltern brauchen bestimmt Wasser. Wir fahren den anderen Weg zurück, durch den Tunnel.“
„Okay, ich fahre schon mal los. In diese Richtung kenne ich mich aus“, erwiderte mein Bruder und schwang sich auf sein Rad Richtung Eisenbahnunterführung.
„Vorsicht, nicht so schnell, warte an der Kreuzung auf mich!“, rief ich ängstlich hinterher.
Aber Fritz rauschte schon den kleinen Berg hinunter und entschwand aus meinem Gesichtsfeld. Ich beeilte mich, ihn einzuholen, doch ich schaffte es nicht. Als die Kreuzung in mein Blickfeld kam, hörte ich gleichzeitig ein Reifenquietschen. Jemand hatte wohl eine Vollbremsung durchgeführt. Mich durchfuhr ein eisiger Schauer, und ich brabbelte laut vor mich hin: „Bitte, Gott, lass nichts passiert sein, ich flehe dich an!“
Schweißnass kam ich an der Kreuzung an und sah die Bescherung. Fritzens Rad lag mitten auf der Straße, davor stand mit offener Fahrertür ein VW-Käfer. Etliche Leute versperrten mir die Sicht. Wo war mein Bruder? Zittrig und aufgeregt suchte ich, hektisch um mich blickend, die Umgebung ab und fand ihn am Straßenrand sitzend. Er schien gesund zu sein, es gab keine sichtbaren Verletzungen, aber sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren. Der Schrecken saß ihm noch in den Gliedern. Ich drängelte mich zu ihm durch, nahm ihn in den Arm und fragte einige Passanten, was geschehen war.
„Der Autofahrer hat wohl den Jungen übersehen. Außerdem fuhr er viel zu schnell.“
„Den Kleinen trifft keine Schuld … Der hat super reagiert, ließ das Rad fallen und sprang zur Seite … Gut, dass der Junge das Rad über die Straße geschoben hat. Da hatte er wirklich einen Schutzengel …!“
Mit