nicht vergessen, denn die hatte sie an den Rand der Verzweiflung getrieben. Trotzdem konnten sie den Ruf der Firma sehr bald wieder herstellen.
Die Mutter gaben sie später in ein Heim, da es Hartmut allein nicht geschafft hätte. Beide erreichten, dass die Firma noch besser florierte als jemals zuvor.
AUS DER SICHT ZWEIER GÄSTE IM RESTAURANT ZUR SONNE
Jeden Freitag gehe ich mit meinem Mann Gerd zum Frühstück ins Restaurant Zur Sonne. Wir bestellen immer vor, denn sonst bekommen wir keinen Platz mehr. Dieses schnuckelige Stübchen wird gern besucht, in der Hauptsache von Rentnern, die in dem kleinen Ort ansässig sind.
Wenn wir gegen elf Uhr kommen, sind schon alle Tische belegt. Ein reger Gesprächsaustausch ist im Gange. Nun, wir sind Autoren und lauschen immer gern, was da so gesprochen wird.
Heute kam Erich direkt an unseren Tisch und begrüßte uns freundlich. Seine Kollegen kamen kurz nach ihm herein. Alle setzten sich an einen Nebentisch und Willi fing eine Unterhaltung an. Mein Mann und ich lauschten gespannt.
Willi, Erich und Fritz sind ein eingespieltes Team und die Kellnerin Gabi weiß genau, ohne zu fragen, was die Herren wünschen.
Willis Frau musste ins Krankenhaus. Die Galle. Ein Problem, das sie schon lange mit sich herumschleppte.
Aber er meinte: „Das wird sie gut hinter sich bringen, denn Olga ist ein zäher Brocken.“
Daraufhin warf Erich in die Runde: „Du wirst es nicht glauben, Willi, aber Lisbeth und ich hatten in der letzten Nacht Sex, da ging die Post ab. Das Weib ist immer noch gut bei der Sache.“
Fritz musste lachen: „Meine Herta hat in den letzten zwanzig Jahren ganz schön zugenommen. Da geht nix mehr, außer Streicheln – hin und wieder.“
Gerd und ich saßen am Nebentisch und konnten alles deutlich mithören. Wir mussten uns das Grinsen verkneifen, aber für unser neues Buch kamen diese Geschichten gerade richtig.
Erich trank nur Cola und die beiden anderen Kaffee in rauen Mengen. Sie schwadronierten ohne Pause.
„Wisst ihr schon, dass der Bus einen Umweg fahren muss?“
„Ja, haben wir gehört, aber morgen kommt mein Wagen aus der Inspektion zurück, dann hat sich Busfahren erst mal erledigt“, sagte Willi.
Gerd und ich notierten jedes Gespräch für unser Buch.
Zum Schluss spendierten wir noch eine Runde Kaffee für die alten Herren und der Vormittag nahm ein zufriedenes Ende.
Das war wieder mal ein Freitag im Restaurant zur Sonne, an dem wir an wunderbaren Gesprächen teilnehmen durften. Gerd und ich wissen schon jetzt, dass der nächste Freitag wieder ein Erlebnis wird.
BÄRENERINNERUNG
Es war ein warmer, angenehmer Tag. Dr. Peter Bender schrieb an seinem Buch. Die Terrassentür quietschte bei jeder Bewegung. Little Jim machte sich wohl einen Spaß daraus. Das kleine Löwenbaby ging immer wieder hinein und hinaus aus dem Haupthaus. Peter störte das nicht, er schrieb weiter über seine Begegnungen und Geschichten mit den vielen Tieren im Nationalpark.
Gerade schrieb er darüber, wie er einem riesigen Bären gegenüberstand. Der hatte sich die Pfote gebrochen, um den Hals eine Schlinge und bei jeder Bewegung zog sie sich weiter zu. Peter hatte keine Betäubungspfeile mehr in seinem Gewehr. Der Bär ließ ihn ganz nah an sich heran. Er bemerkte die positiven Schwingungen und das beruhigende Flüstern von Peter. Nun ja, das war jetzt schon viele Jahre her.
Dr. Peter Bender war ein sehr erfolgreicher Schönheitschirurg. Täglich sorgte er dafür, dass die Menschen noch besser und schöner aussahen.
Irgendwann saß ein kleines Kätzchen vor der Klinik. Niemand hatte Zeit, außer Bender. Er nahm sich des Tieres an und versorgte es. Der kleine Kater war verletzt und Peter Bender spürte, dass der kleine Stubentiger eine gewisse Liebe zu ihm aufbaute. Er wurde nachdenklich und überlegte, vielleicht doch in die Tiermedizin zu wechseln.
Diesen Gedanken hatte er schon oft verfolgt. Das viele Geld und der Ruhm als Schönheitschirurg machten ihn nicht mehr glücklich. Er konnte einfach diese verrückten und eingebildeten Leute nicht mehr sehen. Seine Kinder waren durch gute Ausbildungen versorgt. Lisa, seine Frau, war sehr früh verstorben.
Peter wollte einen neuen Weg einschlagen und verkaufte alles, was er besaß. Er kaufte neue Ausrüstungen. Und – welch ein Zufall, oder war es etwa eine Fügung – sein Freund, Tierarzt Dr. Jack Lahome, gab seine Praxis aus Altersgründen auf.
Jedoch suchte Lahome noch eine Herausforderung. Beide bauten im Nationalpark schließlich die Animal Home Station auf. Mit weiteren fünf Helfern versorgten sie sämtliche Wildtiere. Oft war es ein sehr gefährliches Unterfangen.
Gerade kam Dan zur Station zurück. Mit seinem Jeep umkreiste er großräumig das Gelände, um herannahende gesunde Tiere zu entdecken, die auf Beutefang waren und meinten, in der Station einen leckeren Happen zu bekommen. Dan übernahm das Funkgerät.
Peter wollte nur eine kurze Zeit am Wasserfall verbringen. Später wollte er an seinem Buch weiterschreiben. Den Jeep tankte er noch voll und verstaute die Betäubungspfeile. Nun fragte er Dan, wo sich die anderen Freunde befänden.
Etwa fünfzehn Meilen entfernt war ein Wasserfall. Es gab keinen befestigten Weg und manchmal mussten Äste und ganze Bäume aus dem Weg geräumt werden. So manche Achse am Jeep musste aus diesem Grund schon gewechselt werden.
Am Wasserfall angekommen, nahm Peter ein Bad. Danach beobachtete er mit dem Fernglas einige Affen. Peter amüsierte sich sehr über ihr Verhalten. Er musste sich zwangsläufig an die Katze erinnern, wie sie die Kissen zerlegt und die Schuhbänder aus den Schuhen gezogen und versteckt hatte.
Allerdings bemerkte er nicht, dass er beobachtet wurde. Tatsächlich bewegte sich im nahe gelegenen Gebüsch etwas. Peter war in Gedanken, denn wenn er seine Umgebung aufmerksamer betrachtet hätte, so hätte er wahrgenommen, dass große, schwere Stiefel und ein Gewehrlauf zu erkennen waren. Aber leider achtete er nicht darauf.
Immer mehr Gewehre und Stiefel wurden sichtbar. Da waren Wilderer unterwegs. Zu spät bemerkte er sie. Sie saßen auf der Motorhaube ihres Jeeps und zerschlugen das Betäubungsgewehr. Peter hatte keine Chance.
„Hands up!“, riefen die Wilderer.
Zu spät. Sie saßen bereits in seinem Jeep.
„Was wollt ihr von mir?“, rief er. „Geld, Elfenbein oder sonstige Reichtümer besitze ich nicht.“
Vor kurzer Zeit waren zwei Wilderer gefangen genommen worden und nun wollten ihre Freunde sie befreien, indem sie versuchten, Peter zu erpressen. Sie wussten, dass er gute Kontakte zum Park Officer hatte. Nur bemerkten die Gauner nicht, dass auch sie beobachtet wurden. Sie waren sich ihrer Sache sehr sicher. Die Vorräte im Jeep wurden geplündert und Peter gefesselt.
Dumpfe Schritte und ein Raunen waren zu hören. Noch ein paar schwere Schritte und die Wilderer lagen am Boden. Die Hiebe waren so kräftig, dass alle Gauner bewusstlos waren. Peter erkannte ihn sofort. Es war der gerettete Bär mit der gebrochenen Pfote und der Schlinge um den Hals. Die Halsabdrücke waren unverkennbar.
Die ganze Aktion wurde vom Officer über das Funkgerät mit angehört. Er lokalisierte den Tatort und fuhr mit seinen Leuten los.
Der Bär und Peter verabschiedeten sich mit einem Augenzwinkern. Wieder war sich Peter sicher, dass er seine Lebenszeit nur der Gesundheit der Tiere widmen wollte, aber nie wieder dem Schönheitswahn der Menschen.
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