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Winter – Weihnacht – Wunderbares


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      „Das war so schön, wie sie voller Stolz und Würde an uns vorbeigezogen waren. Und erst die Kinder. So richtig feierlich. Los, komm, ziehen wir uns an!“

      „Hast ja Recht, hoffentlich hört der Regen rechtzeitig auf, sonst weichen die alle ein, 900 Teilnehmer sollen es werden.“

      „Ich freue mich schon, wenn sie wieder zum Schluss alle gemeinsam aufspielen.“

      „Ich erinnere mich, dass ich Gänsehaut hatte. Im Herbst ’89 standen wir an der gleichen Straße, auch mit Gänsehaut. Weißt du noch?“

      „Gab es da eigentlich die Bergparade auch schon?“

      Robert wurde lebhaft. Er erhob sich vom Sessel, zog Jacke und Schuhe an und öffnete die Garage.

      Seine Frau war nicht ganz so schnell gestiefelt und gespornt. Mit so einer schnellen Reaktion hatte sie nicht gerechnet.

      Als die beiden in Chemnitz ankamen, lugte kurz die Sonne durch die Wolken. Mit den Vorbeiziehenden und den Beobachtern feiernd am Straßenrand, genossen sie die besondere Atmosphäre, die eine Bergparade erzeugt. Festlichkeit ohne Pomp.

      Der Vorbeimarsch der Musiker war beendet, Schalmeien und Posaunen verklungen, die Menschenansammlung löste sich allmählich auf. Die meisten Leute bewegten sich in Richtung Weihnachtsmarkt.

      „Wenn wir schon einmal hier sind, können wir einen Glühwein trinken“, schlug Robert vor.

      „Dann müssen wir so lange bleiben, bis ich wieder fahrtüchtig bin und können noch einen Roster essen.“

      „Daher weht der Wind“, sagte Anita, „ich rieche gebrannte Mandeln und höre schon die Musik. Mir wird ganz weihnachtlich.“

      Freue dich, ‘s Christkind kommt bald.

      Die beiden Rentner schlenderten eingehenkelt zwischen den hölzernen Buden entlang, genossen die Düfte und den festlichen Glanz. Vom Rathausturm ertönten Glocken, unten erklangen die alten und wohlbekannten Texte und Weisen. Glühwein unter dem Wärmestrahler, Riesenroster im warmen Brötchen, behagliche Sorglosigkeit. Jedoch nicht lange.

      Rechts unten, auf dem Fußboden sitzend und mit dem Rücken an eine Säule gelehnt, hielt ein Mann im abgeschabten Mantel eine Bettelmütze vor. Ein Junge warf ihm einige Münzen aufs Pflaster und einen freundlichen Blick dazu.

      „Musst du uns vor die Füße laufen? Pass doch auf!“, empörte sich Robert.

      Anita zog ihn beschwichtigend zur Seite. „Schau, da drüben sind Schneiders, die haben wir lange nicht gesehen. Lass uns hingehen!“

      Im Umsehen nahm sie wahr, dass der Mann den Jungen dankbar anlächelte und verlegen nickte. Robert hatte nur noch Interesse für die Bekannten. Sofort waren alle in Gespräche vertieft. Sie hatten sich lange nicht gesehen und außerdem lockte die Bratwurst vom Holzkohlegrill.

      Als sie später zu Hause angekommen waren, bekamen sie Lust auf ein gemütliches Abendessen, von der Wurst vom Weihnachtsmarkt waren sie nicht satt geworden. Der Bettler war schon vergessen. Doch jetzt erinnerte sich Anita wieder daran und sprach ihre Gedanken aus. Die waren auch bei dem Schüler, der ihnen in die Quere gekommen war. „Der sah aus wie ein Gammler mit seiner komischen Frisur und den ausgefransten Klamotten“, nörgelte Robert.

      „Er hat dem alten Mann Geld gegeben.“ Anita plagten Gewissensbisse.

      „Das hat er doch von seinen Eltern, der verdient doch noch nichts.“

      „Dann hat er vom Taschengeld abgegeben. Wir haben unsere Rente und haben nichts gespendet.“

      „Das Portemonnaie kann ich nicht so schnell bereit haben. Nicht umsonst wird vor Taschendieben gewarnt.“

      „Hast ja Recht, wer weiß, ob der Bettler überhaupt einer war.“

      Der Abend ging zu Ende.

      Bei der täglichen Zeitungsschau am nächsten Morgen entdeckte Robert einen Artikel über den Bundespresseball.

      „Hör dir das an: ‚Glanz in düsteren Zeiten‘ heißt die Überschrift.“ Er las laut vor: „‚150 internationale Spitzenköche, kanadischer Hummer, Ananas-Kokos-Törtchen, 1700 Flaschen Champagner‘ – so eine Prasserei, was sagst du dazu?“

      „Was soll ich dazu sagen? Ich denke an den alten Mann vom Weihnachtsmarkt. Der hat vielleicht nicht einmal Brot.“

      „Fang nicht wieder damit an. Wir können die Armut nicht abschaffen, so schlimm es auch ist.“

      „Wie du meinst, ich stecke mir aber ab heute ein paar Euro-Stücke in die Manteltasche. Für alle Fälle.“

Hermann Friedrich

      Der Heilsarmist leiert am Leierkasten und hält den Hut auf.

      Spenden für Arme und Bedürftige! So spricht er die Vorbeikommenden in der spendenfreudigen Weihnachtszeit an. Sie sollen doch etwas Geld in den Hut werfen.

      Ich frage ihn, warum ausgerechnet die Armen und Bedürftigen davon leben sollen.

      Na, um zu überleben, sagt er.

      Die meisten würden doch auch gern arbeiten gehen, meine ich. Und warum er den Armen keine Jobs vermittle.

      Dafür sei doch die Arbeitsagentur zuständig, so seine Antwort. Außerdem müssen sich die Arbeitslosen doch selbst kümmern, in Lohn und Brot zu kommen.

      Und wenn es keine Arbeit gibt?

      Irgendwo gäbe es immer welche.

      Doch bei Millionen Arbeitslosen sei diese Gesellschaft nicht mehr tragbar. Die Armen werden immer mehr. Und Spenden sind so ähnlich wie Kurzarbeitsgeld. Es wäre gerade so, als würde man ein Loch in einem Sieb stopfen, meine ich. Wir machen uns was vor. Ich bin gegen das Spenden. Das verkleistert die wahren Zustände.

       Nikolaus

      Vor Weihnachten der Nikolaus,

      kommt jedes Jahr in jedes Haus.

      Bringt allen viele schöne Gaben,

      die Mädchen, Knaben wollen haben.

      Er kommt mit einem Pferdeschlitten

      und manchmal kommt er auch geritten

      vom Himmel dort vom Himmelszelt

      gibt’s Gaben gratis, ohne Geld.

      Doch hat dies Jahr nur Schwierigkeiten,

      die Flugzeuglotsen, sie war’n streiken.

      Die Himmelsschneise über Bozen,

      bestreikten die gestressten Lotsen.

      Der Nikolaus kam drum recht spät,

      wie das im Leben manchmal geht.

      Er saß im Schlitten wie auf Kohlen

      und um die Zeit noch aufzuholen,

      schlittert er, ist viel zu schnell.

      Es blitzt das Radar, das ein Quell

      für kranke und für andre Kassen.

      Muss Niklaus Geld nun springen lassen?

      Die Polizei, die hält ihn auf,

      da gibt’s ein Knöllechen noch drauf.

      Und dann ein langes Fahrverbot.

      Der Nikolaus, der kommt in Not.

      Aus der Erfahrung, aus den Jahren,

      sagt er: ich bin doch nicht gefahren!

      Ich habe das Problem gewittert

      und