Tagliata vom Rind oder eine Bistecca alla fiorentina gleich mehrere Menschen satt machen würde. Der Bär reibt sich den Bauch, ich runzle die Stirn. Denn meine Hose sitzt heute schon ziemlich eng.
Von Udine sind es nur 11 Kilometer in südöstlicher Richtung nach Buttrio, einer Gemeinde mit rund 4100 Einwohnern. Schon von Weitem sieht man den hohen Glockenturm. Und sollten Sie dort die Uhrzeit verkehrt herum sehen, so haben Sie nicht ein Gläschen Wein zu viel erwischt – die Uhr auf dem Campanile besitzt tatsächlich ein spiegelverkehrtes Ziffernblatt.
Nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt liegt das »Al Parco«– ein gediegenes friulanisches Steinhaus mit roten Balken. Die Trattoria ist mit ihren Grillspezialitäten schon lange als Mekka für Fleischtiger bekannt. In der schönen Jahreszeit nimmt man draußen im Gastgarten Platz, im Winter drinnen am offenen Kamin.
Die Küche zeigt sich betont regional und saisonal. Unter den Antipasti entdecken wir Prosciutto di San Daniele und andere Wurstwaren (Salumi), verschiedene Käsesorten und Frico in Form knuspriger Nester mit Polenta und Rauch-Ricotta. Und es wäre nicht eine cucina tipica, gäbe es nicht im Frühling Risotto oder hausgemachte Pasta mit Leimkraut (Sclopit), Spargel oder Salsiccia bzw. Pilzen im Herbst.
Der Hausherr Paolo Meroi steht aber nicht nur am Grill und bereitet das Fleisch wie Rind (Bistecca, Filetto) Wild und Huhn perfekt zu, sondern keltert mit seinem Sohn Damiano auch eigene hervorragende Weine in den Hügeln von Buttrio: Sauvignon, Chardonnay, Pinot Grigio, Friulano, Merlot, Refosco, Cabernet, »Nestri«, »Ros di Buri«, »Dominin«, Verduzzo und Picolit. Die Kellerei liegt in der Nähe der Trattoria. Von dort fließen die herrlichen Weine quasi unmittelbar ins Lokal.
Der Höhepunkt nach der ganzen Fleischeslust: Es gelingt mir einfach nicht mehr, den Knopf meiner Hose zu schließen. Also lasse ich ihn offen. Fein beim Sitzen, peinlich beim Aufstehen. Was glauben Sie, wie die anderen Gäste da aus der Wäsche geguckt haben.
Al Parco
Via Stretta del Parco 1
33042 Buttrio
Tel. (+39 0432) 67 40 25
Agriturismo Scacciapensieri
Märchenhaftes Anwesen auf einem Hügel mit Blick über die Weinberge. Mit Restaurant im alten Steinhaus, fünf Gästezimmern im neueren Gebäudeteil. Vieles wird selbst erzeugt: Prosciutto, Salami, Marmelade, Gemüse usw. Gestandene, ehrliche Küche mit viel Geschmack.
Via Morpurgo 29
33042 Buttrio
Tel. (+39 0432) 67 49 07
www.agriturismoscacciapensieri.it
Il Vagabondo
Besonders idyllisch gelegener Agriturismo-Betrieb im kleinen Dorf Caminetto bei Buttrio. Ein wunderschönes Steinhaus aus dem 17. Jahrhundert mit bezauberndem Innenhof. Eigene Erzeugnisse wie Wein, Olivenöl, Marmelade können gekauft werden. Die Küche ist regional orientiert (Polenta, Teigtaschen mit Montasio-Käse, Huhn, Gans) und folgt den Jahreszeiten.
Via Beltrame 18
Loc. Caminetto
33042 Buttrio
Tel. (+39 0432) 67 38 11
Azienda Agricola Fulvio Mansutti
Eines der traditionellsten Erzeugnisse Friauls – in Trester gesäuerte Rüben (sie sind auch Hauptbestandteil des urtypisch friulanischen Gerichts »Brovada«). Von Ende September bis März sind die Rüben erhältlich. Zunächst gären sie in speziellen Bottichen, dann werden sie aufgehobelt. Wichtigster Hersteller der »Brovada« ist Familie Mansutti, 5 Kilometer südwestlich von Buttrio.
Via Selvuzzis 19
33050 Pavia di Udine
Tel. (+39 0432) 67 51 05
5 | CAPRIVA DEL FRIULI: »Tavernetta al Castello«
Casanova und Kulinarik
Liebe geht durch den Magen. Ich muss das wissen, schließlich habe ich einen Koch als Ehemann. Ob dies der legendäre Giacomo Casanova auch wusste, als er 1773 im Castello di Spessa weilte? Das herrschaftliche Schloss aus dem Jahr 1200 thront auf einem sanften Hügel zwischen Cormòns und Gorizia, mitten in der schönen Parkanlage sowie am gepflegten 18-Loch-Golfplatz. Das gesamte Areal ist umgeben von berückenden Weingärten. Familie Pali hat das Anwesen 1987 gekauft und in ein imposantes Resort verwandelt. So gehören neben Schloss und Golfplatz auch das Club House mit Bar und Restaurant, das Weingut, der »Wine Store Casanova« sowie die »Tavernetta al Castello« dazu. Dieses komfortable und elegante Lokal am Fuße des Schlossberges ist aus den früheren Bauernhäusern entstanden.
Das internationale Publikum sitzt vor historischen Steinwänden und der großen offenen Feuerstelle. Küchenchef Tonino Venica führt seine Gäste auf fantasievollen Wegen zurück in die Geschichte und lässt traditionelle Rezepte auf äußerst kreative Weise hochleben. Der frisch gefangene Fisch kommt täglich aus der Lagune von Grado. Wunderbar schmecken die Gänse-Salami auf einem Nest aus Mais und Chicorée sowie die Spinatcremesuppe mit feinen Speckwürfeln. Ein Klassiker: Blecs (grob geschnittene Pastaflecken) aus Buchweizen und Mais mit Wildschwein sowie Kohlrabiblüten. Von den Pastagerichten erwähnen wir gerne die Tagliolini mit Pesto aus Vogerlsalat und Montasio-Käse sowie die Lasagnette mit Artischocken und Topinambur. Als Hauptgerichte werden etwa Ente mit Wirsing-Törtchen, Rosmarin-Kalbswangerl sowie Lagunenfische serviert.
Besonderes Augenmerk gilt den Weinen aus dem DOC Collio-Anbaugebiet. Pflicht ist es natürlich, die hauseigenen Top-Weine zu probieren. Um das Weinangebot abzurunden, werden aber auch andere italienische und ausländische Weine auf der Weinkarte angeboten. Keine Sorge, falls Sie sich nach dem Essen noch ein, zwei Gläschen der fantastischen Edelbrände der Marke De Mezzo (gehört zum Castello) gönnen: wunderschöne, herrschaftliche Zimmer stehen im Castello bereit oder auch schlichte, gemütliche Gästezimmer im Landhausstil bei der Tavernetta. Man sagt, Giacomo Casanova hat im Castello di Spessa so einige Liebesabenteuer erlebt. Gut vorstellbar, dass hier Liebe zunächst durch den Magen geht.
Tavernetta al Castello
Via Spessa 7
34070 Capriva del Friuli
Tel. (+39 0481) 80 82 28