Claudia Karell

Barrierefrei und selbstbestimmt Wohnen


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und körperlichen Abbau.

      Der entstandene Bewegungs- und Trainingsmangel fördert das Sturzrisiko! Defizite führen unwillkürlich zu(r):

      ➢ Muskelschwäche

      ➢ unkoordinierten Bewegungsabläufen und

      ➢ Gleichgewichtsstörungen in Folge von herabgesetzter Leistungsfähigkeit des Herz-Kreislauf- und Atmungssystems.

      Menschen mit diesen Beeinträchtigungen bewegen sich naturgemäß vorsichtiger und weniger elastisch. Die Angst vor Stürzen nimmt zu und sie schränken ihre körperliche Mobilität erneut ein.

      Damit schließt sich der Kreis und der Prozess beginnt von Neuem. Am Ende steht der

       durch die Gesellschaft

       geschaffene Pflegefall!

      Voraussetzung für eine erfolgreiche Sturzprävention ist die Kenntnis über die möglichen Sturzursachen.

       Endogene Sturzursachen

      Die endogenen Sturzursachen liegen in der Person selbst begründet. Zu diesen sind u. a. zu zählen:

       plötzlich eintretende Erkrankungen, wie z. Bsp.: Schlaganfall, Herzinfarkt

       Verwirrtheitszustände

       Einschränkungen des Haltungs- und Bewegungsapparates

       Sehstörungen

       Störungen der Balance

       plötzlicher Bewusstseinsverlust

       psychische Aspekte wie Depression und Angstzustände

       Unkenntnis über Sturzgefahren

       Exogene Sturzursachen

      Diese liegen nicht in der Person, sondern in deren Umwelt begründet. Sie können resultieren aus:

       Stolperfallen wie z. Bsp.: fehlende Stufenmarkierungen, umherliegende Kabel

       zu lange Kleidung, die auf den Boden schleift

       schlecht sitzendes Schuhwerk, welches in der Folge zu Gehunsicherheiten führt

       mangelhafte Lichtverhältnisse: nicht ausreichend, blendend, spiegelnd (blank gebohnerte Bodenbeläge) und Schatten werfende Lichtverhältnisse

       Veränderungen, wie z. Bsp. durch das Aufstellen weiterer Möbel im Zimmer

       für Kinder kommen u. a. auch Fensterbänke, Tische und Stühle in Frage, auf welche sie klettern können

      Zu diesen Personengruppen gehören insbesondere:

       Personen über 70 Jahre

       Personen mit reduziertem bzw. schlechtem Allgemeinzustand

       Personen mit körperlicher Behinderung

       inaktive sowie immobile Personen

      Bei den nachstehenden Beispielen für die Maßnahmen zur Reduzierung von Stürzen handelt es sich um keine abschließende Auflistung.

       Maßnahmen in Gebäuden und deren Freiflächen:

       stufenlose Zugänge

       gemeinsame Orientierungsgänge durch die Räumlichkeiten mit Hinweis auf Gefahrenstellen, wie z. Bsp.: Stufen, Podeste

       Einsatz von rutschhemmenden Fußbodenbelägen

       ausreichende, blend- und schattenfreie Beleuchtung, insbesondere für Gefahrenstellen, wie Treppen

       taktile Kennzeichnung von Treppen

       visuelle Stufenmarkierungen

       in langen Fluren:

       barrierefreie Handläufe

       ggf. Sitzmöglichkeiten in Abständen zum Ausruhen bereitstellen

       Maßnahmen im Wohnbereich:

       Lichtschalter und Klingeln zum Ruf von Hilfspersonen stets im Greifbereich anordnen, wichtig: keine Klingelschnur über Gehbereiche führen

       Optimierung der Nachtbeleuchtung

       Einsatz von rutschhemmenden Fußbodenbelägen

       Veränderungen im Zimmer, z. Bsp. Aufstellen weiterer Möbel, sollten möglichst am Vormittag erfolgen (Bewohner kann sich somit bis zur Nacht besser darauf einstellen)

       Maßnahmen für Sanitärbereiche:

       Einsatz von rutschhemmenden Fußbodenbelägen und Matten z. Bsp. in Wanne und Dusche

       ebene, bodenbündige Duschen

       ausreichend nutzbare Festhaltemöglichkeiten

       Maßnahmen beim Einsatz von Hilfsmitteln:

       Anleitung im Umgang mit Gehhilfen (durch Physiotherapeut)

       Einsatz von Hilfsmitteln, wie Stockhalter

       Rollstühle, Rollatoren und Betten nach Nutzung stets mit Hilfe der Bremsen feststellen

       Bereithaltung eines fahrbaren Lifters, der sich auch eignet um gestürzte Personen vom Boden aufheben zu können

       Personenbezogene Maßnahmen:

       Beobachtung der Reaktion auf verabreichte Medikamente

       wenn erforderlich, rechtzeitige Schlafmittelverabreichung

       Passform von Bekleidung und Schuhen prüfen und ggf. korrigieren

       Einsatz rutschhemmender Schuhe für Begleiter und zu Begleitenden

       Bewegungs- und Gleichgewichtsübungen zur Verbesserung der Stand- und Schrittsicherheit durch die Anleitung eines Physiotherapeuten

       regelmäßige Fußpflege zur Vermeidung schmerzhafter Druckstellen

       Anpassung der Inkontinenzhilfsmittel

       Im Bedarfsfall Aufstellen eines Alarm-/​Vorsorgeplans

      Dieser sollte mindestens folgendes enthalten:

       konkrete Handlungsanweisungen

       eine Photokopie anzuwendender Techniken für den Patiententransfer

       Standort des Lifts

       Verzeichnis zu alarmierender Personen und Institutionen