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HUNDE JA-HR-BUCH ZWEI


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aber meinte: „Warum passiert dann nichts? Nein, nein, der Hund liefert uns den letzten Beweis.“

      Die alte Frau war so ins Fegen vertieft, dass sie ihre Hütte immer weiter verließ, bis sie schließlich ganz außer Sichtweite geriet. Diese Gelegenheit nutzen die zwei Buben. Blitzschnell sausten sie hinter dem Brunnen hervor, hinter dem sie sich versteckt hatten, liefen über den Platz und öffneten die Haustür der Alten. Drinnen war es schummrig und sie konnten nicht viel sehen. Doch die Behausung einer Hexe hatten sie sich anders vorgestellt.

      „Ich lass jetzt den Hund los!“, meinte der eine Knabe.

      Der Welpe war neugierig. Er fing an, an jedem Gegenstand zu schnuppern.

      „Glaubst du, er hat die Fährte von der Katze aufgenommen?“, fragte der andere.

      „Weiß nicht! Aber wir müssen auf der Stelle fort. Wenn die Alte uns hier findet, geht es uns schlecht, egal ob sie eine Hexe ist oder nicht. Unsere Eltern dürfen nicht erfahren, dass wir unerlaubt in ein fremdes Haus eingedrungen sind, sonst gibt es eine Tracht Prügel!“

      So liefen die zwei Buben hinaus und versteckten sich erneut hinter dem Brunnen. Von dort hatten sie eine gute Sicht auf die Tür des Häuschens.

      Da kam auch schon die alte Frau mit schlurfenden Schritten zurück. Die zwei erwarteten jeden Augenblick, dass eine Katze aus der Tür stürmen würde, gejagt von dem Hund, doch als die Frau die Haustür öffnete, geschah nichts.

      Von Ungewissheit getrieben schlug einer der beiden vor: „Komm! Wir schauen durchs Fenster!“

      Vorsichtig schlichen sie sich ans Haus und stellten sich auf die Zehenspitzen, um hineinzusehen. Dort saß die alte Frau in einem Schaukelstuhl. Der Hund hatte sich auf ihrem Schoß zusammengerollt. Sie streichelte sein weiches Fell und sprach zu ihm. Beide sahen glücklich und zufrieden aus.

      „Du, ich glaube, das ist doch keine Hexe! Bloß eine alte Frau, die einen Freund gefunden hat!“

      Danach sah man die Alte nie mehr ohne den Hund. Sie redete auch nicht mehr mit sich selbst, sondern mit dem Tier. Und die Kinder hätten schwören können, dass die Alte sie seither immer anlächelte, so als wollte sie „Danke!“ sagen.

       Heinz Bohn

      Heiß, unerträglich heiß und drückend ist es. Seit gut zweieinhalb Stunden hänge ich in diesem Stau. Ich bin auf dem Heimweg von meiner Ausbildungsstaffel, auf der Autobahn Richtung Norden, zwischen Münster und Osnabrück. Trotz heruntergekurbelter Seitenscheiben ist es in meinem alten Daimler kaum noch auszuhalten. In der letzten Stunde bin ich gerade mal hundert Meter gefahren. Auf der Rückbank hechelt Arry, mein zwei Jahre alter Deutscher Schäferhund, gequält vor sich hin. Ein langer und harter Tag liegt hinter uns: Heute Morgen mussten wir dreihundert Kilometer von zu Hause zu unserer Ausbildungsstaffel in ein anderes Bundesland fahren, dann von neun Uhr bis zum Mittag ein „Intensiv-Training“ absolvieren, wie Max, unser Ausbilder, die schweißtreibenden Übungen nennt. Diese bestanden aus einigen Anzeigen des Hundes an einer Betonröhre – dabei muss der Hund seinen Fund verbellen –, dann sollte er das Gleiche sechs– bis achtmal hintereinander an einer freiliegenden Person ausführen, damit er den Ablauf „im Schlaf“ kann.* Danach ging es auf die Trainingsgeräte: Wippe, Rollen oder Fassbrücke, Zweimetergerüst, Kriechtunnel, Leiter waagerecht, Leiter senkrecht, Hängebrücke – all das musste bewältigt werden. Ich drehe mich kurz zu meinem Hund um und sage mehr für mich als zu ihm:

      Es ist ein wunderschöner Samstag mitten im Juni und ich kann mir etwas Leichteres vorstellen. Zum Beispiel sehne mich nach einer angenehmen kühlen Dusche oder danach, an einem schattigen Plätzchen in unserem Garten im Liegestuhl zu liegen mit einem schönen kühlen Bier in der Hand. Arry träumt bestimmt von einem Baum und natürlich auch von einer Schüssel, gefüllt mit klarem, kühlen Wasser.

      Himmel, Arm und Zwirn! Dieser dunkelblaue BMW da vorn versucht nun schon zum dritten Mal, seine Spur zu wechseln. Sicher glaubt er, dass er dann schneller vorankommt, denke ich. Immer wieder müssen die Fahrer hinter ihm Platz machen und vielleicht sogar bremsen, gewinnen kann man damit sowieso nichts. Es werden nur alle anderen Verkehrsteilnehmer nervöser bei dieser Hitze. Arry brummelt, über mein plötzliches Schimpfen unzufrieden, vor sich hin. „Ja ja, ich bin schon ruhig und schimpfe nicht mehr. Du kannst ja nichts dafür!“, sage ich zu ihm. Und ich überlege mir, dass ich vielleicht an der nächsten Raststelle zu Hause anrufen sollte. Meine Familie machte sich bestimmt unnötig Sorgen und wartete mit dem Abendessen auf mich. Weit vor mir kommt plötzlich Bewegung in diese Blechlawine hinein. In einer lang gestreckten Rechtskurve, wo in der flimmernden heißen Luft die weiß und rot gekennzeichnete Hochspannungsleitung die Autobahn kreuzt, bewegen sich die Fahrzeuge etwas schneller. Kaum merklich klettert die Tachonadel höher. Zwanzig, vierzig … Ich kurbele die Seitenscheiben hoch, damit Arry auf der Rückbank keine entzündeten Augen bekommt. Achtzig, hundert. Der Lüfter, den ich wieder angeschaltet habe, bringt endlich kühle Fahrtluft in das Wageninnere. Der Verkehr rollt, als ob es nie einen Stau gegeben hätte. Meine Tachonadel zeigt jetzt einhundertunddreißig Stundenkilometer an. Das ist meine Reisegeschwindigkeit, denn schneller zu fahren würde nur zusätzlichen Stress bedeuten. Morgen ist Sonntag und ich werde mit meinen Kindern ins Freibad gehen, wenn das Wetter so bleibt, am Nachmittag wollen wir dann gemeinsam im Garten hinter unserem Haus gemütlich grillen. Arry bekommt dann bestimmt wieder die „Reste“. Noch eintausendfünfhundert Meter sind es bis zur nächsten Raststelle, zeigt mir ein blaues Autobahnschild an. „Ich werde hier kurz anhalten und telefonieren, du bekommst dann auch deine Schüssel Wasser!“, sage ich zu Arry.

      Als ich auf den Parkplatz der Raststelle zurolle, sehe ich fünfzehn bis zwanzig Reisebusse dort stehen. Langsam fahre ich an den Telefonzellen vorbei. Hier ist es auch brechend voll, fast in Dreierreihen stehen die Leute davor. Ich beschließe, zur nächsten Raststelle weiterzufahren. Arry dreht sich seufzend zur Seite. „Keine Angst, ich vergesse dich schon nicht. Aber sag doch mal ehrlich:

      Hast du Lust, zwischen all den schwitzenden Menschen deinen Wassernapf leer zu trinken?“ Arry hebt noch nicht einmal seine Augenlider und harrt ergeben der Dinge, die da noch kommen. Arry ist ein toller Hund. Er hat ein ausgesprochen gutes Sozialverhalten seinen Artgenossen gegenüber. Auch mit den anderen Rüden in unserer Ausbildungsstaffel hat er keine Probleme. Arry ist schon vom Welpenalter an bei mir und ich hatte früh erkannt, dass er sehr neugierig, unerschrocken und nervenfest ist. Das sind alles Eigenschaften, die einen guten Rettungshund auszeichnen. Er hat eine gute Auffassungsgabe und lernt die ihm gestellten Aufgaben schnell. Auch das Suchen, also die Arbeit mit der Nase, macht ihm zunehmend richtig Spaß.

      Von der Ausfahrt der Raststelle komme ich gut wieder in den fließenden Verkehr hinein. Nach kurzer Fahrtzeit finde ich einen kleinen Parkplatz, allerdings ohne Telefonzelle und Toilette. Hier ist alles ruhig, keine Menschenseele ist weit und breit zu sehen. Den Wagen abstellen, den Gurt lösen, die Fahrertür und die Hintertür öffnen – das geschieht in Sekundenschnelle. Wir beide, Arry und ich, stürzen auf die nächsten Bäume zu und mit einem erlösenden Schnaufen werden diese „gedüngt“!

      Über mir am herrlich blauen Himmel ziehen von Südosten her Schönwetterwolken auf. Als ich mich wieder umdrehe, sitzt Arry erwartungsvoll neben dem Auto. Aus der Kühlbox im Kofferraum nehme ich den Wasserkanister, die Wasserschüssel stelle ich auf den Asphalt und warte geduldig, bis der Hund mit dem Trinken fertig ist. Mein kleines Einsatzgepäck und eine Flasche Mineralwasser hole ich auch noch aus dem Auto heraus. Für einen Rettungshundeführer ist es wichtig, dass er sein Einsatzgepäck immer griffbereit und in Ordnung hat. Er enthält neben dem Erste-Hilfe-Material noch einen Schreibblock, einen Bleistift, einen Kompass, einen faltbaren Trinknapf für den Hund, eine Trillerpfeife, einen Leuchtstab, Ersatzbatterien für die Taschenlampe, Traubenzucker und vielleicht noch etwas zum Knabbern.

      Zwischen den Büschen ist etwas Schatten und auch der Rasen scheint sauber zu sein, Arry folgt mir dorthin. Meistens sind solche Parkplätze richtige Müllhalden. Hier jedoch liegen weder Müll noch Flaschenscherben