Des Menschen Privileg
Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, was ist des Menschen größtes, herrlichstes und heiligstes Privileg? Wessen darf er sich rühmen und glücklich schätzen? Die wohl größte Gabe, derer sich der Mensch erfreuen kann, ist sein freier Wille. Wir sprachen an anderer Stelle des Öfteren darüber. Hier nun wollen wir erneut einen Blick darauf werfen und uns diesem gewichtigen Thema zuwenden.
Niemand Geringerer als unser aller Schöpfer selbst verbürgt sich dafür von dem heiligen Augenblick an, als Er¹ den Odem des Lebens schenkte und Dich in den lebendigen Ausdruck hauchte. Was Gott schenkt, das ist für ewig und alle Zeiten gegeben, denn Er nimmt ein einmal gegebenes Wort niemals zurück. Diese Freiheit kennt weder Ausnahme noch Begrenzung, denn eine partielle Freiheit ist gar keine mehr. Was immer da partiell und an Bedingungen geknüpft ist, ist keine Freiheit, sei es, was es da wolle. Und so, wie alle Attribute der Liebe absolut sind, so ist es denn auch die Freiheit.
Was nun bedeutet das ganz konkret für Dich und Dein Leben? Manch einer unter Euch mag jetzt ein wenig hilf- und ratlos auf sich selbst blicken und sich die bange Frage stellen, was er denn nun anfangen soll mit dieser viel beschworenen Freiheit. Unbehagen und Unruhe mögen sich mitunter einschleichen und dazugesellen, wie dies so oft der Fall ist, wenn der Mensch mit der ganzen geballten Wucht seiner gottgegebenen schöpferischen Freiheit konfrontiert ist. Und so manch einer unter Euch mag sich wie ein Vogel fühlen, der die Sicherheit des Käfigs bevorzugt, nicht ahnend, was ihn draußen erwarten möge. Voller Misstrauen argwöhnt er Verhängnis und Ungemach.
Es liegt in der Natur der Sache, dass der Mensch seine gottgegebene schöpferische Freiheit immer nur in dem Maße anerkennen, ergreifen und genießen kann, in dem er sich selbst wie auch seinem Schöpfer vertraut. Nun ist schöpferische Freiheit kein Privileg, das man nach Lust und Laune an- und ausschalten kann. Es liegt nicht in des Menschen Macht, dieses größte aller Liebesgeschenke aushebeln und unwirksam machen zu können. Was der Mensch jedoch sehr wohl kann, ist, es zu ignorieren, denn, wie wir sagten, die Freiheit des Willens ist eine absolute und keine partielle. Der freie Wille ist auf ewig unantastbar.
Du kannst tun und lassen, was immer Dir beliebt, in dieser Welt wie auch in jeder anderen. Wie, wenn nicht in absoluter Freiheit, wären Selbsterkenntnis und Selbstfindung möglich? Nur in Freiheit ist es möglich, sich selbst auf die Spur zu kommen, sich zu spüren, zu erspüren und zu erfahren. Knechtschaft unter fremdem Willen würde dies auf ewig unmöglich machen und so wäre das Leben als solches ad absurdum geführt. Gott selbst, der sich selbst in Dir und durch Dich erfahren möchte, ist Liebe und nichts als Liebe und so bist es auch Du. Wie, wenn nicht in völliger Freiheit könntest Du je zu dieser heiligen Erkenntnis gelangen? Erkenntnis kann niemals aufgezwungen werden.
Die heilige Erkenntnis Deiner göttlichen Liebesnatur kommt einer Erlösung gleich, wie sie unter irdischen Bedingungen kaum vorstellbar ist. Das einzige Kriterium, das es zu erfüllen gibt, um Erlösung zu erfahren, ist, dass Du sie willst! Mehr Liebe kann es niemals geben. (Anm. der Verfasserin: An dieser Stelle legt Regulus einen Augenblick des Schweigens ein, ein Augenblick reiner Anbetung.)
Allzu oft verwechselt der Mensch die Ebenen. Uneingeschränkte Willensfreiheit bringt absolute Verantwortlichkeit hervor. Und an diesem Punkt beginnt die Sache dann für so manchen unter Euch brenzlig zu werden. Ihr setzt Verantwortlichkeit gleich mit der Möglichkeit von Schuld und Versagen. Wir erinnern uns an den vorhin erwähnten Vogel, der seinen Käfig der Freiheit vorzieht. Wir aber sagen Euch, nein, wir rufen Euch zu: So etwas wie ›falsch‹ gibt es nicht und kann es nicht geben, denn dann wäre Freiheit kein Attribut der Liebe. Furcht vor Freiheit ist immer nur Furcht vor sich selbst und damit letztlich auch Furcht vor Gott. Das eine kann nicht sinnvoll vom anderen getrennt werden, wenn wir uns auf der Ebene der Wirklichkeit hinter dem äußeren Anschein bewegen wollen.
Menschen wollen nicht Täter sein. Menschen wollen ebenso wenig Opfer sein. Wir sagten es bereits an anderer Stelle: Menschen sind weder Täter noch Opfer und dennoch sind sie doch auch beides: Menschen sind Schöpfer. Immer seid Ihr auch Euer eigener Täter und immer seid Ihr auch Euer eigenes Opfer. Das ist Dein Schöpfertum, Dein angestammtes göttliches Erbe, und es obliegt einzig Deinem ureigenen freien Willen, welche Seite der Medaille Du Dir ansehen möchtest und wie Du Dich und die Welt erfahren willst.
Jetzt spannen wir den Bogen weit, wenn auch nur scheinbar und auf den ersten Blick. Was hat dies alles mit Deiner göttlichen Liebesnatur zu tun? Wir dürfen niemals aus den Augen verlieren, dass diese Welt eine Zone der dualen Wahrnehmung ist. Dies ermöglicht Dir die Freiheit der Wahl und die hast Du immer und jederzeit. Wie also entscheidest Du, Dich wahrzunehmen? Als Liebe? Angst? Selbstverantwortlichkeit? Machtlosigkeit? Dem menschlichen Einfallsreichtum sind keine Grenzen gesetzt und somit seiner Selbstdefinition ebenso wenig. Wahrlich, der menschlichen Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! (Anm. der Verfasserin: Besonders liebevoll und mit einer gehörigen Prise Humor!) Die Welt, so wie sie sich darstellt, legt mutiges Zeugnis davon ab.
Du kannst Dich also frei entscheiden. Und zwar ohne jegliche von Euch Menschen im Allgemeinen so gefürchteten Konsequenzen, Repressalien, Zwangskorrekturen und Bestrafungen. Wenn dem so wäre, dann wäre der freie Wille nicht frei und wohl kaum als solches zu bezeichnen. Wie wir in unseren vorangegangenen Botschaften bereits sagten – wir wiederholen es an dieser Stelle gerne –, prügelt Gott die Erkenntnis nicht in Euch hinein! Nur in absoluter und unbedingter Freiheit kann der Mensch sich für seine göttliche Liebesnatur entscheiden. Liebe ist niemals mit lieblosen Mitteln zu erreichen, das ist ewig unmöglich und führt die Vorstellung eines strafenden Gottes klar und deutlich ad absurdum. Liebe erkennt sich selbst nur in, mit und durch sich selbst, denn die Dinge sind, was sie eben sind.
Und weil die Dinge – alle Dinge – eben sind, was sie sind, wirst Du Dich so wie alles Geschaffene, das je aus dem Göttlichen hervorging, über ›kurz oder lang‹ für die Liebe entscheiden. Nun, letztlich ist das noch nicht einmal eine Frage der Entscheidung, vielmehr ist es eine Frage der Erkenntnis. Es gibt nichts zu entscheiden, es gibt alles zu erkennen. Gott, der Liebe ist und nichts als Liebe, schuf nichts als Liebe, Ausdehnungen seiner selbst.
Bis es denn ›soweit‹ ist, kannst und darfst Du Dich nach Herzenslust auf der Spielwiese des Lebens austoben. Du darfst Dich selbst ›ausprobieren‹. Du darfst glauben zu sein, was immer Dir belieben mag. Kein Geringerer als Dein himmlischer Vater kennt die einzig ewig gültige Wahrheit über Dich und Er trägt sie für Dich in seinem Herzen. Wirklichkeit kann niemals ausgehebelt werden. Wenn Du Dich, wie so oft, selbst vergisst, dann bewahrt und hütet Er Deine Wahrheit, die die Wahrheit der gesamten Schöpfung ist, für Dich, auf dass Du Dich Deiner erinnern mögest in dem heiligen Augenblick, wenn Du es denn willst. Liebe IST! Nichts anderes wurde je in Stein gemeißelt!
» So ward euch Licht für Gutes und
für Böses. Und freier Wille ... «
Dante Alighieri
Im tiefen Tal der Tränen
Meine liebe Freundin, mein lieber Freund, wir sprachen von der Spielwiese des Lebens. Nun sind wir weder blind noch weltfremd oder gar vermessen und anmaßend. Jedem Menschen, ausnahmslos jedem, der in irdische Gefilde inkarniert, gebührt höchstes Lob, Ehre und Respekt. Die Welt, so wie sie sich Euch darstellt, ist eine duale Erfahrungsplattform. Jeder, der inkarniert, weiß das und hat die jeweils besten Gründe, sich für die Dauer der jeweiligen Lebenszeit hier einzufinden. Ihr wisst, was Ihr tut und auch wieder nicht, denn wäret Ihr Euch der Grandiosität Eurer Entscheidung für das Irdische bewusst, dann würdet Ihr sie auf völlig andere Weise ehren. Euer Blick auf Euch selbst wäre ein vollkommen anderer und so würde auch die Welt eine andere sein.
Ihr wisst insofern, was Ihr tut, als Ihr Euch bewusst auf die Erfahrung von Trennung von der göttlichen Urquelle einlasst. Die immense Tragweite dieser Entscheidung kann gar nicht hoch genug bewertet und angesiedelt werden. Es liegt in der Natur der Sache, dass Trennung von Gott – wenn auch nur scheinbare – immer Mühsal, Angst, Leid und Not im Gepäck