Gabriel Palacios

BrainRewire


Скачать книгу

Bewusstsein wird breitflächig verteilt. Dadurch haben wir weniger punktuelles Bewusstsein, dafür eine breitere Möglichkeit, dank dieser Energieverschiebung jene Verbindungen und dadurch Programme im Gehirn herbeizuführen. Wir befinden uns also unterhalb des Alltagsbewusstseins, das heißt im Unterbewusstsein.

      Doch was ist der Unterschied zur Meditation? Die Meditation stellt quasi die entgegengesetzte Richtung dar: Sie ist ein Zustand erhöhten Bewusstseins. Das heißt, die Energie verteilt sich nicht im Gehirn, sondern konzentriert sich punktuell. Es bilden sich hier vereinzelte Stellen mit sehr hoher Energiedichte. Begleitend entstehen messbar hohe Frequenzbänder von über 30 Hertz.

      Was genau passiert bei der Meditation? Stell dir vor, dass sich die Energie in deinem Gehirn so sehr bündelt, versammelt und eben auf eine einzige Stelle (respektive auf wenige Stellen) konzentriert ist, dass es an dieser Stelle sogar zu anatomischen Veränderungen kommen kann. Das heißt, durch diese selektiv sehr hohe Energie entwickeln die Neuronen an dieser Stelle offenbar einen neuen Wert, weil sie gedanklich fokussiert und nicht mehr mit anderen Werten vernetzt werden. Weil wir beim Meditieren alle Energie auf eine Stelle konzentrieren, verhindern wir, dass Verbindungen im Gehirn geschaffen werden.

      Wer beispielsweise Angst vor Hunden hat und beim (»richtig« durchgeführten) Meditieren nur noch an einen Hund denkt, sodass die Energie ausschließlich auf den Hund konzentriert bleibt, anstatt Verbindungen zur Angst herzustellen, der wird mit der Zeit diese Verbindungen trennen.

      Meditieren heißt also, dass man nur an eine einzige Sache denkt. Beispielsweise an die Flamme einer Kerze. Oder an einen Wassertropfen, der über eine Lotusblüte abperlt. Oder an die Sonne. Wichtig ist allerdings, dass man nur an dieses Objekt denkt – ohne all die möglichen und unmöglichen Vernetzungen zu aktivieren.

      Beim Meditieren stellt man sich also beispielsweise die Flamme einer Kerze vor. Man denkt ausschließlich: »Flamme. Flamme. Flamme. Flamme. Flamme …«

      Bei der Selbsthypnose verbindet man dagegen alles mit allem und lässt die gewünschten Gefühle sich mit dem verknüpfen, was einem dienlich ist. So könnte der Mensch, der selbstbewusster sein will, beim Gedanken an eine Flamme einen selbsthypnotischen Gedanken haben wie: »Die Wärme dieser Flamme spüre ich immer dann in meinem Herzen, wenn andere mich nicht beachten oder mir nicht die Liebe schenken, die ich mir von ihnen wünsche.«

       Hypnose: Verknüpfungen von Gedanken, Gefühlen und Werten

      Hypnose vernetzt alles mit allem. Meditation verhindert die Vernetzung und bewirkt, dass wir wertfrei bei einem Meditationsobjekt bleiben und nicht weiterdenken; bemerken wir, dass unsere Gedanken abschweifen, kehren wir im Rahmen einer Meditation mit unserer Aufmerksamkeit zu diesem Objekt zurück. Ähnlich, wie wenn Kinder mit einer Lupe das Sonnenlicht auf einen Punkt bündeln, um eine »Zeichnung« in Holz einzubrennen.

      Hypnose verbindet die Gedanken mit Werten und Gefühlen. Meditation brennt die Energie ausschließlich auf eine Sache so intensiv ein, dass keine Verbindung mehr zu Werten und Gefühlen entsteht. Und falls die Energie wieder mal zu den Synapsen von Werten und Gefühlen gelangt, so ist sie nun darin konditioniert, nicht in die Verbindung zu gehen, sondern auf diese Sache konzentriert zu bleiben.

       Meditation: Fokussierung auf eine einzige »Sache«

      Spannend ist bei der Meditation außerdem: Eben weil sich die Energie gewissermaßen versammelt, bleibt der Rest des Gehirns relativ energielos. Das heißt, der größte Teil des Gehirns ist entlastet. Deshalb fühlt sich Meditieren auch entlastend an.

      Misst man die Energien von meditierenden Mönchen, stellt man fest, dass sie jeweils Frequenzbänder von mehr als 30 Hertz aufweisen. Weil die Energie so sehr gebündelt ist, entsteht eine sehr hohe Spannung im Gehirn. Das ist Physik.

      Die Spannungsfelder werden in Mikrovolt gemessen. Spannung (Volt) ist Widerstand (Ohm) multipliziert mit Stromstärke (Ampere). Je mehr sich die Energie im Gehirn verteilt, desto weniger Widerstand gibt es, desto kleiner sind die Spannungsfelder im Gehirn. Deshalb sitzen wir beim Meditieren meist aufrecht, mit aufgerichtetem Kopf, vielleicht sogar im Lotussitz. Bei der Hypnose hingegen entspannen wir den Körper, um die Energien möglichst im Gehirn verteilen zu können.

      Sogenannte »geführte Meditationen«, bei denen man den Körper entspannen soll und man viele diverse Verbindungen herstellt, sind in Wirklichkeit geführte Hypnosen. Der Begriff »Hypnose« wird allerdings meist gemieden, weil sich die Gesellschaft darunter immer noch etwas Mysteriöses vorstellt; vielleicht auch, weil jene, die die geführten Hypnosen anleiten, den Unterschied nicht kennen.

      Beide Zustände sind wichtig und haben ihre Stärken. Im Bild der Wege gesprochen: Hypnose ist sehr nützlich, um neue Straßen im Gehirn zu bauen. Meditation ist dafür da, um an einer passenden Stelle eine Sitzbank aufzustellen.

      Begegnung mit dem Unterbewusstsein: Die verbindende Instanz

      Unser Unterbewusstsein ist eine überaus starke Instanz, die es beherrscht zu verbinden. Das Unterbewusstsein verbindet alles mit allem. Es verbindet neue Erlebnisse mit vergangenen Erlebnissen. Wenn unser Unterbewusstsein etwas erlebt, gleicht es das Erlebte binnen Sekundenbruchteilen mit vergangenen Erfahrungen ab. Es spiegelt vergangene Erlebnisse ins Hier und Jetzt. Dadurch will es eine Struktur erschaffen, eine Logik. Diese Struktur hilft das Erlebte besser zu verarbeiten und lässt potenzielle Gefahren vorausahnen. Denn wenn wir Strukturen rund um negative Erlebnisse erschaffen, meinen wir das Negative verstehen und in Zukunft vorhersehen zu können. Es entstehen Glaubenssätze. Glaubenssätze sind nichts anderes als Verallgemeinerungen, die wir selbst glauben; Generalisierungen, die helfen sollen, das Negative vorauszusehen und abwenden zu können.

      Glaubenssätze dienen als eine Art Warnsystem, das uns vor erneuten Verletzungen bewahren soll. Dieses Warnsystem ist eng an die Emotionen gebunden und kooperiert ganz stark mit unserer Angst. Unser Unterbewusstsein arbeitet eng mit dem limbischen System zusammen – einem der ältesten Hirngebiete, dem wir besonders unser Überleben zu verdanken haben. Denn sobald wir in Gefahr sind, muss die Information so schnell wie möglich verarbeitet werden. Dann haben wir keine Zeit, vernünftig zu sein. Denn Vernunft kostet Zeit. Jeder vernünftige Gedanke wird abgewägt, wird geprüft, verläuft über unseren sogenannten Kortex, unsere Großhirnrinde. Alle Informationen, die durch dieses Hirngebiet gehen, werden zwar rational geprüft, doch diese Prüfung dauert auch länger, als wenn die Information über das limbische System verläuft. Dieses System ist nämlich dazu da, mithilfe des Unterbewusstseins die Gefahr (oder die positive Überraschung) binnen kürzester Zeit zu erkennen und schnelles Handeln zu ermöglichen. Wir nennen dieses Handeln auch »Affekt«. Wenn wir lachen: Affekt. Wenn wir fürchten: Affekt. Das Unterbewusstsein ist sehr eng mit dem Affekt verknüpft.

      Bei der Arbeit mit dem Unterbewusstsein begeben wir uns mitunter auch aus dem Großhirn in unser durch die Emotion getriebenes Gehirn. Dafür müssen wir die Energie im Gehirn sich verteilen lassen. Dies bewirken wir mittels Selbsthypnose. Selbsthypnose heißt, wir stellen viele positive Verknüpfungen her, die dazu führen, dass alles Belastende neu verbunden und dadurch von seiner negativen Fracht befreit wird. Was uns belastet, wäre ja in Wirklichkeit meistens neutral. Deshalb lernen wir die Sache, die uns belastet, mit positiven Inhalten aus dem Unterbewusstsein zu verknüpfen.

      Zum Beispiel die Angst vor Hunden. Hunde sind Hunde. Natürlich können Hunde vereinzelt auch gefährlich sein. Aber es gibt keinen Grund, generell Angst vor Hunden zu haben. Wer jedoch eine schlechte Erfahrung mit Hunden gemacht hat, beginnt den Hund (der eigentlich neutral ist) mit negativen Assoziationen zu verknüpfen. Unter Umständen reicht es schon aus, dass dieser Mensch im Fernsehen beobachtet hat, wie jemand von einem Hund verfolgt und gebissen wurde. Dadurch entsteht eine Art negativ belegter Nervenbahn im Gehirn. Sie wird immer wieder aktiviert, sooft das Gehirn an den Hund denkt. Dadurch kann der Mensch mit der Zeit gar nicht mehr anders, als jeden Hund mit dieser negativen Erfahrung zu verknüpfen.