Laura Markham

Gelassene Eltern - zufriedene Kinder


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und wird vergehen, ohne dass du etwas tust, außer dein Kind zu lieben.

      • Atme tief durch und wähle die Liebe. Jede Wahl, die wir treffen, ist in ihrem Kern entweder eine Bewegung hin zur Liebe oder hin zur Angst. Lass zu, dass dir die Fürsorge für dein Kind Mut macht, die Liebe zu wählen. Und zwar nicht nur die Liebe für dein Kind, sondern auch für das Kind, das du einst warst und für den Vater oder die Mutter, der oder die du heute bist. Atme einfach weiter und sage zu dir selbst: »Ich wähle die Liebe.« Zu abgedroschen? Laut Forschung funktioniert es. Aber du kannst dir leicht ein anderes wirkungsvolles Mantra suchen: »Auch das wird vorübergehen. … bei mir ging es gut aus, also wird es auch bei ihr gut gehen … ich schaffe das …«, was eben bei dir funktioniert.

      • Halte die Emotion aus, ohne ihrem Handlungsimpuls zu folgen. Wenn du willst, kannst du das Handeln später nachholen. Oder sogar in ein paar Minuten, sobald du dich beruhigt hast. Fürs Erste erlaube dir einfach, die Emotion zu fühlen. Atme dich hindurch. Benenne sie, wenn dir das hilft. Okay, das ist Wut. Aber was steckt darunter? Verletzung? Angst? Enttäuschung? Achte darauf, wie sich das im Körper anfühlt.

      • Mach es nicht kompliziert. Dein Kind braucht dich für seinen Emotionsausbruch als Zeugen, der es wissen lässt, dass es trotz der ekligen Gefühle in ihm drin noch immer liebenswert ist. Erklärungen, Verhandlungen, Reue, Gegenbeschuldigungen, Ratschläge, eine Analyse dessen, weshalb es so erregt ist, oder »Trostversuche« (»Aber, aber, wer wird denn da weinen, das reicht jetzt.«) wird diesen natürlichen Prozess abbrechen. Zwinge dein Kind nicht, sich verbal auszudrücken; bei so starker Erregung ist ihm der rationale Hirnbereich nicht zugänglich. Natürlich willst du ihm in der Situation »etwas vermitteln« – aber das muss vertagt werden. Dein Kind kann erst lernen, wenn es sich beruhigt hat. Viel musst du nicht sagen. Vielmehr kommt es auf deinen ruhigen, liebevollen Tonfall an. Vielleicht so:

      • Du bist in Sicherheit. Ich bin bei dir.

      • Ich höre dich. Jeder muss manchmal weinen.

      • Du schickst mich weg, also werde ich ein wenig zurückgehen, aber ich werde dich mit diesen erschreckenden Gefühlen nicht allein lassen.

      • Wenn du bereit bist, bin ich für eine Umarmung da.

      • Suche einen Weg zur Verarbeitung deiner eigenen Gefühle. Es gibt nichts, was primäre (Ur-)Gefühle stärker triggert als die Elternschaft. Auch du musst dich abreagieren, was bedeutet, diese Emotionen zu fühlen und dich hindurch zu atmen, ohne ihrem Handlungsimpuls nachzugeben. Einige von uns tun das über das Tagebuchschreiben oder Weinen, aber vielleicht brauchst du auch jemanden, der dir einfach nur zuhört. Jemanden, der der Versuchung widersteht, Ratschläge zu erteilen. Menschen, die es nicht schockiert, wenn du zugibst, dass du dein Kind am liebsten gegen die Wand knallen oder im Lebensmittelladen zurücklassen würdest, weil sie wissen, dass jeder solche Momente erlebt und du es nicht wirklich tun würdest. Jemand, der dein Weinen zulässt, der für dich so da ist, wie du es für dein Kind bist.

      • Das bedeutet für Eltern harte Arbeit. Für unsere Kinder ist es aber ein großes Geschenk. Die gute Nachricht lautet: Sobald wir bei unseren Kindern die komplette Gefühlsskala bejahen, lernen auch sie, diese auf gesunde Weise zu bewältigen. Sogar unmittelbar nach jedem Tobsuchtsanfall, dem du liebevoll begegnest, wirst du positive Folgen sehen, denn dein Kind fühlt sich nach dem Entleeren dieses vollen Emotionsrucksacks viel besser. Das ist praktisch umgesetzte bedingungslose Liebe.

       Für mich kam die Wende, als Laura Markham darüber sprach, wie entscheidend für uns Eltern der eigene gut gefüllte Tank ist. Wenn wir den Tag leer beginnen, haben wir unseren Kindern nichts zu geben. Für mich ist es lebenswichtig, etwas zum Wiederauftanken zu haben, also stehe ich jeden Morgen um 6 Uhr auf und gehe allein Spazieren. Das verleiht mir neue Kraft und hilft mir, mich zu fokussieren, sodass ich mich dem neuen Tag und den Bedürfnissen meiner Kinder stellen kann. Verabredungen mit Freunden sind ebenfalls unverzichtbar, also bin ich in meiner Kirchengemeinde einigen Gruppen beigetreten, damit wir alle so viel Zeit mit Freunden verbringen, wie es uns guttut.

      AMANDA,

      Mutter zweier Kinder im Alter von vier und zwei

      Der wichtigste Vorsatz aller Eltern? Geduldiger sein. Aber wenn du dich mit Geduld wappnen musst, ist das ein Signal dafür, dass deine Tankfüllung schon gefährlich zur Neige geht. Willenskraft allein genügt nicht. Deine wahre Aufgabe besteht darin, deinen Tank so weit gefüllt zu halten, dass du viel Freude und Präsenz mit deinem Kind zu teilen hast. Kinder lieben deine freudvolle Präsenz und werden so zufriedener und kooperativer.

      Wenn du dich häufig verbittert, verbraucht oder ausgelaugt fühlst, dich oft bei negativen Gedanken über dein Kind ertappst oder das Kind regelmäßig anschreist, dann leidest du vielleicht daran, dass du dich sozusagen auf dem Altar des Elterndaseins opferst. Das geschieht dann, wenn wir vergessen, uns selbst genügend Aufmerksamkeit zu widmen. Uns unterversorgt zu fühlen, tut nicht gut. Das tötet unsere Lebensfreude. Und das ist nicht gut für unsere Kinder, die es am Ende mit einem verbitterten, negativen und ungeduldigen Elternteil zu tun haben.

      Letztlich bist nur du dafür verantwortlich, wie du deine kurze Lebenszeit gestaltest. An deinem Sterbebett wirst du sonst niemanden finden, dem du Vorwürfe machen kannst, wenn du unglücklich gewesen bist. Die geheime Arbeit des Erwachsenenalters beinhaltet, dass wir noch immer weiterwachsen. Elternschaft zwingt uns zu lernen, uns selbst ebenso Eltern zu sein wie unseren Kindern. Wenn du alt genug bist, um selbst Kinder zu haben, sind deine Eltern aus dem Schneider. Jetzt stehst du selbst in der Verantwortung. Du verdienst all jene Zärtlichkeit, mit der du ein Neugeborenes überschütten würdest. Indem wir uns selbst diese Liebe geben, verwandeln wir unser Elternsein und unser Leben.

      Heißt das, du solltest zu deinem Kind sagen, dass es nicht erwarten soll, seine Bedürfnisse erfüllt zu bekommen, dass jetzt endlich einmal du zuerst an die Reihe kommst? Natürlich nicht. Beim Wachsen mit Kindern geht es darum, dein Kind zu hegen, was bedeutet, dass du darauf achtest, was es braucht und versuchst, es damit zu versorgen. Schließlich bist du der oder die Erwachsene. Aber wir können nur bis zu dem Grad gelassene Eltern sein, wie wir uns selbst »beeltern«.

      Zum Teil bedeutet das, von nun an anders mit dir umzugehen, nämlich dich selbst den ganzen Tag über in kleinen Dingen fürsorglich zu behandeln. Zum Teil bedeutet es, auch deine Haltung zu verändern: Frieden in dir selbst finden. Die Lösung besteht darin, uns jeden Augenblick des Tages so gut wie möglich um uns selbst zu kümmern, ebenso wie wir es für unsere Kinder tun. Dabei erkennen wir sowohl unsere als auch ihre Bedürfnisse an. Die schlechte Nachricht lautet: Das bedeutet Arbeit. Aber genau diese innere Arbeit, uns selbst mitfühlend zu umarmen, verändert uns. Das geht so:

      • Mach es dir zur Gewohnheit, dich den ganzen Tag über so oft wie möglich auf dich einzustimmen. Nimm einfach einen tiefen Atemzug und lass zu, dass er den ganzen Körper mit Wohlbefinden durchströmt. Atme Ruhe ein, atme Stress aus. Einfach bei dir selbst zu sein ist eine wesentliche Form der »Aufmerksamkeit«, die wir alle brauchen.

      WENN DU DICH ÜBERWÄLTIGT FÜHLST

      • Konzentriere dich aufs Wesentliche. Sind deine Kinder satt? Hast du sie umarmt und ihnen gesagt, dass du sie über alles liebst? Kinder spüren es, wenn wir gestresst und innerlich von ihnen getrennt sind. Dann benehmen sie sich unpassend und genauso werden sie auch oft durch eine Umarmung wieder zu ihrem besten Selbst zurückgeholt.

      • Hole dir Unterstützung. Elternsein ist für Menschen die größte Herausforderung überhaupt. Wie die Autorin Anne Lamott schreibt: »Geh mit dir selbst durch den Tag, wie du es mit deinem liebsten, nicht mehr ganz zurechnungsfähigen Familienangehörigen tun würdest: mit viel Humor und vielen kleinen Aufmerksamkeiten.« Damit meine ich keine Kekse. Versuch es dagegen mit einem liebevollen Kuss für deinen Ehepartner (selbst wenn sich die Ehe gerade nicht vollkommen anfühlt), einer Umarmung deines Kindes (selbst wenn es ebenso wenig vollkommen ist). Suche dir außerdem jemanden (der nicht versucht, dich oder dein