wir diese Probleme erkundet haben, besteht der natürliche nächste Schritt darin, die verschiedenen Wege aufzuzeigen, die wir einschlagen könnten, um uns selbst in die Lage zu versetzen, einen gesunden Geist, persönlich und in anderen, zu kultivieren.
Und um unseren Geist zu entdecken, zu erforschen, anzuwenden und zu kultivieren, lade ich Sie dazu ein, mich auf dieser Reise zu begleiten, wenn wir uns ins Herz des Menschseins versenken.
Bereit zum Tauchgang? Lassen Sie uns beginnen – und ich hoffe, Sie genießen unsere bevorstehende Reise.
1 Hierbei handelt es sich um ein Wortspiel, da sich mit „fun-da-mental“ im Englischen sowohl die Worte „fun“ = „Spaß“ als auch „mental“ = „geistig“ assoziieren lassen, A.d.Ü.
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Was ist der Geist?
Im folgenden Abschnitt werden wir uns in eine vorgeschlagene Arbeitsdefinition zu einem Aspekt des Geistes vertiefen, nämlich in jene, eine Funktion in einem System zu besitzen, das einen Energie- und Informationsfluss umfasst. Dieses System befindet sich sowohl innerhalb des Körpers als auch zwischen uns und anderen Wesen – anderen Menschen und der weiteren Umgebung, in der wir leben. Dies ist ein brauchbarer Platz, um unsere Reise in die Natur dessen zu beginnen, was der Geist ist.
An einer Arbeitsdefinition des Geistes arbeiten (1990–1995)
Die 1990er-Jahre wurden „Das Jahrzehnt des Gehirnes“ genannt.
Ich fühlte mich wie ein Kind im Süßwarengeschäft, liebte es, das, was ich als praktizierender Psychiater mit meinen Patienten erfuhr, mit den Erkundungen des Gedächtnisses und auftauchende Geschichten mit Forschungsthemen zu verknüpfen, fortwährend danach trachtend, diese mit dem zu verknüpfen, was wir nun in der Gehirnwissenschaft lernen. Ich hatte meine klinische Ausbildung mit meinem Praktikumsjahr in Pädiatrie, gefolgt von einer Assistenzzeit, zuerst in der Erwachsenen-, dann in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, beendet. Nach einem Forschungsstipendium am National Institute of Mental Health an der University of California in Los Angeles, das sich dem Studium der Art und Weise widmete, wie Eltern-Kind-Beziehungen das Wachstum des Geistes formen, wurde ich gebeten, das klinische Ausbildungsprogramm für die Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Universität zu leiten. Ich nahm diese erzieherische Rolle sehr ernst und dachte darüber nach, wie eine umfassende Sichtweise des sich entwickelnden Geistes, der neuen Erkenntnisse über das Gehirn und die Wissenschaft der Beziehungen, die ich studiert hatte, alle zusammenkommen könnten, um eine Art Kerncurriculum für die neue Generation von Klinikern dort zu bilden. Zur gleichen Zeit rief ich eine Studiengruppe mit früheren Lehrern und Kollegen auf dem Campus ins Leben, um die drängende Frage anzugehen: Was ist die Beziehung zwischen dem Geist und dem Gehirn?
Es kamen vierzig Menschen zu unserer Gruppe, die meisten von ihnen Forscher von der Akademie und ein paar Kliniker. Viele Bereiche waren vertreten, einschließlich Physik, Philosophie, Informatik, Biologie, Psychologie, Soziologie, Linguistik und Anthropologie. Die eine Frage, die uns anfangs zusammenbrachte, war diese: Was ist die Verbindung zwischen Geist und Gehirn? Die Gruppe konnte das Gehirn definieren – eine Ansammlung miteinander verbundener Neuronen und anderer Zellen im Kopf, die mit dem ganzen Körper und der Umgebung interagieren. Aber es gab keine Definitionen des Geistes, abgesehen von der geläufigen „Gehirnaktivität“, welche die Neurowissenschaftler im Raum angeben würden, die aber keine akzeptable Sichtweise für die anwesenden Anthropologen oder Linguisten war, die sich auf die soziale Natur der mentalen Prozesse wie Kultur und Sprache fokussierten.
Mein eigener Professor für fiktionales Schreiben, den ich bereits erwähnte, Jerome Bruner, hatte während meines Studienganges als wissenschaftlicher Mitarbeiter gesagt, dass eine Geschichte nicht innerhalb einer Person, als vielmehr zwischen Menschen stattfindet. Sogar in meiner Seminararbeit, wo ich mich fragte, wie Geschichte im Gehirn von traumatisierten Individuen vermittelt werden, drängte er mich, keinen derartigen „Irrtum“ zu begehen und die soziale Natur der Geschichte zu erkennen. Diese Geschichten, die wir erzählen – die Geschichten unseres Lebens, die unsere Erinnerungen und Bedeutungen des Lebens offenbaren – sind mentale Kernprozesse. Ich studierte, wie die Entdeckungen der Bindungsforschung zu Tage brachten, dass die Geschichte eines Elters die beste Prognose für die Bindung jenes Kindes zu jenem Elter war. Wir wussten aufgrund sorgfältiger empirischer Studien, dass das, was als Einzelaktion ihrer eigenen Lebensgeschichte erscheint, irgendwie verbunden ist mit den interpersonellen Interaktionen zwischen Eltern und Kind, die das Wachstum und die Entwicklung des Kindes erleichtern, einen Prozess, den wir als „sichere Bindung“ bezeichnen.
Foto von Lars Ohlckers
Ich hatte gelernt, dass Erzählen ein sozialer Prozess war, etwas zwischen den Menschen Stattfindendes. Diese Geschichten waren es, die uns in Zweierbeziehungen, Familien und Gemeinschaften miteinander verbanden. Ich fragte mich, welche anderen Elemente des Geistes jenseits der Geschichten – unsere Gefühle, Gedanken, Absichten, Hoffnungen, Träume und Erinnerungen – auch zutiefst relational waren.
Zu jener Zeit traf ich auf Menschen, mit denen ich ständig Gespräche und Verbindungen pflegen sollte, die den formen sollten, zu dem ich wurde. Die Psychologen Louis Cozolino, Bonnie Goldstein, Allan Schore und Marion Solomon wurden zu engen Kollegen und Freunden, und ich ahnte gar nicht, dass unsere Leben sogar bis auf den heutigen Tag in stimulierender und lohnender Weise miteinander verflochten bleiben würden, nun ein Vierteljahrhundert später. Meine Beziehungen zu ihnen und vielen anderen Individuen auf diesem Weg wurden zu einem Teil der Geschichte dessen, der ich war. Ich ahnte gar nicht, dass dieses Jahrzehnt auch dem Leben dreier meiner wichtigsten Lehrer, die meine berufliche Entwicklung geformt hatten, ein Ende setzen würde: Robert Stoller, Tom Whitfield und Dennis Cantwell. Mit Lehrern und Kollegen, Freunden und Familie gehen wir Verbindungen ein, die uns tief verwandeln. Beziehungen sind der Schmelztiegel, in dem sich unser Leben entfaltet, da sie unsere Lebensgeschichte formen, unsere Identität prägen und uns zu der Erfahrung dessen führen, der wir sind, und uns dazu befreien oder einengen, der wir werden können.
Obgleich mir auf der Hochschule für Medizin ein Jahrzehnt zuvor beigebracht wurde, dass der Körper einer Person die Quelle von Krankheit und das Zielobjekt unserer Interventionen wäre, schien der menschliche Geist irgendwie über den Körper hinauszureichen. Diese tief gehenden Lektionen über die Bedeutung und soziale Natur individueller Lebensgeschichten bestätigten die Tatsache, dass eine überaus wichtige Quelle von Bedeutung in unserem Leben – (die Geschichten, die uns miteinander verbinden, helfen uns, einer Erfahrung Sinn abzugewinnen, und befähigen uns dazu, voneinander zu lernen) – tief in einem Zwischenbereich unseres relationalen Lebens verortet war.
Sicherlich würden diese Elemente des Geistes auch mit der Gehirnfunktion in Verbindung stehen – diese Verbindung war etwas, das wir in der Neurologie seit über einem Jahrhundert kannten, doch dank rezenter Fortschritte auf dem Gebiet der Bildgebungstechnologie des Gehirnes wurde es stärker beleuchtet und verfeinert. Trotzdem bedeutet, abhängig vom Gehirn zu sein, nicht, auf das Gehirn allein beschränkt zu sein, noch bedeutet es, dass der Geist das Gleiche wie Gehirnaktivität ist, wie wir gesehen haben.
So entgegnete ich Professor Bruner während meiner Abschlusspräsentation für das Seminar, dass ich daran interessiert wäre, zu wissen, wie die neuronalen Prozesse in den Gehirnen von Menschen, die in einer Beziehung zueinander stehen, zur sozialen Natur der Lebensgeschichte beitrugen. Er winkte nur ab mit einem Blick der Frustration und vielleicht auch Verwirrung. Ich verstand dann, dass die Überbrückung von Disziplinen – neuronal und sozial – nicht so einfach zu bewerkstelligen war.
Später hatte ich gelernt, dass der Begriff der Konsilienz1 dazu verwendet werden konnte, einen Prozess zu identifizieren, bei dem wir die universellen Entdeckungen quer durch oftmals voneinander unabhängige Disziplinen machen (Wilson, 1998). Ich schien, ohne diesen Begriff zu kennen, auf der Suche zu sein, Konsilienz beim Verständnis des Geistes zu finden.
Doch selbst wenn diese Disziplinen und ihre Befürworter keine Schnittmenge