Werner Huemer

Über den Kopf hinaus


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eine Kraftübertragung darstellt. Damit sind wir soweit, dass wir etwas messen können, jetzt haben wir Realität.

      Also, zusammengefasst: Die Quantenphysik, im speziellen Fall die Quantenmechanik, sagt: Es gibt ein „Meer aller Möglichkeiten“, sprich: den Vakuumbereich – wobei das ist ein schlechter Ausdruck ist, weil Vakuum immer ganz leer wirkt, aber der Raum ist ja voll von virtueller Energie. Und sobald wir aus diesem Meer aller Möglichkeiten eine Möglichkeit herausfischen, die wir mit Sinn und Bedeutung erkannt haben, entstehen Teilchen. Wir nennen diese Teilchen Quanten – es kann sich um Photonen handeln, oder um Gluonen, da gibt es viele Teilchen. Nun werden Kräfte übertragen, es entsteht Realität. Wichtig ist: Dieses Vakuum, sprich: das Meer aller Möglichkeiten, ist auch in uns. Wenn man es aus unserem Körper rausnehmen würde, blieben nur etwa 20 Mikrometer übrig. Man müsste uns mit dem Mikroskop suchen … Unser Übergewicht würden wir leider trotzdem behalten, weil die Massen ja da drin sind …“

      „Vakuum raus“ steht als Diät wohl schon deshalb nicht zur Diskussion, weil das „Meer der Möglichkeiten“ ja nicht auf einen menschlichen Körper beschränkt sein kann.

      Warnke:

      „Ja, das Vakuum jedes unserer Körper geht fließend über in diesen Raum, dieser Raum geht fließend über in die Atmosphäre der Erde, fließend über in den ganzen Kosmos, ins ganze Universum. Der Raum des Universums, einschließlich meines Innenraums, ist identisch mit dem Meer aller Möglichkeiten. Und sobald ich etwas in die Realität geschaltet habe, ist es registriert von dieser universellen Speicherplatte, in der alles mit allem verbunden ist, und die Muster meiner Realität bleiben erhalten.

      Man spricht diesbezüglich, – als Modell – von einer „Musterordnung der X-Teilchen“; man denkt, dass diese Information über „X-Teilchen“ repräsentiert wird. Was immer ich also durch mein Bewusstsein als Realität einspeichere, hier und jetzt, verbreitet sich sofort, quasi instantan, weil es keine Zeit gibt, ins ganze Universum. Und an jedem Ort des Universums könnte ich diese Information wieder herausholen und zu Kräften werden lassen.“

       Sie zitieren diesbezüglich in Ihrem Buch den amerikanischen Physiker Jack Sarfatti, der sagt: „Mit jedem Gedanken, jeder Handlung beschreiben wir nicht nur unsere eigene kleine Festplatte, sondern speichern auch etwas im Quantenuniversum ab, was unser irdisches Leben überdauert.“ Kann man daraus, vereinfacht gesagt, folgern, dass unsere Gedanken, Gefühle und Empfindungen eine Wirkung haben, die über den eigenen Körper hinausreicht? Und dass damit auch unsere Gedanken mit einer großen Verantwortung verbunden sind?

      Warnke:

      „Absolut. Alles, was wir einspeichern, bleibt für immer erhalten. Was wir in die Realität geführt haben, kann diesseits, in der Materiewelt, gelöscht werden, aber im Meer aller Möglichkeiten ist es weiterhin vorhanden. Und damit ist eine Riesenverantwortung für die Menschheit verbunden.

      Dafür gibt es inzwischen auch recht gut fundierte Experimente. Das „Global Conciousness Project“ [Anm.: mehr darüber finden Sie im Kapitel 3] zeigt beispielsweise: Immer dann, wenn viele Menschen gleichzeitig bestimmte Gefühle investieren, verändert sich die Elektronik, sprich die Elektronen. In einem Zufallsgenerator ist dann kein allgemeines Rauschen mehr da, sondern es geht in Richtung positiver oder negativer elektrischer Impuls.

      Es gibt inzwischen sehr konkrete Hinweise, dass unsere Gedanken, die Gefühle, die wir innerhalb dieser Menschheit investieren, andere Menschen beeinflussen, die Natur beeinflussen, und dass diese Wirkung über die Generation hinaus besteht. Denn für diese universelle Speicherplatte gibt es ja keine Zeit, es ist alles gleichzeitig vorhanden. Das heißt, sie wird immer stärker formiert und kann auch entsprechend wieder abgerufen werden. Je unverantwortlicher wir mit diesem Prinzip umgehen, umso schlechter sieht es für die Menschheit aus.“

       Insofern bedeutet die immer wieder zitierte Aussage der Quantenphysik, daß alles mit allem in Verbindung steht, also nicht nur eine Verbindung über den Raum, sondern auch zwischen Vergangenheit und Zukunft …

      Warnke:

      „Ja, ganz eindeutig ist das so. Außerdem ist folgendes interessant: Wie gesagt, nimmt das Unterbewusstsein, also der Teil in uns, der eigentlich alle Körperfunktionen steuert, 95 Prozent der Tätigkeit ein. Nur fünf Prozent laufen über die Gedanken, also über das Alltagsbewusstsein. Und jetzt kommt etwas sehr Spannendes: Es gibt inzwischen Physiker, die ein Modell geschaffen haben, das besagt, dass diese 95 Prozent, die das Unterbewusstsein repräsentieren, identisch sind mit den 95 Prozent der Energien im Universum, die als „dunkle Energie“ und „dunkle Materie“ bezeichnet werden. Die beiden zusammengenommen, dunkle Energie und dunkle Materie, machen 95 Prozent aller Energien aus; das, was wir bisher als so wichtig betrachtet haben, was wir sehen können, also die elektromagnetische Energie, nimmt nur fünf Prozent ein. Das ist ein neuer Ansatz, die Welt zu betrachten. Ich glaube, ein sehr erfolgreicher.“

       Sie haben vorhin die Notwendigkeit angesprochen, Verantwortung wahrzunehmen? Haben Sie dafür konkrete Empfehlungen?

      Warnke:

      „Wenn wir diesen Mechanismus – den ich versuchte zu skizzieren und der sehr vereinfacht dargestellt ist, aber als Modell recht gute, plausible Grundlagen hat – kennen und ernst nehmen wollen, dann müssten wir, um uns selber nicht zu schaden, ein anderes Leben führen als das, was im Augenblick gesellschaftlich – ich sage wieder: mehrheitlich – anerkannt ist.

      Wir würden versuchen, Empfindungen zu investieren, die die Materie aufbauend schalten, auch im Hinblick auf Heilung und Gesundheit, und die uns dementsprechend mehr Freude bringen können. Das, was wir damit geschafft haben – mehr Freude in die Welt zu bringen –, würde eingespeichert sein und mehrheitlich auch für nachfolgende Generationen zur Verfügung stehen.

      Diese Verantwortung wahrzunehmen, würde uns sogar selbst guttun, und wir würden sie gerne wahrnehmen, wenn wir denn erkannt hätten, worum es geht. Es zeigt sich, dass die Evolution zunächst mehr oder weniger neutral gehandelt hat, was unsere menschliche Entwicklung anlangt. Es gab Völker, die im Hinblick auf die vorhin skizzierte Bedeutung des limbischen Systems, der Zirbeldrüse und der körpereigenen Drogen die Innenwelt verstärkt gesehen haben. Dann kam die Technik. Die hat uns genau in die falsche Richtung geführt, nämlich in die der analytischen Vernunft. Dabei haben wir nicht berücksichtigt, wie die Welt sich ändert, wenn wir ohne Empfindungen und ohne ausreichenden Kontakt zur Innenwelt nur noch auf Vernunftbasis arbeiten. Im Augenblick sind wir gerade wieder an einem Punkt angelangt, an dem viel schiefgeht, wo das Wissen um diese zweite Hälfte des Menschseins, die eigentlich im Gleichgewicht mit der anderen stehen sollte, immer dringender nötig ist.

      Aber so läuft es. Je tiefer wir absinken, als umso wichtiger wird die andere Seite wiedererkannt werden. Inzwischen gibt es aus dem engeren Kreis der Physiker genügend Beispiele für die Beschreibung dieser neuen Welt. Ich denke, dass etwas passiert, sozusagen ein Paradigmenwechsel, von dem die Menschheit profitieren wird.“

       In Ihrem neuen Buch „Quantenphilosophie und Interwelt“ beschäftigen Sie sich auch mit praktischen Nutzanwendungen dieser neuen Weltsicht. Was raten Sie?

      Warnke:

      „Eine praktische Anwendung tut einfach not. Wir müssen wieder etwas üben, das wir in unserer Gesellschaft bisher vernachlässigt haben, nämlich die Gedanken weitgehend abzuschalten, den Zensor des limbischen Systems zu stoppen, um dem Ursprung unserer Gefühle wieder eine größere Bedeutung zu geben. Wir können für die Zukunft lernen, diesen Mechanismus so einzustudieren, dass er genauso gewohnt wird wie unser heutiges tägliches Erleben in einer immer mehr technisch bestimmten Welt. Das funktioniert, wie man weiß, nach 14 Tagen. Wenn ich etwas übe, wie autogenes Training zum Beispiel, dann habe ich nach 14 Tagen ungefähr den Mechanismus automatisch drin. Wenn wir uns also eine Art Meditation – und es gibt weitere Methoden, es muss nicht Meditation sein – angewöhnen, dann kommen wir auch an Informationen heran, an die wir im Augenblick gar nicht denken können.

      Das heißt, wir holen aus dem Meer aller Möglichkeiten – so nenne ich dieses Bewusstseinsfeld des Universums, das ja schon viele Erfahrungen von uns eingespeichert hat. Wir können ebenso auch