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Liebesgeschichten der Bibel


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schwarz wie Beduinenzelte,

       wie die Decken Salomos.

       Trotzdem bin ich schön, ihr Mädchen

       aus der Stadt Jerusalem!

       Seht nicht so auf mich herunter,

       weil ich dunkler bin als ihr.

       Draußen muss ich alle Tage

       meiner Brüder Weinberg hüten.

       Doch für meinen eigenen Weinberg

       – für mich selbst – kann ich nicht sorgen;

       dafür bleibt mir keine Zeit!

      SIE

       Sag mir, Geliebter,

       wo kann ich dich finden?

       Wo ruhn deine Schafe

       mittags, wenn’s heiß wird?

       Andere Hirten,

       was sollen sie denken,

       wenn ich nach dir frage,

       überall suche?

      ER

       Musst du mich fragen,

       du Schönste der Frauen?

       Du musst es doch wissen,

       wo du mich findest!

       Nimm deine Zicklein

       und folge dem Schafsweg!

       Dort wirst du mich treffen,

       nah bei den Zelten.

      ER

       Prächtig und schön siehst du aus, meine Freundin,

       stolz wie die Stute an Pharaos Wagen!

       Schmückende Kettchen umrahmen die Wangen

       und deinen Hals zieren Schnüre mit Perlen.

       Aber noch schöneren Schmuck sollst du haben:

       silberne Perlen an Kettchen aus Gold!

      SIE

       Solange mein König mir nahe ist,

       verbreitet mein Nardenöl seinen Duft.

       Mein Liebster liegt bei mir, an meiner Brust,

       er duftet wie würziges Myrrhenharz,

       so kräftig wie Blüten vom Hennastrauch;

       im Weinberg von En-Gedi wachsen sie.

      ER

       Schön bist du, zauberhaft schön, meine Freundin,

       und deine Augen sind lieblich wie Tauben!

      SIE

       Stattlich und schön bist auch du, mein Geliebter!

       Sieh, unser Lager ist blühendes Gras,

       Balken in unserem Haus sind die Zedern

       und die getäfelten Wände Zypressen.

      SIE

       Eine Frühlingsblume bin ich,

       wie sie in den Wiesen wachsen,

       eine Lilie aus den Tälern.

      ER

       Eine Lilie unter Disteln –

       so erscheint mir meine Freundin

       unter allen anderen Mädchen.

      SIE

       Wie ein Apfelbaum im Walde

       ist mein Liebster unter Männern.

       Seinen Schatten hab ich gerne,

       um mich darin auszuruhen;

       seine Frucht ist süß für mich.

      SIE

       Ins Festhaus hat mein Liebster mich geführt;

       Girlanden zeigen an, dass wir uns lieben.

       Stärkt mich mit Äpfeln, mit Rosinenkuchen,

       denn Liebessehnsucht hat mich krank gemacht.

       Sein linker Arm liegt unter meinem Kopf

       und mit dem rechten hält er mich umschlungen.

       Ihr Mädchen von Jerusalem, lasst uns allein!

       Denkt an die scheuen Rehe und Gazellen:

       Wir lieben uns, schreckt uns nicht auf!

      SIE

       Mein Freund kommt zu mir!

       Ich spür’s, ich hör ihn schon!

       Über Berge und Hügel

       eilt er herbei.

       Dort ist er –

       schnell wie ein Hirsch,

       wie die flinke Gazelle.

       Jetzt steht er vorm Haus!

       Er späht durch das Gitter,

       schaut zum Fenster herein.

       Nun spricht er zu mir!

      ER

       Mach schnell, mein Liebes!

       Komm heraus, geh mit!

       Der Winter ist vorbei mit seinem Regen.

       Es grünt und blüht, so weit das Auge reicht.

       Im ganzen Land hört man die Vögel singen;

       nun ist die Zeit der Lieder wieder da!

       Sieh doch: Die ersten Feigen werden reif;

       die Reben blühn, verströmen ihren Duft.

       Mach schnell, mein Liebes!

       Komm heraus, geh mit!

       Verbirg dich nicht vor mir wie eine Taube,

       die sich in einem Felsenspalt versteckt.

       Mein Täubchen, zeig dein liebliches Gesicht

       und lass mich deine süße Stimme hören! …

      DIE MÄDCHEN

       Ach, fangt uns doch die Füchse,

       die frechen, kleinen Füchse!

       Sie wühlen nur im Weinberg,

       wenn unsre Reben blühn.

      SIE

       Nur mir gehört mein Liebster

       und ich gehöre ihm!

       Er findet seine Weide,

       wo viele Blumen stehn.

       Am Abend, wenn es kühl wird

       und alle Schatten fliehn,

       dann komm zu mir, mein Liebster!

       Komm, eile wie ein Hirsch;

       sei flink wie die Gazelle,

       die in den Bergen wohnt.

      SIE

       Nachts lieg ich auf dem Bett und kann nicht schlafen.

       Ich sehne mich nach ihm und suche ihn,

       doch nirgends kann mein Herz den Liebsten finden.

       Ich seh mich aufstehn und die Stadt durcheilen,

       durch Gassen streifen, über leere Plätze –

       ich sehne mich nach ihm und suche ihn,

       doch nirgends kann ich meinen Liebsten finden.

       Die Wache greift mich auf bei ihrem Rundgang.

       »Wo ist mein Liebster, habt ihr ihn gesehn?«

       Nur ein paar Schritte weiter find ich ihn.

       Ich halt ihn fest und lass ihn nicht mehr los;

       ich nehm ihn mit nach Hause in die Kammer,

       wo meine Mutter mich geboren hat.

       Ihr Mädchen