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Liebesgeschichten der Bibel


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Denkt an die scheuen Rehe und Gazellen:

       Wir lieben uns, schreckt uns nicht auf!

      DIE ZUSCHAUER

       Was kommt dort herauf aus der Wüste?

       Wie Rauchsäulen zieht es heran;

       es duftet nach Weihrauch und Myrrhe,

       nach allen Gewürzen der Händler.

       Schaut hin! Das ist Salomos Sänfte,

       geleitet von sechzig Beschützern,

       von Israels tapfersten Helden,

       im Kampfe erprobt und bewährt.

       Das Schwert hat ein jeder am Gürtel

       zum Schutz gegen nächtliche Schrecken.

       Aus edelstem Holz ließ der König

       den tragbaren Thronsessel machen,

       die Säulen mit Silber beschlagen,

       die Lehne mit Gold überziehen.

       Aus purpurnem Stoff sind die Kissen,

       mit Liebe gewebt und bestickt

       von Jerusalems Frauen und Mädchen.

       Ihr Frauen von Zion, kommt her,

       den König zu sehn und die Krone,

       mit der seine Mutter ihn schmückte

       zum heutigen Tag seiner Hochzeit,

       dem Tag voller Freude und Glück.

      ER

       Preisen will ich deine Schönheit,

       du bist lieblich, meine Freundin!

       Deine Augen sind wie Tauben,

       flattern hinter deinem Schleier.

       Wie die Herde schwarzer Ziegen

       talwärts vom Berg Gilead zieht,

       fließt das Haar auf deine Schultern.

       Weiß wie frisch geschorne Schafe,

       wenn sie aus der Schwemme steigen,

       glänzen prächtig deine Zähne,

       keiner fehlt in seiner Reihe.

       Wie ein scharlachrotes Band

       ziehn sich deine feinen Lippen.

       Wangen hinterm Schleier

       schimmern rötlich wie die Scheibe

       eines Apfels vom Granatbaum.

       Wie der Turm des Königs David,

       glatt und rund, geschmückt mit tausend

       blanken Schilden, ragt dein Hals.

       Deine Brüste sind zwei Zicklein,

       Zwillingsjunge der Gazelle,

       die in Blumenwiesen weiden.

       Wenn die Schatten länger werden

       und der Abend Kühle bringt,

       komm ich zu dir, ruh auf deinem

       Myrrhenberg und Weihrauchhügel.

       Deine Schönheit will ich preisen!

       Du bist lieblich, meine Freundin,

       und kein Fehler ist an dir!

      ER

       Komm, meine Braut, geh doch mit, lass die Berge!

       Lass den gefahrvollen Libanon, komm!

       Fort von dem Gipfel des Berges Amana,

       fort vom Senir und vom ragenden Hermon,

       fort von den Lagerplätzen der Löwen,

       fort von den Bergen der Panther, komm mit!

      ER

       Verzaubert hast du mich,

       Geliebte, meine Braut!

       Ein Blick aus deinen Augen

       und ich war gebannt.

       Sag, birgt er einen Zauber,

       an deinem Hals der Schmuck?

       Wie glücklich du mich machst

       mit deiner Zärtlichkeit!

       Mein Mädchen, meine Braut,

       ich bin von deiner Liebe

       berauschter als von Wein.

       Du duftest süßer noch

       als jeder Salbenduft.

       Wie Honig ist dein Mund,

       mein Schatz, wenn du mich küsst,

       und unter deiner Zunge

       ist süße Honigmilch.

       Die Kleider, die du trägst,

       sie duften wie der Wald

       hoch auf dem Libanon.

      ER

       Meine Braut ist ein Garten

       voll erlesener Pflanzen!

       An Granatapfelbäumen

       reifen köstliche Früchte.

       Herrlich duften die Rosen

       und die Blüten der Henna.

       Narde, Safran und Kalmus,

       alle Weihrauchgewächse,

       Zimt und Aloë, Myrrhe,

       alle Arten von Balsam

       sind im Garten zu finden.

       Eine Quelle entspringt dort

       mit kristallklarem Wasser,

       das vom Libanon herkommt.

       Aber noch sind mir Garten

       und Quelle verschlossen!

      SIE

       Kommt doch, ihr Winde,

       durchweht meinen Garten!

       Nordwind und Südwind,

       erweckt seine Düfte!

       Komm, mein Geliebter,

       betritt deinen Garten!

       Komm doch und iss

       seine köstlichen Früchte! …

      ER

       Ich komm in den Garten,

       zu dir, meine Braut!

       Ich pflücke die Myrrhe,

       die würzigen Kräuter.

       Ich öffne die Wabe

       und esse den Honig.

       Ich trinke den Wein,

       ich trinke die Milch.

       Esst, Freunde, auch ihr,

       und trinkt euren Wein;

       berauscht euch an Liebe!

      SIE

       Ich lag im Schlaf, jedoch mein Herz blieb wach.

       Da klopft’s! Ich weiß: Mein Freund steht vor der Tür.

      ER

       »Mach auf, mein Schatz, mach auf, ich will zu dir!

       Mein Täubchen, öffne doch, lass mich hinein!

       Mein Haar ist nass vom Tau der kühlen Nacht.«

      SIE

       »Ich habe doch mein Kleid schon ausgezogen

       und müsst es deinetwegen wieder anziehn.

       Auch meine Füße habe ich gewaschen;

       ich würde sie ja wieder schmutzig machen!«

       Durchs Fenster an der Tür greift seine Hand;

       ich höre, wie sie nach dem Riegel sucht.

       Mein Herz klopft laut und wild. Er ist so nah!