machte Eglon. »Dass keiner es hört!«
So gingen alle Diener des Königs hinaus. 20Eglon saß in dem kühlen Obergemach, das nur für ihn allein bestimmt war. Ehud sagte zu ihm: »Ich habe für dich eine Botschaft von Gott.«
Darauf erhob sich Eglon von seinem Sitz. 21Ehud griff mit der linken Hand nach dem Schwert an seiner rechten Seite und stieß es ihm in den Bauch. 22Die ganze Klinge drang in Eglons Leib ein und sogar noch der Griff verschwand im Fett. Ehud ließ das Schwert stecken, 23verriegelte die Tür und stieg durchs Fenster hinaus.
24Nachdem Ehud gegangen war, wollten Eglons Diener nach dem König sehen, aber sie fanden die Tür des Obergemachs verriegelt. »Er wird wohl gerade seine Notdurft verrichten«, sagten sie. 25Sie warteten vergeblich; die Tür wurde nicht geöffnet. Schließlich holten sie den Schlüssel und schlossen auf. Da lag ihr Herr tot auf dem Boden.
26Während die Diener vor der Tür gewartet hatten, hatte sich Ehud in Sicherheit gebracht. Er war an den Steinbildern vorbeigegangen und gelangte unbehelligt nach Seïra.
27Dort angekommen, ließ er im Bergland von Efraïm das Signalhorn blasen und die Männer Israels zogen hinter ihm her in die Jordanebene hinunter. 28Er sagte zu ihnen: »Folgt mir schnell! Der HERR hat eure Feinde, die Moabiter, in eure Hand gegeben.«
Da zogen sie hinter ihm her und besetzten die Furten über den Jordan, sodass die Moabiter nicht entkommen konnten. 29Sie erschlugen an diesem Tag 10000 von ihnen, lauter starke und kampferprobte Männer; kein Einziger konnte sich retten.
30So zwang der HERR die Moabiter an diesem Tag vor Israel in die Knie. Das Land hatte nun 80 Jahre lang Ruhe vor Feinden.
Der Richter Schamgar
31Nach Ehud trat Schamgar, der Sohn Anats, auf. Er erschlug 600 Philister mit einem Ochsenstachel. So rettete auch er die Leute von Israel vor ihren Feinden.
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Gott rettet die Israeliten durch eine Frau
Ri 4
Nachdem Ehud gestorben war, taten die Leute von Israel von neuem, was dem HERRN missfällt. 2Da gab er sie in die Hand Jabins, des Königs der Kanaaniterstadt Hazor. Dessen Heerführer Sisera hatte sein Hauptquartier in Haroschet-Gojim. 3Jabin besaß 900 eiserne Streitwagen. Zwanzig Jahre lang unterdrückte er die Israeliten hart. Deshalb riefen sie zum HERRN um Hilfe.
4Damals hatte eine Prophetin namens Debora, die Frau Lappidots, das Richteramt in Israel. 5Sie saß unter der ›Deborapalme‹ zwischen Rama und Bet-El im Bergland von Efraïm und entschied Rechtsfälle, die die Leute von Israel ihr vorlegten.
6Eines Tages bestellte sie Barak zu sich, den Sohn Abinoams aus Kedesch im Gebiet des Stammes Naftali. Sie sagte zu ihm: »Der HERR, der Gott Israels, gibt dir den Auftrag: ›Nimm 10000 Mann aus den Stämmen Naftali und Sebulon und zieh mit ihnen auf den Berg Tabor. 7Ich werde Jabins Heerführer Sisera mit seinen Streitwagen und seinem ganzen Heer an den Bach Kischon locken und dort in deine Hand geben.‹«
8Barak sagte zu Debora: »Ich gehe nur, wenn du mitkommst! Ohne dich gehe ich nicht.«
9»Gut«, erwiderte Debora, »ich komme mit. Aber der Ruhm für den Sieg wird dann nicht dir gehören. Der HERR wird Sisera in die Hand einer Frau geben!«
Dann stand sie auf und ging mit ihm nach Kedesch. 10Dorthin berief Barak die Männer der Stämme Naftali und Sebulon. Zehntausend folgten ihm auf den Berg Tabor und Debora begleitete sie.
11Der Keniter Heber hatte sich von seinen Stammesbrüdern, den Nachkommen von Moses Schwiegervater Hobab, getrennt und war nach und nach bis zu der Eiche bei Zaanannim in der Nähe von Kedesch gekommen. Dort hatte er sein Zelt aufgeschlagen.
12Da erhielt Sisera die Meldung: »Barak, der Sohn Abinoams, ist mit einem Heer auf den Berg Tabor gezogen!« 13Sofort rief er seine 900 Streitwagen und alle seine Kriegsleute zusammen und zog von Haroschet-Gojim an den Bach Kischon.
14Als er dort ankam, sagte Debora zu Barak: »Schlag los! Heute hat der HERR dir Sisera und sein ganzes Heer ausgeliefert. Ich sehe, wie der HERR selbst vor dir her in die Schlacht zieht!«
Da stürmte Barak vom Berg Tabor ins Tal hinunter und die zehntausend folgten ihm. 15Als sie mit gezücktem Schwert auf die Kanaaniter zukamen, versetzte der HERR den feindlichen Heerführer und sein ganzes Heer in Angst und Schrecken. Sisera sprang von seinem Wagen und floh zu Fuß.
16Barak verfolgte die Streitwagen Siseras und seine Soldaten bis nach Haroschet-Gojim. Das ganze Heer wurde vernichtet; nicht ein Mann entkam.
Der feindliche Heerführer findet den Tod
17Sisera flüchtete inzwischen zum Zelt Jaëls, der Frau des Keniters Heber; denn die Sippe Heber unterhielt freundschaftliche Beziehungen zu Jabin. 18Jaël ging Sisera entgegen und sagte: »Komm herein, mein Herr, kehre bei mir ein! Hab keine Angst!« Er trat in ihr Zelt und sie führte ihn hinter den Vorhang.
19»Gib mir ein wenig Wasser«, bat er, »ich bin so durstig.« Sie holte den Schlauch mit Milch, gab ihm zu trinken und zog den Vorhang vor.
20»Stell dich an den Eingang des Zeltes«, sagte er. »Wenn jemand kommt und dich fragt, ob einer hier ist, dann antworte: ›Nein, niemand!‹«
21Jaël aber nahm einen Zeltpflock und einen Hammer und trat leise an Sisera heran. Er lag auf der Seite und war vor Erschöpfung in tiefen Schlaf gefallen. Sie trieb den Pflock durch beide Schläfen hindurch bis in die Erde.
22Da kam auch schon Barak, der hinter Sisera her war. Jaël ging ihm entgegen und sagte: »Komm mit, ich will dir den Mann zeigen, den du suchst!« Barak ging mit ihr ins Zelt und fand Sisera tot auf der Erde liegen, den Kopf mit dem Pflock durchbohrt.
23So brachte Gott dem Kanaaniterkönig Jabin eine schwere Niederlage bei und zwang ihn vor den Israeliten in die Knie. 24In der Folgezeit setzten sie ihm immer härter zu, bis sie ihn völlig vernichtet hatten.
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Deboras Siegeslied
Ri 5
Damals sang Debora zusammen mit Barak, dem Sohn Abinoams, das folgende Lied:
2Zum Kampf entschlossen war ganz Israel,
freiwillig stellten sich die Männer ein –
gelobt, gepriesen sei der HERR dafür!
3Ihr Könige und Fürsten, hört mir zu!
Dem HERRN zu Ehren will ich singen,
erklingen soll mein Lied und Spiel
zum Ruhm des Gottes Israels!
4Als du vom Bergland Seïr auszogst, HERR,
und zu uns kamst von Edoms grünen Steppen,
da zitterte vor dir die ganze Erde,
vom Himmel stürzten Wasserfluten nieder,
die Wolken gossen ihren Regen aus.
5Die Berge schwankten, als der HERR sich nahte,
der Gott, den sein Volk Israel verehrt,
der seinem Volk am Sinai erschien.
6Zur Zeit, als Schamgar lebte, Anats Sohn,
auch in den Tagen Jaëls, der Keniterin,
da lagen alle Wege menschenleer;
wer