aus dem Werk der britischen Psychologen Alan Baddeley und Graham Hitch hervorgegangen ist, besagt, dass die phonologische Schleife ein entscheidender Teil dieses Systems ist, eine Komponente, die sich darauf spezialisiert, geräuschbezogene Informationen zu speichern. Es überrascht vielleicht nicht, dass es sich auch um ein System handelt, das funktionieren muss, damit innere und äußere Sprache gebildet werden kann. Mit anderen Worten: Es ist eine entscheidende Voraussetzung für das verbale Denken.
Und es gibt eine weitere separate Komponente, die für die Verarbeitung visueller und räumlicher Informationen verantwortlich ist, aber es ist diese phonologische Schleife, auf die wir uns bei den meisten kurzfristigen Aufgaben verlassen. Wenn Erwachsene sich eine Menge Dinge merken müssen, neigen sie dazu, die Informationen verbal zu wiederholen, bis die Zeit gekommen ist, sie abzurufen. Das ist eine effektive Strategie, und Sie werden sie ebenfalls genutzt haben, wenn
Sie je durch einen Supermarkt gegangen sind und die letzten Artikel auf Ihrer Einkaufsliste vor sich hin gemurmelt haben.
Weil diese Art der Wiederholung von Wörtern abhängig ist, ist sie gegenüber bestimmten Merkmalen dieser Wörter besonders empfänglich, zum Beispiel, ob sie ähnlich klingen oder nicht. Ähnlich klingende Wörter (wie zum Beispiel Masse, Mappe oder Matte) werden leichter verwechselt, wenn man sie sich verbal einprägt. Und wir machen erwiesenermaßen mehr Fehler, wenn wir uns an Listen solcher Wörter erinnern müssen, als wir es tun, wenn wir uns Wörter einprägen müssen, die unterschiedlich klingen, auch wenn diese Wörter visuell dargestellt werden.
Dieses Phänomen wurde mit dem Begriff Effekt der phonologischen Ähnlichkeit57 versehen, weil es die Tatsache wiedergibt, dass wir einen phonologischen (beziehungsweise geräuschbasierenden) Code nutzen, um uns die Informationen einzuprägen. Wenn Kinder Zeit brauchen, bis sie beginnen, für ihr Denken Wörter zu verwenden, dann sollten Kinder auch Zeit benötigen, bis sich dieser Effekt zeigt.
Und das ist genau das, was die Forschung belegt.58 Kinder im Alter von unter sechs oder sieben Jahren zeigen den Effekt der phonologischen Ähnlichkeit nicht, was den Schluss nahelegt, dass sie Informationen für die kurzfristige Speicherung nicht automatisch in einen verbalen Code umwandeln. Selbstverständlich ist es möglich, dass das verbale Einprägen ein Sonderfall ist und dass Kinder in Wörtern zu denken beginnen, bevor sie realisieren, dass Wörter diese praktische Funktion für das Kurzzeitgedächtnis besitzen.
Wir überprüften diese Möglichkeit, indem wir untersuchten, wie Kinder sich visuell präsentiertes Material einprägten, und indem wir zugleich ihre private Sprache analysierten. Mein Doktorand Abdulrahman Al-Namlah untersuchte Schulkinder im Alter zwischen vier und acht Jahren an zwei Schulen, eine in Großbritannien und eine in Saudi-Arabien.59 Die private Sprache der Kinder wurde mithilfe des Tower von London (der Aufgabe mit den Bällen und Stangen) beurteilt. Darüber hinaus wurde ihnen eine separate Kurzzeitgedächtnisaufgabe gestellt, um die Stärke des Effekts der phonologischen Ähnlichkeit zu testen. Wie erwartet, zeigten die Kinder, die jünger als sechs Jahre waren, diesen Effekt nicht – ihr Gedächtnis war nicht sensibel für den Klang der Wörter, die sie sich einzuprägen hatten –, während die älteren Kinder mit den ähnlich klingenden Wörtern mehr zu kämpfen hatten. Besonders interessant war das Ergebnis, dass die Empfänglichkeit der Kinder für den Effekt damit zusammenhing, wie viel selbstregulierende Sprache sie bei der Tower-von-London-Aufgabe nutzten. Bei Kindern, die das Lösen der Aufgabe mithilfe von Wörtern zu regulieren schienen, war die Wahrscheinlichkeit allem Anschein nach größer, dass sie verbale Wiederholungen für ihr Kurzzeitgedächtnis einsetzten.
Diese Ergebnisse legen den Schluss nahe, dass das Erinnern kein Sonderfall ist. Im Gegenteil, sobald Kinder den Dreh heraushaben, Wörter für ihr Denken zu nutzen, beginnt dies andere Aspekte ihrer Kognition zu beeinflussen.
Eine weitere Möglichkeit, diese Frage zu beantworten, besteht in der Beobachtung, ob eine Einmischung in die innere Sprache von Kindern deren Leistung verschlechtert. Nur wenn Kinder sich auf verbales Denken verlassen, um die Aufgabe zu lösen, so heißt es, kann man erwarten, einen Effekt durch die Störung zu beobachten. Meine Doktorandin Jane Lidstone machte sich daran, dies zu untersuchen, indem sie eine Methode zur Verhinderung der inneren Sprache einsetzte, die als artikulatorische Unterdrückung60 bezeichnet wird und die laute Wiederholung eines harmlosen Wortes (wie zum Beispiel Schaukel) während der Dauer der Untersuchung beinhaltet.
Die Hypothese besagt, dass die artikulatorische Unterdrückung die Komponente der phonologischen Schleife im Arbeitsgedächtnis blockiert, die für die Bildung der inneren Sprache als entscheidend gilt. Es ist eine nützliche Methode, um zu untersuchen, wie sehr Menschen sich unter bestimmten Umständen auf die innere Sprache verlassen, wenn man Teilnehmer auffordert, die artikulatorische Unterdrückung einzusetzen, während sie eine kognitive Aufgabe zu lösen haben, und dann misst, wie dies ihre Leistung bei dieser Hauptaufgabe beeinflusst. Wenn wir die innere Sprache schon nicht direkt messen können, so besteht eine Möglichkeit, ihre Funktion indirekt zu untersuchen, darin, fundierte Vermutungen anzustellen, wann sie in Erscheinung treten könnte – und dann zu sehen, was passiert, wenn wir versuchen, sie zu blockieren.
Jane wählte die Tower-von-London-Aufgabe, weil sie als klassische Planungsaufgabe gilt, und das Planen soll (zusammen mit anderen sogenannten »exekutiven« Funktionen) eine besonders wichtige Rolle für die auf sich selbst bezogene Sprache spielen. Jane wollte feststellen, ob Kinder, die im Allgemeinen mehr selbstregulatorische private Sprache nutzten, beim Tower von London schlechter abschneiden würden, wenn sie während der Aufgabenlösung nicht mit sich selbst sprechen konnten. Jane nutzte die standardisierte artikulatorische Unterdrückung und forderte die Kinder auf, ein Wort laut für sich zu wiederholen, während sie die Aufgabe lösten. Sie wurden gebeten, sich vorzustellen, wie sie die Bälle in ihrem Kopf hin und her bewegten und der Versuchsleiterin zu sagen, mit wie vielen Zügen sie meinten, die Aufgabe lösen zu können. Dann wurden sie aufgefordert, ihre Lösung zu demonstrieren, indem sie die Bälle tatsächlich bewegten. Die Idee dahinter war, dass dies die Kinder zum Planen ermuntern würde, anstatt sich einfach auf die Aufgabe zu stürzen und die Bälle aufs Geratewohl hin und her zu bewegen.
Die Ergebnisse bestätigten Wygotskis Theorie. Unter der Bedingung der artikulatorischen Unterdrückung war die Leistung der Kinder im Vergleich zu einer Kontrollgruppe, in der die Kinder lediglich mit einem Fuß klopfen mussten, schwächer. Wir interpretierten dies als Beweis dafür, dass die private und innere Sprache in der Regel als Planungskomponente genutzt wird und dass die Verhinderung beider Arten der Sprache eine entsprechende Wirkung auf die Planung hatte. Darüber hinaus reagierten Kinder, die unter der Kontrollbedingung mehr selbstregulatorische private Sprache nutzten, empfindlicher auf die artikulatorische Unterdrückung. Es hat den Anschein, als verließen sich manche Kinder mehr auf das verbale Denken, deshalb hat es für sie negativere Auswirkungen, wenn ihnen diese Möglichkeit versagt wird.
Selbstverständlich gibt es eine näherliegende Möglichkeit, um herauszufinden, ob Kinder in Worten denken, und zwar, indem man sie fragt. Wie wir gesehen haben, ist es heikel genug, Erwachsene zu bitten, über ihre persönliche Erfahrung zu reflektieren, doch das Problem wird bei der Arbeit mit Kindern verschärft, denen möglicherweise die notwendigen linguistischen Fähigkeiten fehlen, um einen differenzierten Bericht darüber abzuliefern, was in ihrem Kopf vor sich geht.
Es wurden ein paar Versuche unternommen, mit Kindern Untersuchungen über ihre Erlebnisse im DES-Stil durchzuführen.61 Russ Hurlburt hat diese Methode bei einigen Kindern eingesetzt, auch bei einem Neunjährigen, der von einem Erlebnis berichtete, in dem es um das Bild eines Lochs in seinem Garten ging, in welchem ein paar Spielsachen lagen. In der bei der DES-Methode üblichen Weise fragte Russ den Jungen freundlich, ob es sich dabei um eine korrekte Beschreibung des Gartens handele. Der Junge antwortete: »Ja, aber ich habe noch nicht alle Spielsachen dorthin gebracht. Wäre der Piepston ein paar Minuten später gekommen, dann hätte ich Zeit gehabt, alle Spielsachen in das Loch zu tun.« Hurlburt schlussfolgerte, dass die Erzeugung geistiger Bilder eine Fähigkeit sein könnte, die mit dem Alter und der Übung problemloser und schneller funktioniert. Seine Beobachtungen legen den Schluss nahe, dass wir mit unserer Mutmaßung vorsichtig sein müssen, das innere Erleben von Kindern sei wie das unsere.
Andere Forscher