Laura Malina Seiler

Mögest Du glücklich sein


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Mal seit fast 20 Jahren hinter die Mauer, die ich damals aufgebaut hatte, und ich konnte mit jeder Zelle meines Körpers wieder den Schmerz spüren, den ich damals weggeschlossen hatte. Ich sah mich selbst als kleines Mädchen in meinem Bett liegen und beten, dass alles wieder gut werden würde, dass der Schmerz weggehen möge und ich mich nicht mehr so verloren und wieder zu Hause fühlen würde.

      So saß ich da in den Bergen Südafrikas auf meinem Meditationskissen – mit meiner Angst neben mir und der Erkenntnis, dass sie die letzten 20 Jahre immer da gewesen war, ohne dass ich mir darüber bewusst war. Ich erkannte, wie mich die Angst in meinen Beziehungen blockiert hatte, wie ich Dinge überdramatisiert hatte, weil tief in mir schon bei dem kleinsten Anzeichen von Konflikt die tiefe Angst wild Alarm schlug und mich nicht mehr klar denken ließ.

      Wenn wir uns bedroht fühlen, schüttet unser Körper Tonnen an Stresshormonen aus. Unter starkem Stress schaltet unser Gehirn alle Teile des logischen Verstands aus und arbeitet nur noch mit dem ältesten Teils des Gehirns: dem Reptiliengehirn. Ich nenne diesen Zustand immer ganz liebevoll »Drama-TV«. Mit Sicherheit kennst du dieses Gefühl auch, von der Wut oder Angst völlig überwältigt zu werden und nicht mehr klar denken zu können. Ein sicheres Anzeichen dafür, dass sich dein Gehirn gerade wieder in die Steinzeit zurückkatapultiert hat. Für die nächsten 20 Minuten ist jegliches gutes Zureden verschwendete Mühe, das Einzige, was wir hier wahrnehmen, ist Drama. Unser gesamtes System ist jetzt im Überlebensmodus und wählt nur noch zwischen drei Handlungsmöglichkeiten: »Fight, Flight oder Freeze« (kämpfen, wegrennen oder totstellen). Da wir in diesem Zustand nicht in der Lage sind, gute Entscheidungen zu treffen und die Situation zu entschärfen, verstärkt der Überlebensmodus dieses Verhalten, den Konflikt in den meisten Fällen, anstatt ihn zu lösen. Sie verstärkt sogar genau das Szenario, vor dem wir eigentlich am meisten Angst haben, und führt zu Trennung und Verletzungen.

      Ich spürte, dass der Augenblick gekommen war, die tiefe Wunde zu heilen, die der Ursprung meiner Angst war und die mich über so viele Jahre davon abgehalten hatte, mein Herz zu öffnen und wieder ganz zu vertrauen. Ich hatte mich so lange gegen den Schmerz gewehrt und gedacht, ihn irgendwie unterdrücken zu können, wodurch ich mir aber auch die Möglichkeit genommen habe, ihn zu heilen. Der einzige Weg zu heilen, ist, die bittere Medizin zu schlucken und durch den Schmerz hindurchzugehen. Wir müssen Licht auf unsere Schatten werfen, damit sie sich auflösen.

      Ich nahm einen tiefen Atemzug und stellte mir vor, wie ich in Gedanken durch die Zeit zurückreiste bis zu dem Tag, an dem ich die Angst am stärksten spüren konnte. Ich konnte mich selbst wie von außen in einem Film in der Situation sehen, wie ich mich damals so hilflos und verlassen gefühlt habe, so, wie noch nie zuvor in meinem Leben. Ich setzte mich neben mein jüngeres Ich und nahm die kleine Laura einfach in den Arm. Ich hielt sie fest, und ich sagte ihr, dass sie so stolz auf sich sein könne und dass vor ihr ein wunderschönes Leben läge, von dem sie jetzt noch nicht mal zu träumen wagte. Ich konnte den Schmerz und die Einsamkeit so stark in ihr und in mir spüren, dass mir die Tränen übers Gesicht liefen. Ich wusste, ich war am Kern meiner Angst angekommen. Ich spürte, wie sich mein gesamter Brustkorb anfühlte, als würden Hunderte Steine daraufliegen, wie sich mein Hals zuzog und sich mein Magen verkrampfte. Ich wiederholte die Stimme von meinem Meditationslehrer in meinem Kopf: »Just observe«, einfach nur wahrnehmen. Und tatsächlich begann sich mein Körper zu entspannen – mit jedem Atemzug, den es mir gelang, einfach nur meine Empfindungen zu beobachten, ohne sie zu bewerten oder vor ihnen weglaufen zu wollen. Der Schmerz ließ nach. Die kleine Laura in meinem Arm begann, sich auch immer mehr zu entspannen, und es war, als würde sich ein Knoten lösen, der über 20 Jahre lang in meinem Herzen gewesen war. Die Tränen aus Schmerz verwandelten sich in Tränen der Dankbarkeit, dass ich den Mut gefunden hatte, den Schmerz zu fühlen und ihn dadurch endlich zu heilen.

      MÖGEST DU GLÜCKLICH SEIN

      › Manchmal ist es besser, nicht zu wissen, was dich erwartet, denn dann würde dich deine Angst davon abhalten, es zu tun.

      › Die wahren Antworten zeigen sich dir in der Stille, wenn der Geist keine Ablenkung mehr von außen hat.

      › Das Problem ist nie das Problem. Um wahre Heilung zu erfahren, musst du zum Ursprung deines Schmerzes zurückkehren.

      › Die eigenen Ängste produzieren meistens genau das Ergebnis, wovor wir am meisten Angst haben.

      › Angst löst sich nur auf, indem du Licht auf sie wirfst.

      › Wunder bedeuten, die eigene Perspektive von Angst hin zu Liebe zu verändern.

       Meine Notizen und Erkenntnisse:

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