sagte: »Ich bin völlig erschöpft, weil ich ständig auf der Suche nach dem Gefühl bin, doch klug genug zu sein, aber egal, wie sehr ich mich anstrenge, ich finde immer Gründe, warum ich es doch nicht bin. Ich sage mir, dass ein Medizinstudium jetzt auch nicht wirklich etwas Besonderes ist und dass das jeder geschafft hätte … dass ich einfach nur Glück gehabt habe …«
Sarah litt unter dem sogenannten Scharlatan-Syndrom, bei dem der Betroffene immer das Gefühl hat, eines Tages aufzufliegen, weil er eigentlich gar keine Ahnung hat von dem, was er tut. Hinter dem Syndrom steht der innere Glaubenssatz, nie gut genug zu sein, ganz egal, wie gut die Ergebnisse objektiv auch sein mögen.
In den nächsten Coachingsitzungen fanden wir gemeinsam heraus, dass sich der Glaubenssatz bei ihr entwickelt hatte, als sie gerade eingeschult worden war und während der ersten zwei Jahre in der Grundschule große Schwierigkeiten hatte, Lesen und Schreiben zu lernen. Sie begann, sich vor ihren Mitschülern dafür zu schämen, nicht so gut lesen zu können wie die anderen, und sie schlussfolgerte: »Ich bin nicht gut genug, und ich werde nur gemocht, wenn ich gute Leistungen erbringe.« Dieser Glaubenssatz wurde zu ihrem inneren Mantra und zu ihrem inneren Motor. Es ist eines unserer wichtigsten menschlichen Grundbedürfnisse, geliebt und anerkannt zu werden. Durch die Gleichung, die Sarah in ihrem Unterbewusstsein aufgestellt hatte – Gute Leistung = Sicherheit und Liebe –, erzielte sie in ihrem weiteren Leben objektiv betrachtet hervorragende Ergebnisse, konnte diese jedoch selbst nie anerkennen, da sie nicht mit ihrem Selbstbild übereinstimmten, denn das hieß: »Ich bin nicht gut genug.« Sie hätte sogar den Nobelpreis gewinnen können und würde immer noch denken, eigentlich nicht gut genug zu sein. Sie hatte sich ein mentales und emotionales Gefängnis mit gleich mehreren Gefängniswärtern gebaut, in dem sie festsaß, ohne es selbst zu merken. Unser Unterbewusstsein ist an dieser Stelle ziemlich ausgefuchst, denn das Hauptanliegen unseres Unterbewusstseins ist es, unser Überleben zu sichern. Dabei ist es für das Unterbewusstsein eher zweitrangig, ob wir glücklich sind. Es arbeitet eher analog, in Einsen und Nullen oder in »funktioniert« bzw. »funktioniert nicht«. Da Sarah mit dem Glaubenssatz – Gute Leistung = Sicherheit und Liebe – offensichtlich überlebt hatte und sogar noch Anerkennung von außen bekam, hatte ihr Unterbewusstsein gar kein Interesse daran, diese innere Überzeugung gegen eine andere einzutauschen, und hatte aus diesem Grund auch verhindert, dass Sarah ihre innere Verstrickung selbst erkennen konnte.
Weil unser Fokus den inneren Überzeugungen folgt und das Selbstbild auf Angst, Scham, Schuldgefühlen oder Wut basiert, ziehen wir ständig Erfahrungen in unser Leben, die diese innere Haltung verstärken. Dadurch ergibt sich ein neuer Teufelskreis, der uns immer mehr darin bestätigt, weiterhin nicht zu vertrauen und sich getrennt von der Welt zu fühlen. Durch die Veränderung des eigenen Bewusstseins und des Selbstbilds in ein wohlwollendes, liebevolles Selbstbild erschaffen wir eine neue Realität.
Die Ebenen des Bewusstseins
1995 veröffentlichte der amerikanische Psychiater und spirituelle Lehrer Sir David R. Hawkins sein Buch »Die Ebenen des Bewusstseins«. In einer Studie testete Hawkins mithilfe des kinesiologischen Tests die unterschiedlichen Ebenen des menschlichen Bewusstseins und entwickelte daraus die Skala des Bewusstseins. Als mir der kinesiologische Muskeltest das erste Mal begegnet ist, konnte ich gar nicht glauben, wie einfach wir mit unserem Körper kommunizieren können und wie präzise uns der eigene Körper Antworten gibt. Ich bin damals durch Zufall über ein Youtube-Video auf den Muskeltest aufmerksam geworden und schaute mir an dem Tag alle Videos, die ich auf Youtube über Kinesiologie finden konnte, an und lernte in den nächsten Jahren so viel wie möglich über diesen Test. Seitdem ist der Muskeltest eines meiner wichtigsten Tools in der Arbeit mit meinen Klienten – und auch zum Testen von Entscheidungen, Fragen und körperlichen Symptomen bei mir selbst. Der kinesiologische Muskeltest ist wie ein Bio-Feedback-Diagnose-Tool, das es uns ermöglicht, über unseren Körper Blockaden zu erkennen und sich die Antworten direkt vom Körper geben zu lassen. Die Bedeutung von Kinesiologie kommt aus dem Griechischen und bezeichnet »die Lehre des Bewegungsflusses« und bezieht sich auf die Energie, die durch unseren Körper fließt. Durch den Muskeltest lässt sich feststellen, ob die Lebensenergie im Körper gerade gestärkt oder geschwächt ist. Wenn unser Körper einem schädlichen Reiz (z. B. Stress, Lärm, bestimmte Worte, bestimmtes Essen) ausgesetzt wird, reagieren unsere Muskeln schwach. Ebenso reagiert der Körper gestärkt, wenn er positiven Reizen ausgesetzt wird. Unser Körper speichert alle Informationen darüber, was uns guttut und was nicht. Mit dem Muskeltest kann uns der Körper diese Information ganz einfach zurückspiegeln, und wir können uns mit der Weisheit des eigenen Körpers verbinden, ohne uns auf Spekulationen verlassen zu müssen. Wenn das Nervensystem von einem Reiz gestresst wird, reagieren die Muskeln schwach und geben nach. Wenn unser Nervensystem von einem Reiz gestärkt wird, reagieren auch die Muskeln stark.
Der kinesiologische Test beruht auf der physiologischen Tatsache, dass wir unsere Muskeln einerseits bewusst steuern können, wenn wir zum Beispiel einen Stift aufheben wollen, andererseits gehorchen unsere Muskeln ebenso dem vegetativen Nervensystem, das unbewusst die Abläufe in unserem Körper, wie die Verdauung, Atmung, Durchblutung und so weiter, steuert. Da das vegetative Nervensystem automatisch reagiert, ist es weitaus schneller als die bewusste Steuerung unserer Muskeln. In dem Moment, wenn wir in Gefahr sind (z. B. einem negativen Reiz ausgesetzt werden), übernimmt für einen kurzen Moment das vegetative Nervensystem die Kontrolle über unsere Muskeln, um unser Überleben zu schützen. Das ermöglicht uns beispielsweise, innerhalb von einem Bruchteil einer Sekunde die Hand von der Herdplatte zu ziehen, wenn diese heiß ist. Genau diesen Moment nutzt der kinesiologische Test, um im Unterbewusstsein gespeicherte Informationen zu erkennen, auf die die Muskulatur schwach reagiert.
Am einfachsten kannst du den Test mit deinem Arm durchführen. Strecke den Arm gerade vor dir aus und kalibriere ihn. Das machst du, indem du testet, wie viel Druck du mit der anderen Hand auf den Arm aufwenden musst, um ihn nach unten zu drücken, also wann der Moment ist, in dem der Arm nachgibt. Der Muskeltest funktioniert nur, wenn du Aussagen tätigst, die mit Ja oder Nein bestätigt oder abgelehnt werden können. Sage zum Beispiel: »Mein Name ist …« (füge deinen Namen ein). Teste in dem Moment mit leichtem Druck auf deinen Arm, ob der Arm nachgibt oder stabil bleibt. Teste dann mit einem vollkommen anderen Namen. Du wirst feststellen, dass dein Arm nachgibt, wenn die Aussage nicht wahr ist, und stabil bleibt, wenn die Aussage stimmt. Du kannst mit diesem Test auch wunderbar Allergien, Lebensmittelunverträglichkeiten und Entscheidungen testen.
Von der bloßen Existenz bishin zur Erleuchtung
Hawkins nutzte die Weisheit des Körpers, um das Bewusstsein der Menschen zu testen. Anhand der von Hawkins entwickelten Skala lassen sich die unterschiedlichen Bewusstseinszustände der Menschen zwischen 0 (bloße Existenz) und 1000 (Erleuchtung) auf 17 Ebenen einordnen. Das Ziel der Studie bestand darin, eine praktisch verwendbare »Landkarte« der Energiefelder des Bewusstseins zu erschaffen. Bewusstsein ist mehr als die Wahrnehmung der äußeren Welt über unsere Sinne, und es ist auch mehr, als einfach wach oder achtsam zu sein. Bewusstsein enthält alle mentalen, emotionalen und spirituellen Aspekte von uns selbst. Es ist die Brille, durch die wir unsere ganz eigene Realität sehen, geprägt von unseren tiefsten inneren Überzeugungen, Werten und Vorstellungen. Es ist möglich, dass wir uns in unterschiedlichen Lebensbereichen auf verschiedenen Ebenen bewegen. Der eigene Bewusstseinsstand ergibt sich aus dem Zusammenspiel aller Ebenen.
»Wenn du das Geheimnis des Universums entschlüsseln möchtest, musst du anfangen, in Energie, Frequenz und Vibration zu denken.« — Nicola Tesla
Die untersten Ebenen bis zur Ebene von 200 sind Bewusstseinsebenen, basierend auf Überlebensemotionen (Scham, Schuld, Apathie, Trauer, Angst, Verlangen, Wut und Stolz) und eigennützig ausgerichtet. Sie bringen den Geist und den Körper aus der Balance. Befinden wir uns auf einer dieser Ebenen, sind wir nicht in Harmonie mit uns selbst und der Welt. Gefühle auf dieser Ebene aktivieren unseren Fight-Flight-Freeze-Modus und setzen uns unter permanenten Stress, da unser Verstand meint, dass das eigene Überleben bedroht ist und wir uns verteidigen oder gar fliehen müssten. Auf diesen Bewusstseinsebenen kommt es häufig zu einer Opfer- und Vorwurfshaltung sowie zu einer Verstrickung in eine unversöhnliche emotionale Haltung. Ab der Bewusstseinsebene von 125 beginnen wir, uns langsam besser zu fühlen, allerdings ist dieses