Sylvia Harke

Hochsensibel Was tun?


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wir uns dieser Art von Wahrnehmung neutral und ernsthaft widmen wollen, ist es hilfreich, den Bereich der Religion zu verlassen. Es gibt einige interessante wissenschaftliche Experimente dazu, die ich Ihnen nicht vorenthalten möchte. Der bekannte englische Biologe und Philosoph Rupert Sheldrake promovierte an der Universität Cambridge im Bereich Biochemie. Er revolutionierte viele naturwissenschaftliche Vorstellungen durch die Theorie der „morphischen Felder“ und geht davon aus, dass alle Lebewesen und alle Materie über Energiefelder über Zeit und Raum hinaus miteinander verbunden sind. Damit decken sich seine Ausführungen mit denen anderer Forscher, die durch das eigene Erleben oder die Analyse von Nahtod-Erlebnissen von einem „nonlokalen“ Bewusstsein sprechen, wie etwa der Bestsellerautor Eben Alexander („Blick in die Ewigkeit. Die faszinierende Nahtoderfahrung eines Neurochirurgen“).

      2012 veröffentlichte Rupert Sheldrake sein kritisches Buch „Der Wissenschaftswahn. Warum der Materialismus ausgedient hat“ und befasste sich in „Der siebte Sinn des Menschen“ mit der Telepathie (Gedankenübertragung) und anderen parapsychologischen Phänomenen. In diesem Buch schreibt Sheldrake:

      „Wenn die Telepathie einmal als ‘eine ganz normale Funktion der menschlichen Psychologie' verstanden wird, werden mehr Psychotherapeuten bereit sein, die telepathischen Vorgänge zwischen sich und ihren Patienten festzuhalten und zu untersuchen. Die Forschung von Psychotherapeuten und Psychotherapeutinnen könnte sehr erhellend für die Wirkungsweise von Telepathie sein, insbesondere im Hinblick auf den Zusammenhang zwischen telepathischer Gedankenübertragung und der Kommunikation von Gedanken durch normale sinnliche Mittel“ (S. 58, „Der siebte Sinn des Menschen“).

      Selbst Freud und Jung, die Pioniere der Psychologie, spekulierten über diese Phänomene, nachdem sie diese selbst immer wieder im Rahmen ihrer psychoanalytischen Sitzungen mit Patienten erlebt hatten. Da diese Themen jedoch so brisant waren, wurden sie selbst von Freud jahrelang geheim gehalten und nur in engsten Kreisen kommuniziert.

      Rupert Sheldrakes Experimente:

       Angestarrt werden und Telefonanrufer erspüren

      Dem englischen Wissenschaftspionier gelang es, innerhalb empirischer Studien telepathische Alltagsphänomene in ganz konkrete Forschungssituationen umzuwandeln, etwa indem er Probanden bat, zu erspüren, ob sie von hinten gerade von einer anderen Person angestarrt wurden oder nicht. Viele Leserinnen und Leser haben dieses Phänomen sicher schon einmal live erlebt, etwa in einem Café, in einem Kaufhaus oder auf der Straße, und sich dann wegen eines komischen Gefühls umgedreht. Tatsächlich konnten schon viele in diesem Moment die Person entdecken, die sie beobachtet hatte. Ein weiteres Beispiel ist die gedankliche Verbindung mit Menschen durch Telefonanrufe. Wie oft haben Sie selbst schon einen Telefonanruf von einem Ihnen nahestehenden Menschen erhalten, an den Sie kurz zuvor gedacht hatten? Für beide Situationen konnte Rupert Sheldrake innerhalb seiner Untersuchungen im Labor „Trefferquoten“ mit Versuchspersonen erzielen, die deutlich über das statistisch vorhergesagte Ergebnis (Zufallstreffer) hinausgingen.

      Auswertung

      Telepathie, Vorahnungen, besondere Träume und außersinnliche Wahrnehmungen sind also nicht allein das Privileg einiger hochsensibler Menschen. Doch aus meiner Erfahrung kann ich bestätigen, dass Hochsensible eher geneigt sind, diesen parapsychologischen Erlebnissen in ihrem Leben eine hohe Aufmerksamkeit und Bedeutung zuzumessen. Denn hier geht es um das Gefühl, das Spüren und Hineintasten in Bereiche, die den alltäglichen Verstand verwirren könnten. Diese Beispiele zeigen, dass auch Wissenschaftler mit diesem Thema seit Jahrzehnten beschäftigt sind. Wenn Sie also selbst Phänomene von außersinnlicher Wahrnehmung bei sich beobachtet haben, forschen Sie einfach weiter. Es gibt viele Bücher darüber und auch Informationen im Internet. Wenn Sie mit Selbstlernprogrammen starten, zum Beispiel im Bereich des luziden Träumens, können Sie mit wenig Aufwand viel Interessantes erleben. In dem Buch „Klartraum“ von Jens Thiemann erhalten Sie beispielsweise praktische Anweisungen, wie Sie lernen können, Ihre Träume absichtlich zu steuern. Sie werden dadurch faszinierende Einblicke in das Phänomen des menschlichen Bewusstseins erlangen.

      Außersinnliche Wahrnehmungen können einen Erfahrungsbereich von Hochsensibilität darstellen, müssen dies aber nicht zwingend.

      ZUSAMMENFASSUNG

      Hochsensibilitat ist ein Synonym ruf Hochsensitivitat oder Hypersensitivitat und beschreibt eine andersartige, sensiblere Wahrnehmungsfähigkeit des Menschen. Diese Persönlichkeitseigenschaft ist keine Krankheit.

      Elaine Aron und andere Buchautoren gehen von einer vererbten Eigenschaft aus. Tatsächlich lassen sich in Familien von hochsensiblen Erwachsenen oft hochsensible Kinder oder Enkel finden. (Über weitere mögliche Einflussfaktoren lesen Sie in Kapitel 4.)

      Kommen zusätzliche biografische Belastungen hinzu, entwickeln sich weitere Schwierigkeiten, die besonders mit der mangelnden Abgrenzungsfahigkeit zu tun haben.

      Die Sensibilitat zeigt sich in einer differenzierten und feinen Wahrnehmung über die Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten sowie Bewegungssinn.

      Darüber hinaus haben Hochsensible eine feine Antenne ruf zwischenmenschliche Signale und teilweise ruf den außersinnlichen Wahrnehmungsbereich (Telepathie, Intuition).

      Durch die besonders feine Wahrnehmung können sich, je nach Wahrnehmungskanal, vielfältige Begabungen und Hochbegabungen zeigen.

      Als Scanner bezeichnet man Hochsensible mit vielfältigen Interessensgebieten und einem Hunger nach Abwechslung. Sie sind häufig mit wechselnden Projekten und Hobbys beschäftigt.

      Viele Hochsensible sind eher introvertiert veranlagt. Die Minderheit der Hochsensiblen ist extrovertiert oder ein Mischtyp.

      Eine der Schwachen von Hochsensiblen liegt in der schnellen Reizüberflutung und der damit einhergehenden Überforderung.

      Durch die hohe Sensibilitat besteht bei Hochsensiblen eine höhere Verletzlichkeit.

      Viele Menschen versuchen, sich gegen diese Verletzlichkeit abzuschirmen, was jedoch nicht förderlich ist. Verletzlichkeit bedeutet natürliche Schönheit und ist der Schlüssel ruf die Selbstheilung.

      Der gesunde Kontakt zu den eigenen Gefühlen ist die Voraussetzung ruf die psychische Gesundung. Oftmals sind die tiefer liegenden Gefühle unterdrückt, können jedoch aufgrund einer inneren Logik therapeutisch verfolgt werden: Gefühle von Wut und Trauer sind oft der Wendepunkt im therapeutischen Prozess.

      Viele Hochsensible haben den Eindruck, dass sie die Gefühle anderer Menschen aufschnappen und auch Leid und Trauer anderer nachempfinden. Dies fuhrt häufig zu Zustanden von Weltschmerz.

      Bei den Denkstrukturen gibt es die logische/rationale sowie die assoziative/kreative Form, aus der sich ein holistischer Ansatz entwickeln kann. Versuchen Sie herauszufinden, welche Art von Denker Sie sind. Beide Arten zu denken sind dabei gleichwertig. Da viele Hochsensible eher intuitiv veranlagt sind, werden sie wahrscheinlich mit den „Logikern“ in ihrem Umfeld Konflikte