Sylvia Harke

Hochsensibel Was tun?


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irritiert auf hochsensible Männer reagieren, da sie diese als zu wenig männlich empfinden. In Freundschaften mit Frauen werden hochsensible Männer oft geschätzt, da sie gute Gesprächspartner sind und gern tiefsinnige Gespräche führen. Doch wie können solche Freundschaften in eine Liebesbeziehung weiterentwickelt werden? Bei dieser Frage stoßen (hochsensible) Männer teilweise an ihre Grenzen. HSP-Männer neigen eher dazu, nach einer Trennung mehr Zeit für die Verarbeitung der Beziehung zu brauchen. Die aufgewühlten Gefühle wie Trauer, Verlust, Liebeskummer und Enttäuschung hallen noch lange in ihnen nach. Die Fähigkeit, sich tiefer auf Beziehungen einzulassen, trägt ebenfalls zu längeren Verarbeitungsphasen bei.

      Noch immer prägen klassische Rollenbilder die Vorlieben von Frauen bei der Partnerwahl. Auch die finanzielle Absicherung spielt für viele Frauen noch heute eine große Rolle, wenn sie auf die Suche nach einem geeigneten Partner gehen. Da hochsensible Männer oft sozial engagiert, künstlerisch tätig oder idealistisch veranlagt sind, haben sie teilweise einen kleineren finanziellen Spielraum als die anderen männlichen Kollegen.

      Kinder von Hochsensiblen

      Lediglich 30 % der befragten hochsensiblen Männer hatten selbst Kinder. (Ob sich diese Zahlen als repräsentativ für die gesamte Gruppe von Hochsensiblen deuten lassen, ließe sich nur mit einer groß angelegten Umfrage herausfinden.) Hochsensible treffen teilweise bewusst die Entscheidung, keine Kinder haben zu wollen, weil sie befürchten, in der Elternrolle überfordert zu sein. Andererseits gibt es auch viele HSPs, bei denen auch andere Gründe eine Rolle spielen, etwa nicht die richtige Partnerin gefunden zu haben oder Beziehungsprobleme im Allgemeineren.

      Die Vater-Sohn-Beziehung

      Für hochsensible Männer lohnt es sich, die Beziehung zum Vater zu beleuchten, um die eigene Entwicklung besser zu verstehen. Als Junge muss der Sohn sich an seinem Vater orientieren, da dieser das Rollenmodell für Männlichkeit, Väterlichkeit und Partnerschaft vorlebt. In vielen Familien wurde die Liebe zwischen Vätern und Söhnen unterbrochen. Entweder durch Abwesenheit (kein Interesse an Familie), Tod, Krieg oder aufgrund der Berufstätigkeit. Erfahrungen der Ablehnung werden häufig von Generation zu Generation weitergereicht. Besonders Väter, die als Kinder selbst vernachlässigt wurden, haben das Gefühl, mit ihren eigenen Kindern nicht viel anfangen zu können.

      Diskrepanzen zwischen Vätern und Söhnen

      Auffallend in der Umfrage war, dass viele Befragte den Eindruck hatten, ihr Vater sei nicht hochsensibel (33 %). Tatsächlich beschrieben 45 % der Männer ihre Väter als distanziert und emotional kühl, 21 % sogar als ablehnend. (Mehrfachnennungen waren möglich.) Wieder 21 % empfanden ihren Vater als bedrohlich in Worten und sogar 23 % als aggressiv. 15% beschrieben ihn sogar als gewalttätig. In diesem Spannungsbogen wird die Identifikation mit dem Vater natürlich schwierig, wenn der Sohn hochsensibel ist. Besonders für hochsensible Jungs, die ihren Vater als emotional distanziert oder aggressiv erleben, baut sich eine innere Distanz auf, die eine gesunde Identifikation mit dem Vater unmöglich macht. Für die Entwicklung der eigenen männlichen Identität als hochsensibler Mann brauchen hochsensible Jungen positive Vorbilder.

      Positive Vater-Vorbilder

      Immerhin waren 18 % der Meinung, ihr Vater sei auch hochsensibel. Ein Viertel der Männer beschrieb den Vater als kreativ, kommunikativ und beschützend. Die künstlerische Veranlagung wurde von 23 % beim Vater beobachtet. Es gab Väter, die aufgrund ihrer Hochsensibilität der Ehefrau eher untergeordnet leben (25 %), und fast genauso viele Väter, die auf einer Ebene mit der Partnerin leben (21 %). Als liebevoll beschrieben 33 % der Männer ihre Väter und 44 % als erfolgreich im Beruf.

      Berufsbilder hochsensibler Männer

      Die Berufstätigkeit von HSP-Männern hat ähnliche Trends gezeigt wie die Berufstätigkeit von hochsensiblen Frauen. Bei der Umfrage zeigten sich jedoch noch weitere Differenzierungen. 16 % gaben an, einen künstlerischen Beruf auszuüben, 12 % arbeiten in der IT-Branche, 6 % als Wissenschaftler, 8 % als Handwerker und 15 % im Gesundheitswesen, 16 % sind nicht berufstätig aufgrund von Burnout oder anderen Erkrankungen. Die Mehrheit der Männer arbeitet als Angestellte (42 %) und 18 % sind Freiberufler. Interessant sind auch die Kommentare zu Mehrfachberufen, die hochsensible Männer aufgrund ihrer vielen Interessen und Begabungen ausüben.

      Männerfreundschaften

      Immerhin berichtete jeder zweite Mann in der Umfrage, dass er hochsensible Freunde habe. Jedoch gaben noch 30 % der Männer an, dass sie in ihrem Umfeld keine hochsensiblen Freunde haben. Das ist traurig. Denn nur durch Gleichgesinnte können wir unsere Einzigartigkeit positiv kennenlernen. Typisch für Hochsensible ist auch, dass die deutliche Mehrheit angab, wenige Freunde zu haben. Nur 9 % berichteten darüber, viele Freunde zu haben. Allgemein bevorzugen es die meisten Hochsensiblen, lieber wenige, tiefere Freundschaften zu pflegen, als viele oberflächliche Kontakte zu haben.

      Männergruppen

      Kreise unter Männern können viele wachstumsanregende Impulse geben. Besonders für hochsensible Männer, deren Väter eher ein negatives Bild hinterlassen haben, können diese Gruppen wichtige Heilungsimpulse geben. Es gibt unterschiedliche Formen von Männergruppen: Ein Großteil der angebotenen Gruppen bietet Seminare mit intensiver Naturerfahrung an, was vielen HSP-Männern entgegenkommt. Dazu gehören archaische Angebote wie das Feuermachen, Kanufahren, Fischen, indianische Schwitzhütten und Überlebenstrainings. Darüber hinaus gibt es die Gesprächsrunden unter Männern, in denen offen über Themen wie männliche Identität, Gefühle, Partnerschaft und Sexualität, Lebensphasen, Vaterschaft usw. gesprochen werden kann. Hier können hochsensible Männer endlich offen und in einem geschützten Rahmen über ihre innere Welt sprechen und heilsame, neue Impulse aufnehmen.

      Es ist Zeit für ein neues Bild von Männlichkeit!

      Die Integration der weiblich konnotierten Aspekte wie Emotionalität, Empathie, Mitgefühl, Kreativität und Naturverbundenheit könnte vielen männlichen Männern ganz guttun. Deshalb werden hochsensible Männer in unserer Gesellschaft dringend gebraucht. Unserer Kultur fehlt es an Impulsen sensibler Männer, die sich vielfach im Alltag zu sehr zurückziehen. Noch immer werden viele Unternehmen von jenen Männern geleitet, die den Kampf um Leistung, Effizienz und Gewinnmaximierung oft in unmenschlicher Weise vorantreiben. Generationenübergreifendes Denken gibt es in unserer Industriewelt kaum. In der kranken, männlich orientierten Welt der Wirtschaft und des Geldes wurde das weibliche Prinzip nahezu ausgelöscht. Das Ergebnis bekommen unsere Kinder präsentiert, die eine Erde vorfinden, die am Rande ihrer Kräfte ist. Mutter Natur wird so sehr ausgebeutet, dass viele Ökosysteme auf dem Land und im Wasser kurz davor sind, zusammenzubrechen. Der Raubbau an den Ressourcen der Natur und die unbändige Gier nach Bodenschätzen, Öl, Gas und Tieren haben schon viele Regionen der Erde zerstört. Da es nur wenige Vorbilder für hochsensible Männer gibt, ist es von unschätzbarer Wichtigkeit, dass Männer sich untereinander in ihrer Entwicklung gegenseitig unterstützen und Mut machen.

      Welche Impulse können hochsensible Männer in die Gesellschaft einbringen?

      •Die Entwicklung eines neuen Familienbildes

      •Vorbilder für hochsensible Kinder sein

      •Tiefe seelische Verbindungen in einer Partnerschaft leben

      •Eine sensible, spirituelle, einfühlsame Sexualität leben

      •Kreativität, Musikalität und Fantasie zur Entwicklung von Kunstprojekten

      •Fähigkeit zu tiefen Gefühlen

      •Die Welt menschlicher machen

      •Die Integration weiblicher Aspekte in einer männlichen Identität

      •HSP-Männer als Unterstützung und Stärkung von Frauen und der weiblichen Energie

      •Ausgleich schaffen, Extreme abmildern

      •Leichtigkeit, Humor einbringen

      •Innovationen vorantreiben

      •Philosophische Gedanken entwickeln

      •Spiritualität leben und verwirklichen

      •Durch Verbundenheit Verantwortung für Tiere und Menschen