Theresa Hansen-Rudol

Gut durch die Wechseljahre für Dummies


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abzubauen. Die Frage lautet: Was und wen brauche ich jetzt, damit es mir besser geht? Wo finde ich Halt und Beistand?

      Das Klimakterium als Chance

      Im Englischen heißen die Wechseljahre »change of life«. Ein Begriff, der nach Aufbruch klingt, nach der Aufforderung, aus engen Schuhen und Rollen hinauszuwachsen. Die allermeisten Frauen, die heute in der Mitte des Lebens stehen, wenn ihre fruchtbare Zeit endet, weinen ihrer letzten Monatsblutung kaum eine Träne nach. Solange sich Wechselbeschwerden in Grenzen halten, meistern sie die hormonellen Veränderungen selbstbestimmt und ohne medizinische Hilfe. Ich treffe nach Jahren immer wieder auf alte Schul- oder Studienkolleginnen, auf die »Verwandlung« im besten Sinne zutrifft. Sie sind umgeben von einer Aura innerer Souveränität, haben neue Facetten ihrer Persönlichkeit entwickelt. Liegt es daran, dass sie nicht mehr zu allem Ja und Amen sagen? Dass sie sich nicht mehr vorschreiben lassen, ihre besten Jahre als biologische Abschussrampe zu betrachten?

      

Einmal habe ich in einer Frauenrunde das Zitat eines Hormon-Papstes zum Besten gegeben: »Alles, was wir an Frauen lieben, hängt mit den Östrogenen zusammen.« Bei allen Anwesenden sorgte das für einen Sturm der Heiterkeit. Eine Meinung aus der munteren Runde: »Schuster, bleib bei deinen Leisten. Das Problem Impotenz haben wir jedenfalls nicht.« Prompt kam die Antwort: »Warum sagen wir nicht öfter, dass wir uns auf die Menopause freuen dürfen? Wir sind nicht dazu da, um Falten zu zählen, sondern um erwachsen zu werden.«

      Das Klimakterium ist eine Chance: Wenn wir aufhören, einen Teil unseres Frauenlebens verschämt totzuschweigen. Wenn wir darüber so freimütig reden wie über Verhütung oder Schwangerschaft. Wenn wir uns nicht diktieren lassen, wo es jetzt langgeht.

      Warum wir an Krisen wachsen

      Dass Menschen grundsätzlich an Krisen wachsen können, zeigen die, die selbst an harten Schicksalsschlägen nicht zerbrechen. Diese innere Widerstandsfähigkeit bezeichnen Psychologen als Resilienz. Inzwischen ist Resilienz fast zu einem Modewort geworden. Resilienz-Seminare für Führungskräfte und Mitarbeiter werden allenthalben angeboten. Die Bedeutung von Resilienz darf aber nicht zu dem Zweck verkommen, die Schraube der eigenen Belastbarkeit noch fester zu ziehen. Resilient sind nicht die, die unverletzbar sind, sondern die, denen es gelingt, auch im Unglück noch ein Quäntchen Gutes zu finden.

       sich verletzlich zeigen zu dürfen.

       zu entdecken, wem wir wirklich etwas bedeuten und wer in der Not beisteht.

       die wesentlichen Dinge und den tieferen Lebenssinn zu erkennen.

       nicht mehr durch den Alltag zu rauschen wie auf einer Schnellstraße.

       sich zu öffnen für das Hier und Jetzt. Zu entdecken: Jeder Augenblick ist kostbar.

       die Schönheit und Feinheiten der Natur bewusster zu erleben.

       durch Akzeptanz und Selbstannahme zu innerer Kraft zu gelangen.

       Vertrauen und Verbundenheit zu erleben.

      Schicksalsschläge, Krisen, die Zerbrechlichkeit des Lebens: Das alles können wir ebenso wenig ändern wie das Wetter. Wir können uns jedoch darauf einstellen und wir haben die Wahl, wie wir darauf reagieren. Das ist die wahre Bedeutung innerer Freiheit. Und im Hinblick auf die neue Lebenshälfte gilt das erst recht.

      Nur wer loslässt, hat die Hände frei für Neues

      Ganz egal, ob wir Vertrautes aufgeben müssen, Träume und Wünsche verabschieden oder uns auf etwas Neues einlassen müssen – das Alte einfach loszulassen klingt leichter, als es ist.

      Sehnsüchte und Bedürfnisse anerkennen und würdigen

      Monika, steckte, als ihr Mann sich ernsthaft in eine Kollegin verliebte, in einem Konflikt. Schon lange hatte sie etwas geahnt. Nach dem Geständnis ihres Mannes stand Monika, für die Ehe und Treue alles war, vor einem Scherbenhaufen. Für ihre Freundinnen war die Sache schnell klar: »Lass dir das bloß nicht bieten, schmeiß ihn raus und such dir einen guten Scheidungsanwalt.« Stattdessen nahm sich Monika Zeit für ihre eigene Bilanz. Sie erkannte, was sie selbst in ihrer Ehe seit Langem vermisst hatte. Sie und ihre Bedürfnisse waren im Familienalltag untergegangen. Ihr wurde bewusst, welche negativen Folgen das Festhalten an alten Verletzungen für ihr zukünftiges Leben haben würde. Gedanklich spielte sie die Folgen einer Trennung durch und ihr ging auf: Ich schaffe das. Dann kam die Wende. Denn in der entscheidenden Aussprache mit ihrem Mann stellte sich heraus, was auch bei ihm alles zu kurz gekommen war. Beide sahen darin eine Chance. Sie entschieden sich für eine gemeinsame längere Ehetherapie. Beide haben an sich gearbeitet und die Geschichte nahm mit dem Neuanfang ein gutes Ende.

      

Kleine Kinder lernen spielerisch loszulassen. Sie sind zwar schutzbedürftiger, aber auch flexibler und neugieriger als Erwachsene. Werden sie nicht ständig in Watte gepackt, entwickeln sie viel Selbstvertrauen, können sich ausprobieren und beweisen, was sie schon alles allein können. Jede Mutter weiß, dass sie ihr Kind loslassen muss, damit es selbstständig werden kann.

      Loslassen, Abschied und Raum für Neues

      In den Wechseljahren liegt das Thema Beenden und Abschied in der Luft. Abschied von der Jugend, von manchen Lebensträumen, von Erwartungen und Illusionen. Der Illusion, dass sich der Partner doch noch ändert, oder der Illusion, dass der Märchenprinz uns eines Tages wachküsst. Im Ende der Fruchtbarkeit und des vertrauten Monatsrhythmus liegt der Abschied von unerfüllten Kinderwünschen. Wenn die Kinder flügge werden und das Haus verlassen, bedeutet das den Abschied von der aktiven Mutterrolle. Wir selbst hören endgültig auf, Kinder zu sein, wenn die