Die Verunsicherung durch Angstmacherei: Gebetsmühlenhafte Appelle drohen mit allen möglichen Gesundheitsgefahren, die jetzt auf Sie zukommen, selbst wenn Sie nicht damit rechnen.
Darüber sind sich alle Fachleute einig: Die klassischen Symptome der Wechseljahre sind Hitzeschübe und Schweißausbrüche. Sie können die Nachtruhe stören und vor allem ein bis zwei Jahre um die letzte Menstruation herum (während der sogenannten Perimenopause) werden sie als besonders heftig erlebt. Dabei spielen auch die Umstände mit: Plötzliche Schwitzattacken sind im Berufsleben oder in der Öffentlichkeit unangenehmer als beispielsweise draußen in der Natur oder zu Hause, wo bei Bedarf das Fenster geöffnet werden kann.
Haut und Schleimhäute werden trockener, auch die empfindlichen weiblichen Genitalschleimhäute. Die Scheide wird anfälliger für Infektionen, Blasenentzündungen nehmen zu (mehr zu Problemen mit Scheidentrockenheit erfahren Sie in Teil III).
Wahrheit oder Irrtum? Wechseljahre verursachen Osteoporose
Richtig ist: Die Knochendichte lässt nach. Das allein ist wenig aussagekräftig, was die Entstehung von Osteoporose betrifft. Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, die überwiegend in weit fortgeschrittenem Alter auftritt. Dass Frauen öfter betroffen sind als Männer, liegt daran, dass sie allgemein nicht nur eine höhere Lebenserwartung, sondern auch eine geringere Knochenmasse haben. Nun leiden längst nicht alle alten Menschen unter Osteoporose, erst recht bekommen nicht alle Frauen ab 60 Klauenfinger und den gefürchteten Hexenbuckel. Östrogene bieten zwar Schutz für Ihr Skelettgerüst, im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, dass durch niedrige Hormonspiegel Ihre Knochen über Nacht zwangsläufig zerbröseln (in Teil III erfahren Sie, was Sie außerdem für Ihre Knochengesundheit tun können).
Wahrheit oder Irrtum? In den Wechseljahren verlieren Frauen ihre Lust am Sex
Richtig ist: Weibliche Sexualität passt in kein Raster. Dass das sexuelle Begehren mit Beginn der hormonellen Umstellung unweigerlich den Bach hinuntergeht, trifft so nicht zu. Verschiedene Umfragen zeigen: Bei den meisten der 45- bis über 60-jährigen ist das erotische Interesse unverändert groß. Dass sich sexuelle Frequenz und Vorlieben bei Frauen und Männern mit den Jahren verändern, stimmt – dass sie sich häufig nicht trauen, ihre Bedürfnisse miteinander zu klären, stimmt leider auch.
Ein paar Stimmungsbilder
»Wir schlafen schon seit über zwei Jahren nicht mehr miteinander. Für mich ist das ein Riesenproblem, weil mir Sex immer wichtig war. Wir tauschen zwar Zärtlichkeiten aus, aber es kommt nicht mehr richtig ›zur Sache‹. Jedes Mal wenn ich meinen Mann darauf angesprochen habe, kamen Ausflüchte. Lange hab ich gedacht, dass es an mir liegt, und alles Mögliche vorgeschlagen. Meiner Freundin geht es ähnlich, sie will, er ist schlapp. Ich glaube, das Problem sind nicht wir, sondern dass die Kerle nicht zugeben können, dass sie keine jungen Hengste mehr sind, die immer und ewig können.« Anne, 61
»Sex wird heutzutage überbewertet, ich bin froh, dass ich damit durch bin.« Doro, 53
Volker, damals in den Vierzigern, ist einer der wenigen Männern, die sich offen über die eheliche Bettkrise geäußert haben. »Ich begehre sie (meine Frau) ja nach wie vor«, gestand er. »Dass sie so wenig Interesse an mir zeigt, macht mich traurig. Die Leidenschaft, die mal da war – sie ist weg. Woran liegt das, sehnt sie sich vielleicht nach was anderem? Ich weiß nicht, was in ihr vorgeht, sie spielt das einfach herunter.«
So oder so: Sexualität ist kein Hochleistungssport. Trotz oder gerade wegen aller Freizügigkeit wird bei kaum einem anderen Thema so viel gemogelt. Dass die Erotik erlahmt, hat unterschiedliche Ursachen. Zu den größten Lustkillern gehören Leistungsdruck und Scham. Das es auch anders geht, weiß ich aus Gesprächen mit vielen Frauen: Wenn Monatsperiode und die Furcht vor unerwünschten Schwangerschaften wegfallen, kann sich eine neue Lust an der Liebe entfalten. Manche genießen mehr Spontaneität in der Sexualität, wohl auch deshalb, weil sie keine Rücksicht mehr auf ihre Kinder nehmen müssen.
Wie ist es um Ihr Liebesleben bestellt? Ein Grund, warum manche Frauen die Lust am Sex verlieren, ist, dass sie viel zu wenig über ihre erogenen Zonen wissen.
Wahrheit oder Irrtum? Wechseljahre machen hässlich und fett
Manche Frauen sind gefangen von quälenden Gedanken: »Nun ist Schluss mit dem Marktwert als Frau. Nur noch bedingt vorzeigbar. Schwabbelnde Winke-Arme und Speckrollen: Schönheit, das war's, adieu Figur!« Sie betrachten ihren Körper viel negativer, als er in Wahrheit ist. Die Furcht, jetzt alt und unattraktiv zu werden, steckt ihnen tief in den Knochen.