Die Verunsicherung durch Angstmacherei: Gebetsmühlenhafte Appelle drohen mit allen möglichen Gesundheitsgefahren, die jetzt auf Sie zukommen, selbst wenn Sie nicht damit rechnen.
Darüber sind sich alle Fachleute einig: Die klassischen Symptome der Wechseljahre sind Hitzeschübe und Schweißausbrüche. Sie können die Nachtruhe stören und vor allem ein bis zwei Jahre um die letzte Menstruation herum (während der sogenannten Perimenopause) werden sie als besonders heftig erlebt. Dabei spielen auch die Umstände mit: Plötzliche Schwitzattacken sind im Berufsleben oder in der Öffentlichkeit unangenehmer als beispielsweise draußen in der Natur oder zu Hause, wo bei Bedarf das Fenster geöffnet werden kann.
Berücksichtigen Sie, dass Stress, scharfes und stark erhitztes Essen, heiße Getränke und überheizte Räume die Hitzewallungen verstärken. Genießen Sie Alkohol und Kaffee nur in Maßen. Sie rauchen noch? Ein Grund mehr, jetzt aufzuhören, denn Nikotin begünstigt nicht nur die Hot Flashes, sondern die Entstehung von Falten, Schlaganfall und Osteoporose. Was tun bei Schweißströmen in der Nacht? Lüften Sie Ihr Schlafzimmer vor dem Zubettgehen gut durch, die Raumtemperatur sollte zwischen 17 und 18 Grad liegen. Ausführliche Maßnahmen und Tipps liefert Ihnen der Teil III.
Haut und Schleimhäute werden trockener, auch die empfindlichen weiblichen Genitalschleimhäute. Die Scheide wird anfälliger für Infektionen, Blasenentzündungen nehmen zu (mehr zu Problemen mit Scheidentrockenheit erfahren Sie in Teil III).
Wenn Sie zu Infektionen oder Blasenentzündungen neigen, achten Sie jetzt vor allem darauf, was Sie »darunter« anziehen. Stringtangas (falls Sie die noch tragen) sind Keimschleusen, die Bakterien und andere Untermieter aus der Analregion in Richtung Scheide transportieren. Synthetikunterwäsche fördert das Schwitzen und bietet Pilzsporen und Konsorten ein ideales Milieu. Übrigens sorgen Slipeinlagen, vor allem die mit Folienbeschichtung, für ein ähnlich feuchtwarmes Klima. Greifen Sie zu Einlagen ohne Folie oder verzichten Sie am besten gleich ganz darauf. Tragen Sie lieber gut geschnittene Qualitätsunterwäsche aus Baumwolle, die problemlos viele Waschgänge und hohe Waschtemperaturen übersteht. Wenn Sie außerdem für warme Füße sorgen, tut das nicht nur Ihrer Blase gut.
Wahrheit oder Irrtum? Wechseljahre verursachen Osteoporose
Richtig ist: Die Knochendichte lässt nach. Das allein ist wenig aussagekräftig, was die Entstehung von Osteoporose betrifft. Osteoporose ist eine Knochenerkrankung, die überwiegend in weit fortgeschrittenem Alter auftritt. Dass Frauen öfter betroffen sind als Männer, liegt daran, dass sie allgemein nicht nur eine höhere Lebenserwartung, sondern auch eine geringere Knochenmasse haben. Nun leiden längst nicht alle alten Menschen unter Osteoporose, erst recht bekommen nicht alle Frauen ab 60 Klauenfinger und den gefürchteten Hexenbuckel. Östrogene bieten zwar Schutz für Ihr Skelettgerüst, im Umkehrschluss bedeutet das aber nicht, dass durch niedrige Hormonspiegel Ihre Knochen über Nacht zwangsläufig zerbröseln (in Teil III erfahren Sie, was Sie außerdem für Ihre Knochengesundheit tun können).
Wenn Sie bei Tageslicht und ausreichender Sonnenzufuhr körperlich aktiv sind, sich kalziumreich und gesund ernähren, nicht rauchen und von Crashdiäten die Finger lassen, werden Ihre 220 Knochen es Ihnen langfristig danken.
Wahrheit oder Irrtum? In den Wechseljahren verlieren Frauen ihre Lust am Sex
Richtig ist: Weibliche Sexualität passt in kein Raster. Dass das sexuelle Begehren mit Beginn der hormonellen Umstellung unweigerlich den Bach hinuntergeht, trifft so nicht zu. Verschiedene Umfragen zeigen: Bei den meisten der 45- bis über 60-jährigen ist das erotische Interesse unverändert groß. Dass sich sexuelle Frequenz und Vorlieben bei Frauen und Männern mit den Jahren verändern, stimmt – dass sie sich häufig nicht trauen, ihre Bedürfnisse miteinander zu klären, stimmt leider auch.
Ein paar Stimmungsbilder
»Wir schlafen schon seit über zwei Jahren nicht mehr miteinander. Für mich ist das ein Riesenproblem, weil mir Sex immer wichtig war. Wir tauschen zwar Zärtlichkeiten aus, aber es kommt nicht mehr richtig ›zur Sache‹. Jedes Mal wenn ich meinen Mann darauf angesprochen habe, kamen Ausflüchte. Lange hab ich gedacht, dass es an mir liegt, und alles Mögliche vorgeschlagen. Meiner Freundin geht es ähnlich, sie will, er ist schlapp. Ich glaube, das Problem sind nicht wir, sondern dass die Kerle nicht zugeben können, dass sie keine jungen Hengste mehr sind, die immer und ewig können.« Anne, 61
»Sex wird heutzutage überbewertet, ich bin froh, dass ich damit durch bin.« Doro, 53
Volker, damals in den Vierzigern, ist einer der wenigen Männern, die sich offen über die eheliche Bettkrise geäußert haben. »Ich begehre sie (meine Frau) ja nach wie vor«, gestand er. »Dass sie so wenig Interesse an mir zeigt, macht mich traurig. Die Leidenschaft, die mal da war – sie ist weg. Woran liegt das, sehnt sie sich vielleicht nach was anderem? Ich weiß nicht, was in ihr vorgeht, sie spielt das einfach herunter.«
So oder so: Sexualität ist kein Hochleistungssport. Trotz oder gerade wegen aller Freizügigkeit wird bei kaum einem anderen Thema so viel gemogelt. Dass die Erotik erlahmt, hat unterschiedliche Ursachen. Zu den größten Lustkillern gehören Leistungsdruck und Scham. Das es auch anders geht, weiß ich aus Gesprächen mit vielen Frauen: Wenn Monatsperiode und die Furcht vor unerwünschten Schwangerschaften wegfallen, kann sich eine neue Lust an der Liebe entfalten. Manche genießen mehr Spontaneität in der Sexualität, wohl auch deshalb, weil sie keine Rücksicht mehr auf ihre Kinder nehmen müssen.
Hätten Sie gedacht, dass Frauen den Gipfel ihrer Orgasmusfähigkeit später als Männer erreichen? Als Erster machte das der amerikanische Sexualforscher Alfred Kinsey der staunenden Öffentlichkeit bekannt. Im Jahre 1948 löste er mit dem Kinsey-Report, einer Langzeitstudie über das menschliche Sexualverhalten, in den prüden USA eine sexuelle Revolution aus. Verglichen mit jungen Frauen sind die Älteren sexuell erfahrener. In Puncto Liebe wissen sie, was sie wollen und drücken es auch unverblümt aus. Das Lustempfinden wird tiefer und das Verhältnis zum eigenen Körper entspannter. Und je unwichtiger Problemzonen und kleine Makel werden, umso unbefangener und intensiver kann eine Frau den Spaß an der Liebe genießen. Im Ayurveda, der alten indischen Heilkunde, wird das Alter zwischen 40 und 50 sogar als Hoch-Zeit von sexueller Reife betrachtet.
Wie ist es um Ihr Liebesleben bestellt? Ein Grund, warum manche Frauen die Lust am Sex verlieren, ist, dass sie viel zu wenig über ihre erogenen Zonen wissen.
Wahrheit oder Irrtum? Wechseljahre machen hässlich und fett
Manche Frauen sind gefangen von quälenden Gedanken: »Nun ist Schluss mit dem Marktwert als Frau. Nur noch bedingt vorzeigbar. Schwabbelnde Winke-Arme und Speckrollen: Schönheit, das war's, adieu Figur!« Sie betrachten ihren Körper viel negativer, als er in Wahrheit ist. Die Furcht, jetzt alt und unattraktiv zu werden, steckt ihnen tief in den Knochen.
»Ich war eigentlich nie besonders eitel. Aber plötzlich kam dieser Anflug von Neid in mir hoch, wenn ich die Gazellenbeine und Wespentaillen der jungen Mädchen sah. Mit einem Mal sah ich mich nur noch mit kritischen Augen: Die ersten grauen Haare, die nachlassende Spannkraft der Haut, es gab Tage, da fühlte ich mich regelrecht unansehnlich und fett«, resümierte eine Seminarteilnehmerin. »Als mir mein Mann neulich ein Kompliment machte, wie toll ich mit meinen über 50 Jahren noch aussehe, fing ich fast an zu heulen. Dass es anderen auch so geht, dass das mit Urängsten von uns Frauen zu tun hat, auf die Idee bin ich nicht gekommen. Heute sehe ich das viel entspannter. Sobald ich mich mal wieder mit blutjungen Frauen vergleiche, sage ich dem Neidteufelchen: Es hätte noch viel