Theresa Hansen-Rudol

Gut durch die Wechseljahre für Dummies


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sie ihre Praxisstunden reduziert und die gemeinsamen Segelwochenenden einschränkt. Sie hat mehr Zeit für sich und ihr Hobby, das Nähen, gewonnen. Regelmäßig praktiziert sie Selbsthypnose. Im E-Mail-Anhang schickte sie das Foto ihres neu eingerichteten Nähzimmers. Auf einem kleinen Tisch stand ein Schild mit folgendem Spruch: »Es tut mir leid, wenn ich Eure Erwartungen nicht erfüllen kann, aber meine eigenen sind mir wichtiger.«

      Nerven-, Hormon- und Immunsystem arbeiten eng zusammen. Noch ist nicht hinreichend geklärt, inwieweit Allergien und Autoimmunerkrankungen durch innere und äußere Stressoren mit ausgelöst werden. Es gibt aber Indizien, dass es einen Zusammenhang mit dem »Herunterschlucken« eigener Bedürfnisse und Erkrankungen wie beispielsweise dem Reizdarmsyndrom gibt.

      Ungesunder Dauerstress

      Während der Wechseljahre wird der Organismus stressanfälliger. Stress wirkt sich auf Körper und Psyche aus, doch nicht jeder Stress ist ungesund. Solange wir ausgeglichen sind und das Leben es gut mit uns meint, kommt jeder von uns mit gelegentlichem Stress gut zurecht. Erst wenn ständige Anspannung zum Dauerzustand ausartet, reden wir von giftigem Stress.

      Stress und seine Auswirkung

      Wie aber entsteht Stress und wann wird er zu einem Problem? Des Rätsels Lösung liegt wie so oft in der Evolution. Im Prinzip reagiert der moderne Mensch wie seine Urahnen auf Stressreize: mit Angriff oder Flucht. Für den Frühmenschen war es die Grundlage zum Überleben, wenn er, beispielsweise durch den sprichwörtlichen Säbelzahntiger, bedroht wurde. Dieses Notfallsystem dient – ähnlich wie unser Immunsystem – der Abwehr von Gefahren für Leib und Leben. Es ist tief im Stammhirn gespeichert und entzieht sich der bewussten Beeinflussung.

      

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bezeichnet chronischen Stress als die größte Gesundheitsgefahr des 21. Jahrhunderts. In den Industrienationen ist Stress zu einer Art Volkskrankheit geworden, die sich durch alle Alters- und Berufsschichten zieht. Belegt wird das durch verschiedene Gesundheitsreports, die vor der Zunahme psychischer und körperlicher Erkrankungen, wie zum Beispiel Burn-out und Bluthochdruck, warnen. Der Stressvorbeugung kommt deshalb eine immer größere gesellschaftliche und betriebliche Bedeutung zu.

      Einige der Stresssymptome werden Sie vielleicht kennen:

       Anspannung und Unruhe

       Herz- und Kreislaufsymptome

       Vergesslichkeit und Konzentrationsprobleme

       Stimmungstiefs

       Kopfschmerzen

       Gereiztheit

       Rückenschmerzen

       Erschöpfung und Müdigkeit

       Schlaflosigkeit

       Heißhunger oder Appetitlosigkeit

       Antriebslosigkeit

       innere Leere

       Grübeleien

      Stress im Alltag und Beruf

      Der Ratschlag, stressigen Situationen konsequent aus dem Weg zu gehen, ist für die meisten von uns im realen Leben kaum durchführbar. Schließlich gibt es kein Leben ohne Stress und ohne Stress kein Leben. Sinnvoller ist es, ihm richtig zu begegnen. Mit Entschleunigung und Bewegung setzen Sie dem Stress aktiv etwas entgegen.

      Stressfaktor Sorgen und Zukunftsängste

      Zukunfts- oder Verlustängste mischen sich in den mittleren Jahren mit existenziellen Sorgen. Familiäre, soziale und materielle Not sind ein ernstes Gesundheitsrisiko. Frauen, die nur ein geringes Einkommen haben oder in Armut leben, haben eine im Schnitt acht Jahre kürzere Lebenserwartung als diejenigen mit finanziellen Freiheiten.

      

Sozial benachteiligte und bildungsferne Gruppen sind am stärksten von chronischen Krankheiten betroffen. Deshalb sind Politik und Gesellschaft dringend gefordert, soziale und geschlechtsbedingte Ungerechtigkeiten auszugleichen. Fachleute predigen schon seit Jahren, wie wichtig soziale Unterstützung, Förderung und Gesundheitskompetenz für ärmere Frauen und Kinder seien. Dasselbe gilt natürlich auch für Männer.

      Stressfaktor Doppelbelastung

      Bei näherer Nachfrage stellt sich oft heraus, dass Überforderung, Erschöpfung, Frustration und Gereiztheit eng mit dem Spagat zwischen Familie und Beruf verknüpft sind. In der mittleren Generation tragen Frauen die Hauptlast von Hausarbeit, Erziehungsarbeit und Unterstützung der eigenen Eltern. Ihr Engagement wird zwar dringend gebraucht, aber wenig honoriert. Ihre unbezahlte Familien- und Pflegetätigkeit ist ein weiterer Grund, warum sie beim Älterwerden ins Hintertreffen geraten. Häusliche Pflege ist mit vielen Belastungen verbunden, die sich beträchtlich auf die Gesundheit auswirken:

       Psychische und körperliche Überforderung: Schuldgefühle, Ängste, Sorgen, Schlafmangel, Einsatz rund um die Uhr

       Soziale Belastungen: Familien- und Paarkonflikte, veränderte Lebensplanung, geringe Anerkennung, Ärger mit Behörden und Bürokratie, Isolation

       Finanzielle Belastung: hoher Aufwand zum Beispiel für Pflegemittel oder den Umbau der Wohnung, geringeres Einkommen, wenn die Berufstätigkeit