Jeff Schwartz

Arbeit im Wandel


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John Maynard Keynes

      In den letzten 20 Jahren war ich aufgrund meiner Arbeit jeden Monat, manchmal sogar jede Woche, irgendwo in der Welt unterwegs – das heißt, bis Covid-19 mich unvermittelt stoppte. Plötzlich musste ich pausieren. Von einem Tag auf den anderen endeten das Packen, die Eile und die Geschäftsreisen. Ich hätte nie geahnt, dass ich bei meiner Reise nach Israel Anfang März, wo ich den Vorsitz bei einem globalen Forum über den Wandel in der Arbeitswelt führte, das letzte Mal im Jahr 2020 einen internationalen Flug absolvieren würde. Ein paar Tage, nachdem ich am 3. März aus Tel Aviv in meine Heimatstadt New York zurückgekehrt war, veränderte sich auch mein Arbeitsplatz. Ich arbeitete nicht mehr in den Büros von Deloitte Consulting im Rockefeller Center, sondern in meinem kleinen Homeoffice an der Upper Westside von Manhattan. Als ich im Schutz meines Zuhauses zusammen mit dem Rest der Welt die ernüchternden Schäden verfolgte, die die Pandemie verursachte, bot sich mir die Gelegenheit – vielleicht zum ersten Mal in meiner Karriere –, länger als ein paar Wochen an einem Ort zu bleiben und über die ablaufenden und noch bevorstehenden Veränderungen nachzudenken.

      Meine Töchter erhielten ähnliche Lektionen in Anpassungsfähigkeit, als Covid-19 ihren Tagesablauf durcheinanderwirbelte. Meine Tochter Rachel (28), eine MBA-Doktorandin an der Emory-Universität in Atlanta, ging in der zweiten Hälfte des Semesters zum Fernunterricht über, ebenso wie 1, 6 Milliarden andere Studenten auf der ganzen Welt, und anschließend absolvierte sie ein virtuelles Sommerpraktikum. Meine jüngere Tochter Bizzie (25) war gerade seit drei Wochen in Madagaskar und trainierte als Freiwillige des US-Friedenskorps, als sie – ebenso wie 7000 weitere Freiwillige und Trainees weltweit – zurück in die USA evakuiert wurde. Es war das erste Mal seit seiner Gründung im Jahr 1961, dass das gesamte Korps nach Hause zurückkehrte. Ich beobachtete, wie meine Töchter mit diesen Veränderungen zurechtkamen und resilienter wurden.

      Schon früh in meiner Karriere lernte ich, mich anzupassen. Oft fiel der Beginn einer neuen Aufgabe sogar mit wichtigen Weltereignissen zusammen. Nach der Graduiertenschule war ich im Oktober 1987 gerade mitten in der Einarbeitung für eine Position als Finanzberater bei der Chemical's Investment Bank, die heute zu JPMorgan Chase gehört, als die Börsen den prozentual größten Tagesverlust seit der Weltwirtschaftskrise erlitten. Ein paar Jahre später, nach dem Fall der Berliner Mauer 1989, verabschiedete ich mich von meinem »Geschäftsleben« und wurde einer der ersten selbstständigen Direktoren des US-Friedenskorps, als es nach dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion die Arbeit in Russland aufnahm. Am 1. September 2001, wenige Tage vor den Angriffen vom 11. September, stieß ich zu Deloitte. Sieben Jahre später erlebten wir die globale Finanzkrise und die folgende große Rezession.