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Jahrbuch der Baumpflege 2021


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ist es wichtig, Baumschutzmaßnahmen zu ergreifen. So kann z. B. mit einen ortsfesten Zaun, der den Wurzelbereich des Baumes schützt, verhindert werden, dass es durch schwere Maschinen und Materiallager zu Bodenverdichtungen und Wurzelschäden im Wurzelbereich der Bäume kommt. Durch einen Stammschutz kann zumindest verhindert werden, dass es z. B. zu großflächigen Rindenablösungen in Folge von Anfahrschäden an den Stämmen kommt.

       Abbildung 5: Suchschachtung zur Ermittlung der tatsächlichen Durchwurzelung (rechts); werden viele Wurzeln gefunden (links), muss die Trassenführung gegebenenfalls umgeplant werden

      5 Grabenloses Bauen

      Kann die Trasse nicht außerhalb des Wurzelbereiches verlaufen, so sollte stets geprüft werden, ob eine grabenlose Verlegung der Leitungen möglich ist (Abbildung 6), da es bei offener Bauweise, auch wenn gemäß den genannten Normen und Regelwerken gearbeitet wird, trotzdem zu Verletzungen an den Wurzeln kommen kann. Für das grabenlose Verlegen von Leitungen kommen verschiedene technische Verfahren in Frage, z. B. das Horizontal-Bohrspülverfahren und das Rohrvortriebsverfahren. Kürzere Strecken unter Bäumen hindurch können auch von Hand miniert oder mit einer Erdrakete unterpresst werden (Abbildung 7). Hierbei werden die besonders kritischen, stammnahen Wurzelbereiche in geschlossener Bauweise möglichst tief unterfahren, da sich in dem oberen halben Meter i. d. R. die meisten Wurzeln befinden.

       Abbildung 6: Möglichkeiten des Erhaltes der Wurzeln durch grabenlose Verfahren oder Arbeiten in Handschachtung oder Absaugtechnik (aus: RAS-LP 4, 1999)

       Abbildung 7: Mit einer ungesteuerten Erdrakete können Einzelbäume unterquert werden

      Durch diese baumschonende Verlegungstechnik werden die Bäume weitestgehend geschützt, so dass Vitalitätsmängel durch Minderversorgungen mit Wasser und Nährstoffen nicht zu befürchten sind. Weiterhin wird eine Beschädigung von Wurzeln verhindert, wodurch sich keine Fäule im Wurzelstock entwickelt und nachfolgend die Verkehrssicherheit des Baumes auch nicht beeinträchtigt wird (DUJESIEFKEN & KOWOL 1997). Auch bei der Anwendung des grabenlosen Bauens sind die Wurzelbereiche der Bäume einzumessen und zu berücksichtigen. So müssen die Start- und Zielgruben möglichst außerhalb des Wurzelbereichs erstellt werden (Abbildung 8). Ist das im Einzelfall nicht möglich, müssen die Gruben in Handschachtung erstellt und verletzte Wurzeln baumpflegerisch behandelt werden. Zudem ist darauf zu achten, dass es durch die Baumaschinen nicht zu Bodenverdichtungen im Wurzelbereich von Bäumen kommt.

       Abbildung 8: Beim Horizontal-Bohrspülverfahren sollten die Start- und Zielgrube möglichst außerhalb des Wurzelbereiches liegen

      Von ausführenden Baufirmen werden immer wieder die recht hohen Kosten für die Verlegung von Leitungen in grabenloser Bauweise angeführt, wenn dieses Verfahren von Seiten des Baumschutzes vorgeschlagen wird. Hierzu ist anzufügen, dass im Einzelfall die grabenlose Leitungsverlegung sogar deutlich günstiger sein kann als die offene Bauweise (PETERS 1997). Dies gilt insbesondere, wenn z. B. zusätzliche Kosten für die Verkehrsführung oder Baustelleneinrichtung und -sicherung entstehen, hohe Entsorgungskosten für Straßendeckschichten aus Teer anfallen oder im Bereich von Bäumen komplett in Handschachtung gearbeitet werden muss. Häufig ist auf die gesamte Trasse gesehen eine Kombination von offener und geschlossener Bauweise am kostengünstigsten, so dass in der Planungsphase der genauen Prüfung der Örtlichkeiten eine besondere Bedeutung zukommt. Wird dann in Teilen der Trasse grabenlos gearbeitet, z. B. zur Straßenquerung, sollte hier der angrenzende Baumbestand berücksichtigt werden, da möglicherweise eine geringe Ausweitung der grabenlosen Verlegung an einigen Problembäumen vorbei, ohne nennenswerten Mehraufwand, erfolgen kann.

      6 Leitungsverlegung in offener Bauweise

      6.1 Grabung mit Erhalt der Wurzeln

      Die Wirkungen von Abgrabungen auf Bäume sind abhängig von deren Wurzelsystem, der Stärke des Eingriffs sowie der Zeitdauer und der Jahreszeit, in der die Grube offen ist. Grundsätzlich gilt, dass flachwurzelnde Baumarten stärker gefährdet sind als tiefer wurzelnde. In verdichteten Böden wurzeln jedoch auch Pfahlwurzler z. T. sehr flach und sind somit genauso gefährdet. Weiterhin sind Aufgrabungen im Herbst und Frühjahr günstiger für die Bäume als im Sommer und Winter, wo durch Austrocknung bzw. Frost eine Schädigung der freigelegten Wurzeln ein treten kann. Vor allem, wenn im Sommer oder Winter Wurzeln mehrere Stunden oder Tage ungeschützt freiliegen, müssen Schutzmaßnahmen getroffen werden, z. B. mit einer Abdeckung durch Stroh bei Frost und einer Umwicklung mit feuchter Jute im Sommer. Eine kurze Bauzeit ist in jedem Fall weniger schädlich als eine lange.

      Bei Aufgrabungen im Wurzelbereich von Bäumen werden die Wurzeln durch Bagger und andere Maschinen mechanisch geschädigt. Unterscheiden muss man in diesem Zusammenhang zwischen Löffel- und Greifschaufel eines Baggers: Während die Greifschaufel Wurzeln zumeist direkt an der Grabenwand abkneift, hebt die Löffelschaufel das Wurzelwerk an und an den Wurzeln wird gerissen. Mitunter entstehen aus diesem Grund umfangreiche Schäden in bis zu 1 m Entfernung von der Grubenwand und somit dichter am Stamm. Diese nicht sofort erkennbaren Schadstellen werden allgemein nicht bemerkt und daher auch nicht behandelt. In diesen Fällen faulen die Wurzeln. Besonders problematisch ist die Verletzung von stärkeren Wurzeln, da bei einer Beschädigung der Haltewurzeln sowie durch eine spätere Fäule in diesem Bereich die Standsicherheit des Baumes erheblich beeinträchtigt werden kann.

      Gemäß DIN 18 920 muss daher im gesamten Wurzelbereich von Hand geschachtet oder mit Sauggeräten der Leitungsgraben ausgehoben werden. Wurzeln von mehr als 2 cm Durchmesser dürfen nicht abgeschnitten werden. Leitungen können unter den belassenen Wurzeln hindurch geschoben werden (Abbildung 9; siehe auch Abbildung 6).

       Abbildung 9: Wird in offener Bauweise in Handschachtung oder Absaugtechnik gearbeitet, können Leitungen unter den erhaltenden Wurzeln verlegt werden

      6.2 Grabung mit Verlust von Wurzeln

      Beim Verlegen größerer bzw. tief liegender Leitungen, z. B. bei Kanalarbeiten, muss aus Gründen der Arbeitssicherheit gespundet werden, so dass sich Wurzelverluste zumeist nicht vermeiden lassen. Für die Regeneration der betroffenen Gehölze ist es förderlich, einen Wurzelvorhang gemäß DIN 18 920 zu installieren. Der Wurzelvorhang verhindert das Absterben der beim Aushub der Baugrube freigelegten bzw. angeschnittenen Wurzeln und fördert die Wurzelneubildung. Er ist möglichst eine Vegetationsperiode vor Baubeginn herzustellen, damit er bis zu diesem Zeitpunkt weitgehend durchwurzelt ist, spätestens jedoch unmittelbar nach der Abgrabung. Die günstigsten Zeiträume für den Einbau von Wurzelvorhängen entsprechen erfahrungsgemäß den Pflanzzeiten von Bäumen im Frühjahr und Herbst.

      Häufig werden Wurzelverluste erst bemerkt, wenn die Grabungsarbeiten durchgeführt werden oder bereits abgeschlossen sind. In