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Jahrbuch der Baumpflege 2021


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besteht darin, dass bei Rohrreinigungsarbeiten, die vor den TV-Kontrollen im Jahr 1996 und 1997 notwendig geworden waren, sehr wahrscheinlich kleine Wurzeln in den Rohrverbindungen abgefräst und entfernt worden sind. Zu dem Zeitpunkt war das eingedrungene Wurzelwerk so dicht geworden, dass man die Rohre reinigen und die Wurzeln kappen musste, damit der Kameraschlitten die Rohre überhaupt passieren konnte.

      Wegen fehlender Forschungsgelder konnten ab 1997 keine TV-Kontrollen mehr durchgeführt und das Leitungssystem konnte nicht mehr konstant mit Wasser geflutet werden. Dies hat wahrscheinlich dazu beigetragen, dass die Rohre anschließend bis zum Ende des Experiments für die Pappelwurzeln nicht mehr so attraktiv waren. Darüber hinaus fanden die Pappeln an ihrem Standort äußerst günstige Wachstums bedingungen mit unbegrenztem Wurzelraum und genügend Wasser und Nährstoffen vor.

      3.4 Ergebnisse der Untersuchung nach Ausgrabung der Rohre

      Das Ausgraben der Rohre erfolgte per Bagger, unterstützt durch Druckluft, die mittels einer Lanze in das Erdreich gepresst wurde, um die Rohrverbindungen möglichst unbeschädigt bergen zu können. Danach wurden die Rohrverbindungen numeriert und als Ganzes zur späteren Untersuchung ins Labor verbracht. Sie wurden dafür mit Schraubbolzen gesichert, damit sich die Verbindungen während des Transports nicht lösen konnten.

      Alle Verbindungen, die vorher manipuliert, eingesägt oder beschädigt worden waren, zeigten Wurzeleinwuchs, was niemanden überraschte. Für die drei einwandfrei verlegten Rohrverbindungen jedes Materialtyps wurden detaillierte Protokolle angefertigt, und zwar nach der Zifferblatt-Ansicht (12.00 Uhr = oben, 6.00 Uhr = unten) aus Querschnittperspektive (Tabelle 3).

Uhrzeit 11 12 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Anzahl 0 2 1 0 2 1 1 0 5 1 2 2
Viertel Oben Rechte Seite Unten Linke Seite
Gesamt 3 3 6 5

      Im allgemeinen hatten die Wurzeln, die in die PVC-Rohrverbindungen eingedrungen sind, nur 0,1 bis 0,3 mm im Durchmesser, während die Wurzeln in den Betonrohren meist dicker waren, bis 3 mm im Durchmesser.

      Die Rohroberflächen in der Nähe der Verbindungen wurden eingehend auf Defekte, wie z. B. Risse, untersucht, denen die Wurzeln gefolgt sein könnten. In den PVC-Rohren wurden feine Haarrisse innerhalb der Rohrmuffen gefunden, meist parallel zur Rohrachse, aber an keiner dieser Stellen waren Wurzeln eingedrungen. Alle Stellen, an denen Wurzeln eingedrungen sind, waren scheinbar unbeschädigt. Die meisten Wurzeln sind anscheinend der Muffenverbindung (Falz) gefolgt, drei von den zwölf Wurzeln, die in die Rohrverbindung der PVC-Rohre eingedrungen sind, wuchsen jedoch außerhalb der Dichtung.

      Die Tatsache, dass am gesamten Rohrumfang Wurzeln eingewachsen sind, zeigt, dass Exfiltration von Abwasser keinen Einfluss auf den Wurzeleinwuchs hat. Von den 17 Einwuchsstellen befanden sich nur 5 unterhalb des Wasserstandes, d. h. in zwölf Fällen sind sie von oben bzw. von den Seiten eingedrungen. Bei der TV-Kontrolle und bei der späteren Untersuchung einiger Rohrverbindungen konnte man die feinen Wurzelhaare, die sich innerhalb und außerhalb der Muffen an die Rohroberfläche angeheftet hatten, genau erkennen. Dies unterstützt die Theorie, dass Kondensationsfeuchte ein wichtiger Faktor ist. Das Auftreten von Kondensationsfeuchte dürfte mit zunehmender Entfernung zur Rohröffnung im Inneren des Rohrs und an der Außenseite immer unwahrscheinlicher werden.

      Die Nummerierung der Testverbindungen entspricht im Übrigen ihrer jeweiligen Entfernung vom Rohrende in Metern.

       Abbildung 7: Wurzeleinwuchs in Testverbindung B (Beton) – unveränderte Rohrverbindung

       Abbildung 8: Wurzeleintritt in Testverbindung E (Beton) – Kanalbett mittig unter der Verbindung um 5 cm angehoben

       Abbildung 9: Wurzeleinwuchs in Testverbindung B (PVC-Rohr) – unveränderte Rohrverbindung

      4 Aspekte der Stadtplanung

      Wurzelschäden an Abwasserkanälen führen zu hohen Kosten für die öffentlichen Kassen. Auch neue Abwasser rohre sind nicht wurzelfest. Es ist nicht immer möglich, Konflikte zwischen Stadtbäumen und Abwasserkanälen zu vermeiden, denn Städteplaner wollen zum einen städtebaulich attraktive Straßen mit Bäumen und viel Grün, gleichzeitig aber auch eine funktionierende Kanalisation (ORVESTEN et al. 2003).

      Was ist zu tun? Müssen wir auf das eine oder andere verzichten – d. h., entweder keine Straßenbäume mehr pflanzen oder keine unterirdischen Leitungen mehr verlegen?

      Auch in heutigen Bebauungsplänen für urbane Bereiche werden Bäume noch häufig nach ihrer ästhetischen Form ausgesucht und z. B. in von Pflaster umschlossene, nur 1,2 × 1,2 m große Pflanzlöcher eingesetzt, die höher liegen als die umliegenden Flächen und mit Holz- oder Metallgittern versehen werden. Gleichzeitig werden ohne Rücksicht auf bestehende oder zukünftige Vegetation unterirdische Leitungen geplant. Dieses Verhalten führt zu erschwerten Lebensbedingungen für Stadtbäume, was wiederum zu Wurzeleinwuchs und nachfolgend zu Schäden an der unterirdischen Infrastruktur führt.

      Planer und Architekten sollten bei ihrer Arbeit mehr Augenmerk darauf richten, gleichermaßen gute Bedingungen für Bäume und für die technische Infrastruktur, in diesem Fall für das Abwassersystem, zu schaffen, so dass ein Konflikt erst so spät wie möglich auftritt; im Idealfall erst zum Ablauf der technischen Lebensdauer der Rohrleitungen. Die technische Lebensdauer eines Abwassersystems beträgt etwa 100 Jahre – und dies sollte auch für einen Baum gelten!

      Nach heutigem Wissensstand wird der Zeitpunkt, zu dem Baumwurzeln in ein Kanalsystem eindringen, von folgenden Faktoren bestimmt:

       Welche Baumspezies gibt es an dem betreffenden Standort?

       Wie wird der Baumstandort vorbereitet?

       Wie groß ist der Abstand zwischen Baum und Rohrleitung?

       Welche Präventivmaßnahmen gegen Wurzeleinwuchs werden ergriffen?

       Welcher Rohrtyp, welches Rohrmaterial, welches Verlegeverfahren wird gewählt?

      Der