A. F. Morland

Extra Krimi Paket Sommer 2021


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ich weiß."

      "Heute wird auf nichts mehr Rücksicht genommen, wenn der Profit in Gefahr ist."

      "Die Entführer haben offenbar gewusst, dass Dolores etwas mit Satanismus zu tun hat", vermutete ich. "Sonst hätten sie nicht versucht, das Ganze als einen Ritualmord zu tarnen."

      "Kann ja sein, dass die Entführer Helfer im näheren Umfeld der Montalbans hatten."

      "Immer vorausgesetzt, es gab überhaupt eine Entführung und der Tod der jungen Frau ist nicht doch das Ergebnis irgendwelcher Rituale."

      "Der Coroner sprach davon, dass wahrscheinlich ein muskellähmendes Mittel verabreicht wurde. Das passt eher zu einer Entführung als zu einem Gruftie-Ritual, wenn du mich fragst."

      "Hängt vom Ritual ab, würde ich sagen."

      "Du kennst dich da aus?"

      "Nicht genug, um wirklich mitreden zu können, fürchte ich. Warten wir erst mal ab, welche Substanzen der Coroner im Körper von Dolores Montalban letztlich feststellt."

      "Bis der Coroner soweit ist, hat der saubere Mister Montalban längst eine Armee von Killern in Gang gesetzt!", gab Milo zu bedenken.

      Wir brauchten etwas über eine Stunde, ehe wir Montalbans Residenz erreichten. Das Gelände um die Villa war weiträumig abgesperrt. Es gab hohe, elektrisch geladene Zäune. Bewaffnete Männer in Kampfanzügen patrouillierten daran entlang. Manche von ihnen führten mannscharfe Dobermänner bei Fuß.

      Wir mussten mit dem Sportwagen, den die Fahrbereitschaft des FBI uns zur Verfügung stellte, an einer Art Checkpoint anhalten. Die Security Guards, die hier Wache schoben, trugen Kevlar-Westen und MPis. Sie sahen sich unsere ID-Cards eingehend an und nahmen über Funk Kontakt mit ihrem Boss auf. Schließlich wurden wir durchgewinkt.

      "Da kommt man sich ja vor wie an einer Landesgrenze", knurrte Milo.

      "Ja, aber wenn El Columbiano meint, dass dieses Anwesen exterritoriales Gelände sind, hat er sich geschnitten!"

      Von diesem Checkpoint aus führte die Straße über eine Anhöhe. Dahinter lag die Villa. Ein großes dreistöckiges Anwesen aus Sandstein. Ungefähr ein Kilometer feinsten Sandstrandes gehörte zu Montalbans Domizil. Außerdem hatte sich "El Columbiano" einen eigenen Yachthafen angelegt. Es musste ein Vermögen gekostet haben, das Hafenbecken ausbaggern zu lassen. Eine größere, hochseetaugliche Yacht und mehrere kleinere Boote lagen an Stegen vertäut.

      "Dieser Mann hat wirklich alles, was man sich nur wünschen kann", stellte Milo fest.

      "Nur seine Tochter. Die kann ihm trotz all seines Reichtums niemand mehr zurückbringen", erwiderte ich.

      "Alles kann man sich eben nicht kaufen!"

      "Du sagst es."

      Ich parkte den Sportwagen vor dem großen Hauptportal der Villa. Es war durch massive Säulen gekennzeichnet, die wohl an Bauwerke der Antike erinnern sollten.

      Wir stiegen aus. Bis zum Portal waren es etwa zwanzig Meter. Vier Security Guards in schwarzen Anzügen erwarteten uns. Zwei der Männer trugen MPis über die Schulter. Bei den anderen drückten sich die Pistolen durch die Jacketts.

      Milo und ich zeigten erneut unsere ID-Cards.

      "Wir werden Sie nach Waffen durchsuchen", erklärte der Anführer der Vier. Ein breitschultriger Kerl mit kurzgeschorenen, dunklen Haaren, durch die die Kopfhaut hindurchschimmerte.

      "Kommt nicht in Frage!", erwiderte ich. "Wir gehen durch diese Tür da vorne und jemand von Ihnen bringt uns zu Mister Montalban, ohne auch nur den Versuch zu machen, uns vorher abzutasten!"

      Der Dunkelhaarige verzog das Gesicht zu einer Grimasse.

      "Du kommst dir wohl sehr wichtig vor, G-man", knurrte er.

      "Stell dir vor, ich bin wichtig."

      "So?"

      "Frag mal deinen Boss. Bei dem sind wir nämlich angemeldet."

      Milo mischte sich jetzt ein. "Wir lochen dich höchstens ein, wenn du uns daran hinderst, unsere Pflicht zu tun. Was dein Boss mit dir macht, wenn er erfährt, dass du uns unnötigerweise aufgehalten hast, möchte ich gar nicht wissen!"

      Einer der anderen Bodyguards sagte ein paar Sätze auf Spanisch. Ich verstand kein Wort.

      Der Dunkelhaarige antwortete mit einem knappen "Sí!" und atmete tief durch. "Folgen Sie uns!"

      5

      Rick Montalban empfing uns in einem weitläufigen Salon. Durch die hohe Fensterfront hatte man einen fantastischen Blick auf den Atlantik.

      Montalban war ein hochgewachsener, grauhaariger Mann mit braungebranntem Gesicht und aufmerksamen braunen Augen. Er trug einen grauen Anzug. Sein Alter schätzte ich auf Mitte Fünfzig bis Anfang Sechzig.

      Neben ihm stand ein etwa dreißigjähriger junger Mann. Er wirkte wie eine jüngere Ausgabe Montalbans.

      Ich zeigte meine ID-Card und stellte uns vor.

      "Special Agent Jesse Trevellian, FBI. Dies ist mein Kollege Milo Tucker. Mister Montalban?"

      "Buenos días, senores", knurrte "El Columbiano", der meines Wissens allerdings schon seit Jahrzehnten die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß. Er deutete auf den Mann neben sich. "Das ist mein Sohn José."

      Ich nickte José Montalban kurz zu.

      Zwar war ich ihm noch nie persönlich begegnet, hatte aber schon einiges über den jungen Montalban gehört. Dirty Rick wollte ihn zu seinem Nachfolger aufbauen. Einem Nachfolger mit blütenreiner Weste. So hatte der Alte ihn bislang aus allem rausgehalten, was irgendwie nach Illegalität roch. José Montalban war für uns ein unbeschriebenes Blatt. Abgesehen davon, dass er auf der Columbia Betriebswirtschaft studiert hatte, wussten wir nichts über ihn. Vor allem war er bislang nicht ein einziges Mal mit der Justiz in Berührung gekommen.

      Rick Montalban musterte zuerst mich, dann Milo mit einem abschätzigen Blick.

      Ein geschäftsmäßiges Lächeln bildete sich um seine dünnen Lippen.

      "Das FBI hat schon versucht, mir was am Zeug zu flicken, als Sie beide vermutlich noch auf die Grundschule gingen!" Er lachte heiser. "Sie werden da wohl kaum mehr Glück haben. Ich bin gespannt, was Sie von mir wollen." Er warf einen demonstrativen Blick auf die Rolex an seinem Handgelenk. "Meine Zeit ist knapp. Und da Sie schon ein paar Minuten zu spät zu dieser Unterredung gekommen sind, sollten Sie den Rest der Zeit, die ich Ihnen zugestehen will, gut nutzen. Alora, qué es passado? Ich denke, es lohnt sich nicht, dass wir uns extra setzen..."

      "Wir sind nicht wegen Ihrer Drogengeschäfte hier", erklärte ich ruhig.

      "Seien Sie vorsichtig, was Sie sagen, G-man! Alles was Sie hier unter Zeugen äußern, werde ich vor Gericht sonst gegen Sie verwenden! Etwa, wenn ich Sie wegen Verleumdung verklagen sollte!" Er lachte heiser. Dann trat er einen Schritt vor, richtete den Zeigefinger wie den Lauf einer Waffe auf mich. "Niemand hat mir je die Beteiligung an Drogengeschäften oder dergleichen nachweisen können! Also passen Sie gut auf, was Sie so von sich geben!"

      Innerlich kochte ich.

      Die Arroganz von Dirty Rick war kaum zu überbieten.

      Clive Caravaggio, der ihn besser kannte, hatte schon gewusst, weshalb er Milo und mir diesen Besuch aufgehalst hatte.

      Ich musste mir alle Mühe geben, ruhig zu bleiben. "Wir sind nicht wegen Ihrer Geschäfte hier", erklärte ich noch einmal. "Es geht um Ihre Tochter."

      "Dolores! Was ist mit ihr?"

      Sein Gesicht veränderte sich. Die Besorgnis, die jetzt in seinen Zügen zu lesen war, erschien mir echt.

      "Wir müssen Ihnen bedauerlicherweise mitteilen, dass Ihre Tochter Dolores Montalban nicht mehr lebt."

      "Was?"