Martin hatte auf Grund der schwachen Konkurrenz schon ein Tischfeuerwerk, ein kleines Handtuch und einen Partyhut gewonnen. Das in seinem Zustand nach Hause zu befördern wäre auch ein interessantes Spiel geworden. Er eierte zurück an den Tisch.
Martin: Wie spät haben wir es?
Katharina: In einer halben Stunde ist Feuerwerk!
Wieder kein Rausch für Martin. Gael hatte auch genug vom Dinge in die Luft jagen.
Gael: Dann bis zum nächsten Jahr! Ich muss meinen Bus erwischen!
Bill: Rutsch gut rein! Willst du eine Flasche mitnehmen? Für mich ist das etwas viel!
Gael: Ne, ich hab genug fürs ganze Jahr! Hier nimm die Tüte mit den Böllern!
Der große Bodyguard Bill suchte sich für das Jahresende eine der viele Stellen mit Aussicht, um die Feuerwerke der Ostseebäder und ihrer Restaurants zu sehen. Es wurde herunter gezählt und keine drei Minuten später spiegelten sich die vielen Feuerwerke im Wasser der Prorer Wiek. Für Martin hatte es nicht einmal einen Kuss gegeben. Walter stützte ihn, bis er in seiner Einraumwohnung angekommen war.
Walter: Was? Sie leben noch in der gleichen Wohnung wie vor dem Aurit?
Es ging ins eine Ohr hinein und aus dem anderen wieder hinaus. Martin hatte genug damit zu tun, mit den anderen Informationen zurecht zu kommen, die ihm seine Ohren lieferten. Bill konnte sich aber noch halten. Es war bei ihm viel mehr, was in Alkohol schwimmen musste bevor seine Ohren Achterbahn mit ihm fuhren. Er lief die Straße der Jugend hinunter und sah den schwarzen Peter der Stadt. Die Kiefernholzbrücke stand weiter über dem Tribberbach. Sie war schwarz geworden und rutschig. Niemand hatte sie in der Zeit, die sie existierte, richtig gepflegt. Er nahm einen Böller in die Hand.
Bill: Ah, der leckt!
Es war dunkler Honig, der nach Farbe roch, dachte er. Der alte Böller war ausgelaufen. Bill tastete sich vorsichtig mit den Füßen die schwarze Brücke hoch bis zum Scheitelpunkt der Bogenkonstruktion und schob den alten Böller zwischen zwei Bretter, die zum Fußweg der Brücke gehörten. Er zündete ihn an und tastete sich hinunter. Er hatte alle Zeit der Welt, denn Martins Böller zündeten allesamt sehr spät. Schon lief er los unter der Annahme, es sei wieder einer, der nicht zündete. Man hatte an diesem Abend schon viele solcher Böller zu zünden versucht und das hohe Alter hatte es verhindert, dass man es ein zweites Mal tat. Es gab stattdessen ein schlichtes „der ist hinüber“. Bill sollte sich erst hinlegen als Martin bereits aufstand. Martin Bretz begann das neue wie jedes andere Jahr seitdem er sieben war. Er nahm sich zwei große Beutel und startete einen sehr frühen Neujahrsspaziergang. Das Ziel des Weges war die halbe Stadt. Er sammelte Pfandflaschen und betrachtete auf dem Weg die Schäden der Silvesternacht. Bill und Gael waren nicht die einzigen, die zu viel getrunken hatten und anstatt irgendwelche Geister mit den Böllern zu verjagen, die für eine kleine Katastrophe bei der Stadtmeisterei verantwortlich waren. Überall waren gesprengte Abfalltonnen, verstopfte Gullys, und verbogene Briefkästen. Martin war sich der Alkoholiker der Stadt mit sieben bewusst geworden und deren Angewohnheit zu zerstören und auch Geld in Massen zu verschwenden, wenn sie ihre Raketen zündeten. Die Geldverschwendung kam nicht nur von dem teuren Feuerwerk sondern auch von der Wiederverwertbarkeit der Startrampen. Martin hatte es auf Pfandflaschen abgesehen. Kaum einer nahm die Flaschen mit einem Wert bis zu 30 Cent wieder mit hinein. So konnte ein fleißiger Sammler bis zu acht Euro am Neujahrsmorgen verdienen. Das Geld war Martin natürlich egal. Er begrüßte das neue Jahr, indem er das Geld anderer einnahm. Es war mit der Zeit zu einer kleinen Tradition geworden und half hervorragend gegen die andere Tradition, das stetige Nachschenken im Chinesen. Der Kopf brummte, die frische Luft tat da natürlich gut und die Schäden lenkten ab. Das erste Ziel des Spaziergangs war der Hafen und all die Flecken der Stadt, von wo aus man das Feuerwerk der Seebäder gesehen haben könnte. Das waren die beliebtesten Orte für Feuerwerker. Mit einer Tasche voll Pfandflaschen stand er unten am Hafen und ging dann die Straße Jugend hinauf. Der schwarze Peter der Stadt war zusammengebrochen.
Martin: He, wie kommt man denn jetzt zum Schloss Dwasieden?
Ein Bürger war wirklich mit nichts zufrieden. Früher hatte er sich noch ständig beschwert, dass die Brücke in ein Sperrgebiet wies. Darüber hinaus war das halbe Sperrgebiet noch einsturzgefährdet. Das Schloss Dwasieden war bereits im Wesentlichen eingestürzt. Die anderen Trümmer der Brücke lagen im Tribberbach. Dass der Zusammenbruch in der Nacht zuvor geschehen war, sollte erst am nächsten Tag bei der Polizei ankommen, da die Ruine nicht zu entdecken war, wenn man nur die Straße der Jugend entlang fuhr. Die Taschen waren fast voll, als Martin wieder Zuhause ankam. Zeit das Gael aufstand und die an ihn versandte Auftragsbeschreibung von Kublai Kahn entgegennahm.
Gael: Marketing, Guerilla Marketing, Social Marketing, und hä Memory Marketing.
Marketing war normale Werbung wie Anzeigen und Postwurfsendungen. Das war teuer und man brauchte dafür Druckereien und Werbefläche. Die Sprites, die Blinklichter mussten programmiert werden. Letzteres konnte er selbst. Das waren ein paar Anrufe und schon hätte Gael seine ersten Untergebenen. Guerilla Marketing, dazu brauchte es Kreativität. Es waren Virale, die sich durch ihre Andersartigkeit selbst verbreiteten. So gesellten sich auf Gaels Lohnliste ein paar Künstler und eine Werbeagentur, die das zum Guerilla Marketing gehörende Product Placement übernahmen. Das waren schon ordentliche Kosten. Zudem beinhaltete Guerilla Marketing sogenannte Stunts. Das waren medienwirksame Aktionen mit anderen Berufsgruppen wie ein Weltrekordversuch. Mit Social Marketing kamen Werbekosten auf ihn zu, die mit einer Einmalzahlung nicht erledigt waren. Es waren Community-taugliche Websites und dauerhafte Auftritte in sozialen Netzwerken. Die Kosten würden immer wieder kommen, da ein solches betreut werden musste. Was aber war Memory?
Gael: Hat er das wie einen Kriegszug nach Kosten geordnet?
Gaels Gedankengang war nicht falsch. Kublais Anordnung der Aufträge war von einfach und günstig zu hochentwickelt und teurer. Man brauchte mit jedem Schritt ausgebuffteres Personal und eine aggressivere Werbestrategie. Er fing an Memory zu googeln. Das musste er sicher abgeben. Das war ein normaler Arbeitsgang in der IT-Branche, die Auftragsabgabe. Er war an etwas Großem, rein vom Aufwand und den Kosten ausgehend. Gut so, so verdiente er bei einem großen Auftrag noch mehr. Das Geld sollte natürlich wieder von der Bretz Holding kommen. Niemand hatte die Absicht, die Kosten und den Aufwand zu verringern. Wer würde schon freiwillig weniger Geld verdienen? Auf Korsika wurde jemand von einem Auftrag getroffen, dessen Lebenseinstellung das sogar geworden war!
Dimitri Koljakov: Ja, Koljakov!
Alois: Seien Sie gegrüßt! Gut ins neue Jahr gekommen?
Dimitri: Mit einer ganzen Menge Rotwein!
Er hatte in seinem Fiat schlafen müssen, da die katholische Familie ihn nicht hatte im Haus schlafen lassen. Es waren zu viele Töchter mit einem Schwips in dem großen Anwesen, in dem er versuchte alte Kontakte wieder aufzubauen. Er arbeitete, wenn man das so nennen kann, mal hier mal dort. Es war noch ein früher Morgen und er sah deutlich verschlafen aus.
Dimitri: Schicken Sie mir die Unterlagen in mein zweites Postfach! Ah, ah, ah!
Alois: Alles in Ordnung?
Dimitri: Ach es war nichts! Der Wagen neben mir hat rückwärts ausgeparkt und ich stehe mit meinem an einer Klippe!
Alois: Seien Sie nicht so nervös! Es ist nur ein kleiner Auftrag!
Dimitri: Ja!
Er legte auf!
Dimitri: Geschäfte mit der Mafia vermeiden!
In Polen!
Carla: Räum’ endlich den Weihnachtsbaum raus!
Charles: Immer bin ich es, der die ganze Arbeit machen darf! Du fragst immer den gleichen! Ich mach’ das, wenn ich will!
Carla: Warum so sauer? Du bist wieder rot geworden?
Charles: Ich weiß auch nicht!
Carla: Vielleicht Bluthochdruck?
Charles: Hm?
Auch