Wenn Sie schon Erfahrung mit Tai Chi und Qi Gong gemacht haben, dann kennen Sie bereits die Vorzüge dieser alten chinesischen Heilgymnastik und werden weiterhin mit Freude und Genuss üben. Vielleicht fragen Sie sich aber auch: „Warum soll ich in der Schwangerschaft auch noch Tai Chi oder Qi Gong lernen?“
Dazu möchte ich einen Experten der Traditionellen Chinesischen Medizin zu Wort kommen lassen. Prof. Li Wu schreibt im Buch der Chinesischen Heilkunst:
Die Wirkung von Tai Chi
Tai Chi hilft dabei, zu Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Das regelmäßige Training stärkt Sehnen, Muskeln, Knochen und Gelenke. Auch bei Rückenbeschwerden und Bandscheibenvorfällen wirken die Übungen lindernd und stabilisierend. Darüber hinaus stärken die Übungen den Gleichgewichtssinn, das Immunsystem, Herz und Kreislauf sowie die Verdauung. Sie wirken blutdrucksenkend, helfen bei Angstzuständen und Depressionen und lindern Stressfolgen.
Die Wirkung von Qi Gong
Als ganzheitliches Übungssystem stärkt Qi Gong den Menschen innerlich und äußerlich. Man wird ruhiger, konzentrierter und fühlt sich zugleich leicht und beschwingt. Ihr Geist sammelt sich, Sehnen und Knochen werden gestärkt und Ihre Haut besser durchblutet. Zudem werden die Funktionen von Herz und Kreislauf sowie die Verdauung gefördert und die Regeneration des Körpers wird angeregt.
Ein nützliches Repertoire
Was bedeutet das ganz speziell für Sie, liebe Mama in spe? Mit Tai Chi und Qi Gong üben Sie Körperwahrnehmung und entspanntes Atmen, das sind ganz wichtige Faktoren in der Schwangerschaft, bei der Geburt und auch später beim Muttersein.
Eine tiefe und entspannte Atmung sichert dem Ungeborenen eine ausreichende Sauerstoffversorgung. Sie liefern mit jedem Atemzug auch Ihrem eigenen Körper das wichtigste „Grund-Lebensmittel“, den Sauerstoff. Genießen Sie Ihre Atmung wie ein exquisites Menü.
Mit Tai Chi und Qi Gong die Körperwahrnehmung verbessern heißt, dass Sie Ihren Körper spüren. Sie können Ihre Körpermitte erspüren. Mit jedem Gedanken an Ihr Baby kommen Sie in Ihre Mitte. Sie nehmen sich nicht nur von außen wahr, Sie spüren nun, was in Ihnen ist, zum Beispiel die Beckenbodenmuskulatur. Das ist sehr wichtig, um diese trainieren zu können. Von einer guten Beckenbodenmuskulatur profitieren Sie nicht nur während der Schwangerschaft, sondern Ihr Leben lang!
Tai Chi und Qi Gong sind schon alleine von ihrem Standpunkt her gesehen ideal. Und zwar im buchstäblichen Sinn. Ohne dass Sie sich groß bewegen, entlasten Sie durch den Tai-Chi-Stand Ihre Wirbelsäule und beugen so einer Schwangerschaftshyperlordose, also einem Hohlkreuz und den damit verbundenen Rückenschmerzen, vor.
Und wenn Sie dann noch die Bewegungen dazu üben, kräftigen Sie die Bauch-, Rücken-, Beckenboden- und Beinmuskulatur. Letzteres ist die ideale Vorbeugung gegen Venenentzündungen und Krampfadern. Außerdem üben Sie
* leicht und schwer zu sein,
* das Öffnen und Schließen,
* das Ausweiten und das Zusammenziehen,
* das Festhalten und vor allem: das Loslassen.
Und dazu, liebe (werdende) Mama, haben Sie ja in den kommenden Jahren genug Anlass. Denn Sie werden
* Ihr Baby neun Monate lang im Bauch festhalten und dann bei der Geburt loslassen,
* Ihr Kind bei Gefahr und wenn es Angst hat festhalten,
* es loslassen, wenn ihr Kind in den Kindergarten kommt,
* wenn es zur Schule geht,
* wenn es den ersten Freund oder die erste Freundin hat
* und schließlich wenn es ganz aus dem Haus geht.
Dann sind Sie gut vorbereitet, denn Sie werden das Loslassen geübt haben.
Wichtige Begriffe
Qi (Chi oder Ch’i; gesprochen „Tschi“ oder „Ki“)
Die unterschiedlichen Schreibweisen wie in Tai Chi oder Qi Gong sind der Übertragung des entsprechenden chinesischen Schriftzeichens in unser Buchstabensystem geschuldet.
Der Begriff aus der Traditionellen Chinesischen Medizin kann nur schwer übersetzt werden. Er bedeutet so viel wie Lebensenergie oder Lebenskraft. Qi kann man als Quelle unseres Lebens und unserer Aktivitäten bezeichnen. Viele Menschen bemerken vor allem einen Mangel an dieser Energie; sie fühlen sich müde und leer. Das Qi, die Energie, bestimmt unsere Lebensqualität. Sie sollte gleichmäßig fließen und in ausreichendem Maß vorhanden sein. Mit Tai-Chi- und Qi-Gong-Übungen lernen Sie, diese Energie zu (er-)spüren, im Fluss zu halten und zu mehren.
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Charakteristisch für die Traditionelle Chinesische Medizin ist eine ganzheitliche Betrachtungsweise des Menschen, seines Körpers, der Symptome und des Umfelds. Die TCM basiert auf fünf Säulen:
* Akupunktur, Akupressur und Moxibustion (das Erwärmen bestimmter Körperpunkte),
* Heilkräuterkunde,
* Ernährung nach den Fünf Elementen,
* Heilmassagen,
* Qi Gong und Tai Chi.
Tai Chi
Tai Chi Chuan ist eine Bewegungsform aus dem alten China, deren Ursprung in der Kampfkunst liegt. Dieser Kampfaspekt ist heute allerdings in den Hintergrund getreten. Die langsamen, harmonischen Bewegungen des Tai Chi steigern das Wohlbefinden. Koordination, Körperhaltung, Gleichgewicht, Atmung und Immunsystem werden verbessert. Verspannungen, Gelenkbeschwerden, Nervosität und Blutdruckprobleme werden gelindert.
Qi Gong
Qi Gong wird seit Jahrhunderten zur Gesunderhaltung, Entspannung und Lebenspflege praktiziert. Übersetzt heißt Qi Gong: die Arbeit (Pflege) der Energie.
Tai Chi Qi Gong
Das Tai Chi Qi Gong ist eine relativ junge und sehr beliebte Form des Qi Gong. Die Bewegungen sind zum Teil dem Tai Chi entnommen und wurden dem Qi Gong angepasst. Eine wichtige Grundlage sind die gleichmäßigen, spiralförmigen und sanften Bewegungen. Sie sind leicht erlernbar und haben eine ausgezeichnete Wirkung auf die Gesundheit. Das Übungsset besteht aus zweimal 18 Bewegungen.
Shiatsu
Das Shiatsu wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Japan entwickelt. Es kombiniert verschiedene Arten der energetischen Körperarbeit mit manuellen Behandlungsmethoden.
Um den Energiefluss im Körper anzuregen, wird im Shiatsu hauptsächlich mit Fingerdruck entlang der Meridiane (siehe unten „Meridiansystem“) gearbeitet.
Tao Yin
Tao Yin ist ein Übungssystem, das seinen Ursprung im Taoismus des alten China hat. Man versteht darunter Übungen zum Entwickeln und Erhalten der Beweglichkeit, der Kraft und der Geschmeidigkeit. Sie führen zu Ausgeglichenheit von Körper, Geist und Seele, zum Erhalt, zur Steigerung und Wiederherstellung der Lebenskraft.
Die Übungen des Tao Yin werden im Liegen oder Sitzen ausgeführt und verbinden aktive Phasen der Bewegung mit Ruhephasen zur Öffnung des Qi-Flusses.
Jin Shin Jyutsu®
Die Heilkunst des sanften Handauflegens, auch als Japanisches Heilströmen bezeichnet, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von dem Japaner Jiro Murai entwickelt. Grundlage des Heilströmens ist das Wissen um die 26 „Energieschlösser“ und den Energiefluss im menschlichen Körper sowie eine bewusste Atmung.
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