Andrea Röwekamp

Theraband & Pezziball


Скачать книгу

Sie dabei immer:

       Vorbeugen ist besser als Nachbehandeln (Prävention statt Rehabilitation).

      Vorwort zur 5. Auflage

      Nun können wir unser Übungsbuch schon zum fünften Mal auflegen. Die Notwendigkeit sportlicher Betätigung ist bei den Lesern und Leserinnen offensichtlich angekommen. Bewegung ist für die Erhaltung der Gesundheit eine wesentliche Voraussetzung. Insbesondere der Ausgleich von einseitigen Belastungen, die Reduktion von Bewegungsmangel sowie die Stärkung der körperlichen Belastbarkeit sind wichtige Aspekte für die Bewahrung von Arbeitskraft und Lebensqualität. Der private und berufliche Druck wird stärker, so dass derzeit die meisten Krankmeldungen über »psychische Erschöpfung« ausgestellt werden.

      Was ich durch dieses Buch erreichen will, ist ein Moment der Ablenkung: Sie sollen Spaß an der Bewegung erleben. Nutzen sie dazu Musik, die ihnen gefällt und einen flotten, mitreißenden Rhythmus hat. Die vorgestellten Partnerübungen sollten ohne Konkurrenzkampf absolviert werden, versuchen Sie stattdessen mit Ihrem Partner zu harmonieren.

      Die Koordinations-Übungen sollen Sie zum einen mehr beanspruchen, zum anderen aber auch Abwechslung in Ihr Training bringen. Sie werden feststellen, dass Ihnen nach einigen Trainingseinheiten Übungen gelingen – zum Beispiel Training im Einbeinstand oder auf einer labilen Unterlage –, was Sie zu Beginn nicht erwartet hätten. So erhalten Sie durch die Bewegung sehr viel positives Feedback, das Sie bestimmt in den Alltag mitnehmen können.

      Ein weiteres Kapitel widmet sich der Entspannung und den Entlastungspositionen, welche sich insbesondere mit dem Pezziball sehr gut durchführen lassen. Wann immer sie ein Belastungsschmerz im Rücken verspüren nehmen sie eine ihnen angenehme Entlastungsposition ein und gönnen sie ihrem Rücken eine kleine Verschnaufpause. Er wird es ihnen danken!

      Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß beim Training!

       Andrea Röwekamp, im Sommer 2014

      Kapitel 1

      Die Anatomie des Rückens

      Die Wirbelsäule, ein zentrales Organ des Rückens, ist ein elastischer S-förmiger Stab, der die Masse des Stammes und die oberen Gliedmaßen trägt. Sie ermöglicht Beugung, Streckung, Neigung und Rotation und stabilisiert die aufrechte Haltung.

image

      Als zentrale Stütz- und Bewegungsachse des Rumpfes hat die Wirbelsäule drei wichtige Aufgaben:

      Tragen: Die Körperlast wird von der Wirbelkörperreihe gehalten und größtenteils über das Becken beziehungsweise Hüftgelenk an die Beine weitergegeben. Ein Teil der Last bleibt jedoch. Die Bauchmuskulatur, die an den unteren Rippenknorpeln beginnt und am Schambein endet, kann die Wirbelsäule entlasten, wenn sie ausreichend trainiert ist.

      Bewegen: Bewegungen werden erst durch die Bandscheiben ermöglicht. Bandscheiben sind gallertartige Pufferkissen, die jeweils zwischen zwei Wirbeln liegen. Die Dicke der Bandscheibe bestimmt das Maß der Beweglichkeit in einem Wirbelsäulenabschnitt. Kleine Wirbelgelenke schienen die Bewegungen. Sie begrenzen oder begünstigen bestimmte Richtungen. Ein weiterer Faktor für die Beweglichkeit ist die Rumpfmuskulatur. Je verspannter man ist, desto unbeweglicher wird man. Bei schlecht ausgebildeter Muskulatur ist man überbeweglich (hypermobil), welches sich auf Dauer negativ auf die Wirbelgelenke auswirkt.

      Der beweglichste Abschnitt des Rückens ist die Halswirbelsäule, dann folgt die Lendenwirbelsäule. Die Brustwirbelsäule ist durch die Rippenansätze nur minimal beweglich. Gänzlich unbeweglich sind Kreuz- und Steißbein.

      Schutz des Rückenmarkes: Die einzelnen Wirbel sind so geformt, dass zwischen dem Wirbelkörper und den knöchernen Spangen der Wirbelbögen ein Loch freibleibt. Diese Löcher (Foramen vertebrae) bilden in der Wirbelsäule einen durchgängigen Kanal. In diesem sogenannten Spinalkanal verläuft das Rückenmark und seine Wurzeln. Bei Defekten des Spinalkanals, wie zum Beispiel bei Wirbelbrüchen, kann es im schlimmsten Fall zu einer Querschnittslähmung kommen.

      Die Wirbelsäule kann mit einem federnden Stab verglichen werden. Sie besteht aus einzelnen Wirbeln, die durch Bandscheiben, Muskeln und Bänder miteinander verbunden sind. Im Normalfall besitzt der Mensch insgesamt vierundzwanzig freie (präsakrale) und neun zu Kreuz- und Steißbein verschmolzene Wirbel.

      Die sieben Halswirbel sind am kleinsten, die folgenden größeren zwölf Brustwirbel sind über facettierte Gelenkflächen beweglich mit zwölf Rippenpaaren verbunden. Die restlichen fünf Lendenwirbel haben das meiste Gewicht zu tragen und sind demnach am dicksten ausgebildet. Im fünfundzwanzigsten Lebensjahr ist die Verschmelzung der fünf Kreuzwirbel abgeschlossen. Das gebildete Kreuzbein liegt keilförmig zwischen den beiden Hüftbeinen und stellt die hintere Beckenwand dar. An das Kreuzbein ist das aus der Verschmelzung von drei bis sechs Wirbelresten entstandene Steißbein angehängt. Das Steißbein ist funktionslos und wahrscheinlich der aus der Evolution zurückgebliebene Teil eines Schwanzes.

Image

       Die Wirbelsäule aus der frontalen (links) und Seitenansicht (rechts), mit der segmentalen Einteilung und der physiologischen Krümmungsform.

Image

       Der Aufbau eines Wirbels von oben

      Die sieben Halswirbel sind erkennbar an der Benennung C 1 bis C 7, ab geleitet aus der lateinischen Übersetzung: Halswirbel heißt übersetzt Vertebrae cervicales. Die Brustwirbel (Vertebrae thoracicae) sind numeriert von Th 1 bis Th 12. Die Lendenwirbel (Vertebrae lumbales) bezeichnet man als L 1 bis L 5. Das Kreuzbein (Os sacrum, S 1 bis S 5) und das Steißbein (Os coccygis, Co 1 bis Co 4) sind durch ihre feste Verbindung oftmals nicht so leicht voneinander abzugrenzen.

      Die einzelnen Wirbel besitzen mit Ausnahme der ersten beiden Halswirbel (Atlas und Axis) eine einheitliche Grundform. Je nach Aufgabenbereich und Belastung werden die Einzelbausteine modifiziert ausgebildet. Die Hauptmasse wird durch den Wirbelkörper (Corpus vertebrae) gebildet. Als Tragstück des Wirbels und mit nach unten hin zunehmender Belastung sind die Körper der Lendenwirbel am größten, die der Halswirbelsäule am kleinsten. An den Wirbelkörper schließt sich der spangenförmige Wirbelbogen (Arcus vertebrae) an. Jeder Wirbelbogen besitzt am Übergang zum Wirbelkörper eine kleine Einkerbung. Liegen zwei Wirbel aufeinander, bilden sie das Zwischenwirbelloch (Foramen intervertebrale), durch welches die Spinalnerven aus dem Spinalkanal austreten können.

      Angelagert am Wirbelbogen sind insgesamt sieben Fortsätze. Der nach hinten austretende Dornfortsatz (Processus spinosus) ist am deutlichsten zu spüren. Zwei weitere, seitlich austretende Querfortsätze (Processus transversi) und der Dornfortsatz dienen als Ansatz und Hebel der Rumpfmuskulatur und Bänder. Je nach Größe des ansetzenden Muskels variieren die Fortsätze in ihrer Länge und Ausrichtung. Die verbleibenden vier Fortsätze bilden eine Scheinverbindung zwischen den einzelnen Wirbeln. Die Gelenkfortsätze (Processus articularis) sind jeweils paarig nach oben und unten gerichtet. Mit ihren überknorpelten Gelenkflächen bilden sie mit dem darüber- oder darunterliegenden Wirbel die kleinen Wirbelgelenke. Durch die Stellung der Gelenkflächen werden