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Jahrbuch der Akademie CPH - Anregungen und Antworten


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Prof. Helmut Koopmann: Tendenzen der Schillerforschung heute

       6.5 Kathrin Mädler: Schuld und Sühne auf der Bühne

       6.6 Erzbischof Ludwig Schick: Von Schuld und Sühne – Gedanken zum Aschermittwoch der Künstler

       7. Die Autorinnen und Autoren

1.

       Siegfried Grillmeyer

       Fragen der Zeit

       Ein Vorwort als Einladung

      Dieses Vorwort möchte wieder eine Einladung sein! Zum zweiten Mal legt die Akademie CPH ausgewählte Vorträge im Rahmen eines Jahrbuches vor. Wir laden Sie herzlich ein, die für den Druck nur geringfügig überarbeiteten Vorträge (nach) zu lesen und damit den „Fragen der Zeit“ nachzugehen.

      Ein herzlicher Dank sei an dieser Stelle allen Leserinnen und Lesern des ersten Jahrbuches ausgesprochen, die im persönlichen Gespräch oder durch schriftliche Rückmeldung unsere Suche nach den zentralen Fragen der Zeit begleiteten und viele Anregungen einbrachten. Nur im gemeinsamen Dialog ist es möglich, die zentralen Fragen der Zeit aufzuspüren.

      Die folgenden Kapitel gliedern sich nach den vier Schwerpunkten unserer Akademietätigkeit: Theologie – Spiritualität – Philosophie, Erinnerungsarbeit – Menschenrechte – Werte, Globalisierung – Solidarität – Demokratie sowie Kunst – Kultur – Begegnung.

      Als fünften Schwerpunkt unserer Halbjahresprogramme nehmen wir jeweils einen Themenbereich besonders in den Fokus. Dieser Band widmet sich der Menschenwürde.

      Fassungslos standen viele Besucher vor einem Originalkäfig, der im Rahmen der Misereor-Ausstellung „Daheim auf zwei Quadratmeter“ im CPH zu sehen war. Durch den Blick auf diesen Drahtverschlag, in dem bis vor kurzem Menschen über Jahrzehnte ihr Dasein in Hongkong fristeten, wurden alltägliche Menschenrechtsverletzungen greifbar. Einige der Millionen Menschen, die täglich durch strukturelle Ausgrenzung (wie beispielsweise keinen Zugang zu Wohnraum, zu medizinischer Versorgung, zu Wasser und Nahrung) ihrer Menschenwürde beraubt werden, bekamen ein Gesicht. Ziel unserer Bildungsangebote wird es weiterhin sein, auch den meist unsichtbaren Menschen ein Gesicht zu geben, den Verstummten unsere Sprache, damit ihnen ein menschenwürdiges Leben nicht versagt bleibt – damit sie Leben haben, und es in Fülle haben (Johannes 10,10).

      Dieser Auftrag spiegelte sich auch in vielen anderen Veranstaltungen und damit auch Schwerpunkten des vorliegenden Bandes wider. So beispielsweise in der hier dokumentierten Fachtagung der Kampagne „Steuer gegen Armut“ (Kapitel 5).

      Im Jahr 2010 feierte das Caritas-Pirckheimer-Haus sein 50-jähriges Bestehen und die Vielfalt der behandelten Themen, von der Theologie über gesellschaftspolitische Fragen bis hin zur Kunst wurde im Rückblick nochmals deutlich. Besonders freuen wir uns, dass an dieser Stelle das Theaterstück „Caritas – Wer glaubt wird selig!?“ im Druck vorgelegt werden kann, das anlässlich unseres Jubiläums uraufgeführt wurde. Ein herzlicher Dank gilt daher der Autorin Frau Stefanie Kuschill und damit auch allen weiteren Autorinnen und Autoren, welche ihre Vorträge ausarbeiteten und für unser Jahrbuch zur Verfügung gestellt haben. Ein besonderer Dank gilt außerdem unserem Lektor Herrn Dr. Thomas Barth und dem Verleger des Echter Verlages, Herrn Thomas Häußner, für die mittlerweile gewohnt reibungslose, erfolgreiche und angenehme Zusammenarbeit.

      Auch mit diesem zweiten Jahrbuch hoffen wir auf vielfältige Rückmeldungen und wünschen uns, dass die leidenschaftliche Auseinandersetzung mit den „Fragen der Zeit“ ansteckend wirkt.

      Zum Pirckheimer Tag 2011

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      Dr. Siegfried Grillmeyer

      Direktor der Akademie CPH

       Siegfried Grillmeyer

       Kreativität als Mittel zum Zweck

       Streifzüge durch Buchhandlungen

      Gönnen Sie sich auch manchmal ein paar ziellose Minuten in einer Buchhandlung? Einfach die Augen über Regale und auch Auslagen gleiten lassen, das eine oder andere Buch in die Hand nehmen, Klappentexte lesen und ein bisschen reinblättern? Zugegebenermaßen liegt diesem Tun keine bewusste Entscheidung zugrunde, eher ist es eine willkommene Ablenkung auf dem Weg von A nach B. Vielleicht ist es ja der Genuss, einmal wieder reale Gegenstände mit Wissen und Informationen in der Hand zu halten, anstatt in den virtuellen Welten durch Texte und Bilder zu browsern. Aber wie gesagt, vielleicht ist es auch nur Zeitvertreib, gestaltete Langeweile. Besonders geeignet erscheinen dafür Bahnhofsbuchhandlungen. Die Zugverspätungen oder die unbewusst, manchmal auch bewusst zu groß bemessene Zeit auf dem Weg zum Bahnsteig sind die besten Ausreden, dieser Leidenschaft nachzugehen. Im reich dargebotenen Zeitschriftenangebot kann man sich noch mehr der Illusion hingeben, durch einen flüchtigen Blick die Fragen der Zeit erfassen zu können. Zeitschriften und ihre Titelgeschichten, Romane und Sachbücher auf den Bestsellerlisten und Bücherstapeln verheißen, den Zeitgeist zu erhaschen. Hier dürften doch die Themen aufscheinen, welche die Menschen bewegen.

      Zumeist bringt man aber doch von diesen geistigen Beutezügen die bekannten und üblichen verdächtigen Themen mit: Partnerschaft und Lebensgestaltung, ein wenig Esoterik und Astrologie und natürlich sind immer auch Körperlichkeit und Sexualität ausgiebig vertreten, sie scheinen unerschöpfliche Themen der Menschheit zu sein. Etwas vornehmer ausgedrückt als der journalistische Grundsatz „Sex sells“ scheinen Fragen der Befindlichkeit, des Wohlbefindens und Wohlgefallens, sowohl außen wie innen, anthropologische Grundinteressen zu sein. Daneben erstreckt sich das Meer an Reiseliteratur. Vielleicht ein ebenso ungestilltes Bedürfnis nach Träumen und Realitätsflucht. Faszinierend auch die schier unendliche Vielfalt an Hobbys, die ihren publizistischen Widerhall finden. Alle Zugverspätungen dieser Welt reichen nicht aus, um das Angebot zu sichten: Magazine für Taschenuhrliebhaber, Sportangler, Taucher, Tierzüchter, Gartenbauer und Obstveredler, Bleifigurensammler … Ein Meer an – zumindest für einen Laien und nur imaginäres Mitglied dieser Leser- und Interessensgemeinschaften – nutzlosem Wissen. Dieser Aufteilung in Einzelsparten widerspricht ein anderer Trend: Versuche, alles Wissen zu katalogisieren und dingfest zu machen. Nie gab es so viele Enzyklopädien, Sammlungen, sachspezifische Nachschlagewerke. Drei Sparten haben sich daneben in den letzten Jahren immer mehr Regalmeter erobert. Zum ersten sind es Computerzeitschriften. Die Welt der Rechner mag virtuell sein, ihre Beschreibung und Fortentwicklung ist aber ganz real. Seitenweise, ob in Zeitschriften oder begleitenden Schmökern, wird jede Anwendung, jede Spielvariante bewertet, diskutiert, erklärt und weiter entwickelt. Zum zweiten die Welt der Wirtschaft und der Börse. Nicht nur, dass sich seit langem besondere Zeitungen und Zeitschriften mit diesem Schwerpunkt etablieren konnten, sie brachten auch Kinder und Enkel als Journale und Sonderausgaben, ja, ganze Buchreihen hervor. Die Dominanz der Wirtschaft, das sei nun doch als Feststellung gewagt, lässt sich bei empirischen Studien des Zeitschriften- und Büchermarktes ablesen. Die einschlägigen Fachzeitschriften aus dem Bereich der Politik sind daher eher Feigenblätter in diesem Blätterwald. Auch wenn das Schlagwort der „Ich-AG“ mittlerweile auf den Titelseiten eher verschwunden ist, die allgemeine Beschäftigung der Wirtschaft geht einher mit einer immensen Ratgeberliteratur: selbstständig machen, Karriere gestalten, persönliche Optimierungsstrategien. Und schließlich, das scheint nun überraschend, hat auch der Bereich der Spiritualität zugenommen. Auch wenn die Zeiten eines „New Age“ vorbei sind. Religion ist zumindest in Zeitschriften und Bücherbeständen ein zunehmender Markt. Hape Kerkelings „Jakobsweg“ lag nun nicht nur über Monate, sondern über Jahre hinweg gleich turmhoch beim