der Reichsgewalt widersetzt hatte. Ende August 1289 lagen sich die beiden Heere vor Besançon gegenüber. Die Schwyzer im Gefolge des Königs hätten in einer nächtlichen Aktion das Lager von Theobald von Pfirt, der mit dem Burgunder verbündet war, überfallen. Als im Klettern geübte Älpler seien sie die steilen Anhänge hinuntergestiegen und hätten überraschend angegriffen.16 Sie sollten die burgundische Seite zu Verhandlungen über einen Friedensschluss zwingen, mit Erfolg. Otto von Burgund willigte in Verhandlungen ein. Dass ein Schwyzer Kontingent im Königsdienst gestanden hatte, ist durchaus plausibel, am ehesten wohl im Gefolge der Rapperswiler. Ludwig von Homberg, seit 1283 mit Elisabeth von Rapperswil verheiratet, war vier Monate zuvor, am 27. April 1289, im Dienst von König Rudolfs gleichnamigem Sohn im Gefecht der Habsburger gegen die Berner an der Schosshalde umgekommen. Die zähringische Gründung Bern, seit 1218 Reichsstadt, hatte sich in Koalition mit Burgund und Savoyen gegen den König gestellt. Die Stadt musste sich nach der Niederlage an der Schosshalde Rudolf von Habsburg unterwerfen. Er beliess Bern aber den Status als Reichsstadt.17 Zwischen den Schwyzern und dem Königshaus gab es allerdings auch Spannungen. Das 1262 gegründete Zisterzienserinnenkloster in der Au in Steinen stand unter besonderem Schutz der Habsburger. Die Schwyzer hingegen versuchten mehrmals, vom Kloster Steuern einzutreiben.
Insbesondere Königin Anna, geborene Gertrud von Hohenberg, die Frau Rudolfs, setzte sich bis zu ihrem Tod 1281 für den jungen Frauenkonvent ein. Aber auch später, im Frühling 1289, hatte Rudolfs Hofmeister und Vogt auf der Kyburg, →Konrad von Tillendorf, das Kloster Steinen explizit auf Geheiss des Königs in Schutz genommen und den Schwyzern verboten, es zu besteuern.18 Tillendorf hat übrigens viel später eine eigenartige Karriere eingeschlagen. Der Historiker Karl Meyer identifizierte ihn in seinem Buch «Die Urschweizer Befreiungstradition» 1927 als möglichen Namensgeber für den in den Quellen 1291 nicht vorhandenen Tell. Er schlug vor, dass der habsburgische Vogt Tillendorf als Vorbild für die Gessler-Figur in der Befreiungsgeschichte gedient habe, in Küsnacht am Rigi von Tell umgebracht worden sei, und dass in der Erinnerung der Mörder Tell quasi durch Namensübertragung – Meyer schreibt von «Namensverschüttung» – zu seinem Namen gekommen sei. Tillendorf ist tatsächlich 1291 oder 1292 verstorben. Eine abstruse These.19 Das Kloster Steinen blieb übrigens unter dem besonderen Schutz der Habsburger. Elisabeth von Görz-Tirol, die Frau von Herzog Albrecht, nahm später die Schutzfunktion ihrer Schwiegermutter ein.
Zurück nach Baden: Am selben Tag wie die Schwyzer weilte auch eine Zürcher Delegation in der Stadt. Die Zürcher verpflichteten sich, der Stadt Erfurt die Summe von 1000 Mark Silber zu bezahlen. König Rudolf schuldete Erfurt nämlich eine grössere Summe Geld von seinem Aufenthalt in den Monaten zuvor. Als Kompensation erliess er den Zürchern zwei Tage später für weitere zwei Jahre die Reichssteuer.20 Die Zahlung der Zürcher an Erfurt erfolgte schliesslich am 20. Mai in Mainz, vermittelt durch den habsburgischen Vogt in Basel, →Hartmann von Baldegg. Die Stadt Zürich hatte sich nach dem Aussterben der Herzöge von Zähringen 1218, welche die Reichsvogtei und die Pfalz auf dem Lindenhof innegehabt hatten, als Reichsstadt emanzipieren können. 1291 war die Pfalzburg auf dem Lindenhof als Symbol der alten Herrschaft bereits abgetragen und hatte der noch heute bestehenden Terrasse Platz gemacht. Die Burg wird möglicherweise als Steinbruch für den Bau der Stadtbefestigungen gedient haben. Der Rat der Stadt, der erpicht darauf war, die Reichsvögte aus den eigenen Reihen stellen zu können, hatte sich gegenüber der nominellen Stadtherrin, der Äbtissin des Fraumünsters, Spielraum erarbeitet. Zürich hatte sich zwar noch kein eigenes Herrschaftsgebiet aufbauen können, war aber über Handel und Handwerk zu einem gewissen Wohlstand gelangt. Und der städtische Adel hatte über den Erwerb von Herrschaftsrechten auf dem Land seinen Einfluss ausgeweitet.
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König Rudolf hielt sich nur etwa zehn Tage in Baden auf. Bereits am 1. März des Jahres war er in Basel angekommen; eine Stadt, mit der er in den 1250er-Jahren in Fehde gestanden war und die er 1273, kurz vor seiner Wahl zum König, belagert hatte. Basel wäre für den Habsburger wohl das naheliegende Zentrum seiner Herrschaft am Ober- und Hochrhein gewesen. Als neu gewählter König hatte er aber 1273 die Belagerung abgebrochen. Die Stadt wurde mehr und mehr zu seinem beliebten Absteigeort. Seine Frau Gertrud von Hohenberg, als Königin Anna genannt, hielt sich gern dort auf. Ihr Leichnam wurde nach ihrem Tod 1281 in Wien nach Basel überführt und im Münster zusammen mit ihrem 1276 verstorbenen Sohn Karl und ihrem ebenfalls 1281 ertrunkenen Sohn Hartmann begraben. Für Rudolf von Habsburg erlangte Basel wohl nicht zuletzt deswegen eine besondere Bedeutung.
In den Tagen, als Rudolf in Baden weilte, reiste sein Sohn Albrecht nach Böhmen, um seinen Schwager Wenzel zu treffen und die Nachfolge im Reich zu diskutieren.21 Die Differenzen zwischen den beiden konnten bei dem Treffen im südmährischen, an der Grenze zu Niederösterreich gelegenen Znaim offenbar nicht bereinigt werden. Im Gegenteil: Der Böhme nahm nach dem Tod des Königs im Sommer Verhandlungen mit den Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg auf. Eine Verbindung, die sich nicht zugunsten von Herzog Albrecht auswirken sollte.
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König Rudolf reiste Anfang März weiter nach Colmar, Strassburg und Speyer und kehrte erst Ende April wieder in den Süden zurück. Der Blick wendet sich im März ins Tal Uri, konkret nach Göschenen. Der Verkauf der Rapperswiler Güter an das Kloster Wettingen Ende April 1290 hatte Unruhe ins Tal gebracht. Auch das Kloster schien sich mit der Erwerbung eher zu viel zugemutet zu haben, wie der Verkauf des Wädenswiler Besitzes an die Johanniter in Bubikon im Januar 1291 zeigt. Diese Geldbeschaffungsaktion reichte offenbar nicht aus. Am 28. März ging in Bürglen ein Geschäft über die Bühne, das noch mehrere Jahre für Unruhe sorgen sollte und letztlich gar scheiterte. Welche Mächte standen sich in Uri gegenüber, welche Interessen vertraten sie?
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