Martin Gebhardt

Katholiken in den Thüringer Kleinstaaten


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1: Reichsgründung und Kulturkampf (1871-1890) (Studien zu Religionspädagogik und Pastoralgeschichte 6), Hamburg 2005, S. 115.

      214 Es ist darauf hinzuweisen, dass die Rolle der katholischen Kirche in den europäischen Staaten diesbezüglich unterschiedlich war. Kirche konnte demnach als Hindernis für die nationale Bewegung bewertet werden, oder zur Identitätsbildung eines Volkes im Kampf um seine Unabhängigkeit und Nationalstaatlichkeit, entscheidende Punkte setzen (z.B. Polen). Vgl. Altermatt, Katholizismus und Nation. Vier Modelle in europäisch vergleichender Perspektive, in: Ders./F. Metzger (Hg.), Religion und Nation. Katholizismen in Europa des 19. und 20. Jahrhunderts (Religionsforum 3), Stuttgart 2007, S. 15-33, hier S. 21.

      215 Vgl. weiterführend: Wolf, Katholische Kirchengeschichte, S. 143-146.

      216 Störtz, Der Katholizismus im deutschen Kaiserreich, Teil 1, S. 116. Trotz dieses Gegensatzes galt Deutschland für die römische Kurie vor dem Kulturkampf als verlässlicher Verhandlungspartner und wurde 1870 noch angefragt, ob ein mögliches Asyl des Papstes in Deutschland denkbar wäre: „Er (der Papst) hat bei uns schon gebeten, wir möchten bei Italien vermittelnd anfragen, ob man reisen lassen würde, und ob dies mit der ihm gebührenden Würde geschehen könnte. Wohin aber? Nach Frankreich kann er nicht, da ist Garibaldi. Nach Österreich mag er nicht. Nach Spanien?–Ich habe ihm Bayern vorgeschlagen […] Er hat in der Tat schon angefragt, ob wir ihm ein Asyl gewähren können. Ich habe nichts dagegen einzuwenden–Köln oder Fulda […] aber der König will nicht.“ Erklärung Bismarcks gegenüber einer Anfrage Kardinalstaatssekretärs Antonelli, Oktober 1870, hier zit. nach: W. Löhde, Das päpstliche Rom und das Deutsche Reich. Eine Dokumentation (Hintergrundanalysen 12), Hannover 1991, S. 26.

      217 Vgl. zur Evangelischen Kirche im 19. Jahrhundert vgl. weiterführend: K. Nowak, Evangelische Kirchengeschichte von der Französischen Revolution bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, in: H. Wolf (Hg.), Ökumenische Kirchengeschichte, Bd. 3: Von der Französischen Revolution bis 1989, Darmstadt 2007, S. 19-90, bes. zum Thema Reich und Kulturkampf, S. 63-70.

      218 Vgl. Besier, Kirche, Politik und Gesellschaft, S. 17.

      219 Vgl. Störtz, Der Katholizismus im deutschen Kaiserreich, Teil 1, S. 154f. Zwar verstärkt diese protestantische Staatsauffassung den Gegensatz zum katholischen Anspruch, doch hatte der Liberalismus besonders in katholischen Ländern (Österreich) ein Staatskirchentum entstehen lassen, das weit schärfer war; „in katholischen Staaten hatte der kulturkämpferische und kirchenfeindliche Liberalismus seine eigentliche Heimstätte.“ G. Franz, Kulturkampf. Staat und katholische Kirche in Mitteleuropa von der Säkularisation bis zum Abschluss des preussischen Kulturkampfes, München 1954, S. 187. Zur inneren und äußeren Haltung der Deutschen Katholiken vgl. auch weiterführend: R. Schmidt, Gegen den Reiz der Neuheit. Katholische Restauration im 19. Jahrhundert: Heinrich Bone, Joseph Mohr, Guido Maria Dreves (Mainzer Hymnologische Studien 15), Tübingen 2005.

      220 Vgl. Hürten, Kurze Geschichte des deutschen Katholizismus, S. 104-108; Besier, Kirche, Politik und Gesellschaft, S. 14 und Altermatt, Katholizismus und Nation, S. 20. Vgl. zum Vereinswesen weiterführend: O. Köhler, Die Ausbildung der Katholizismen in der modernen Gesellschaft, in: H. Jedin (Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. VI, Die Kirche in der Gegenwart, II. Teil: Die Kirche zwischen Anpassung und Widerstand (1878 bis 1914), Freiburg u.a. 1985, S. 195-264, hier S. 220222.

      221 Vgl. Besier, Kirche, Politik und Gesellschaft, S. 14.

      222 Vgl. Hürten, Kirche auf dem Weg, S. 124-127.

      223 Vgl. Rivinius, Der Weg des deutschen Katholizismus, S. 224. Diese erste Zusammenkunft bildet die Grundlage für die spätere Fuldaer Bischofskonferenz.

      224 Vgl. Rivinius, Der Weg des deutschen Katholizismus, S. 224.

      225 Störtz, Der Katholizismus im deutschen Kaiserreich, Teil 1, S. 176. Zum I. Vatikanum vgl. weiterführend: K. Schatz, Vaticanum I. Bd. 1-3 (Konziliengeschichte A), Paderborn 1992-1994.

      226 Verwiesen sein soll explizit auf das katholisch geprägte Eichsfeld und die Stadt Erfurt. Vgl. weiterführend zu Eichsfeld: A. Dölle, Der Kulturkampf und seine Auswirkungen auf dem Eichsfeld und im Fuldaer Land von 1872 bis 1887. Dargestellt vornehmlich beim Obereichsfeld auf archivalischer Grundlage, Duderstadt 1987.

      227 Vgl. weiterführend: Hürten, Kurze Geschichte des deutschen Katholizismus, S. 136-159.

      228 Vgl. M. H. Jung, Der Protestantismus in Deutschland von 1870 bis 1945 (Kirchengeschichte in Einzeldarstellungen III/5), Leipzig 2002, S. 45f.

      229 Die Politik des Zentrums richtete sich konkret auch auf Fragen der Auslandspolitik. Das Zentrum wurde in gewissem Sinne zu einer päpstlichen Interessenspartei innerhalb des Reiches, da sie sich für eine Einmischung Deutschlands in Fragen der Wiederherstellung des 1870 in Italien aufgegangenen Kirchenstaates einsetzte. Vgl. Martin, Der katholische Weg ins Reich, S. 84. Einer der bedeutendsten Zentrumspolitiker und Gegenspieler Bismarcks im Kulturkampf war Ludwig Windthorst (1812-1891). Er selbst jedoch kämpfte bis zu seinem Lebensende gegen eine katholische Etikettierung des Zentrums, vgl. M. L. Anderson, Windthorst. Zentrumspolitiker und Gegenspieler Bismarcks (Forschungen und Quellen zur Zeitgeschichte 14), Düsseldorf 1988, S. 140.

      230 Vgl. Besier, Kirche, Politik und Gesellschaft, S. 16.

      231 Vgl. Störtz, Der Katholizismus im deutschen Kaiserreich, Teil 1, S. 198.

      232 Der Sieg Preußens über Österreich im Krieg von 1866 wurde als Überlegenheit des protestantischliberalen Prinzips über einen überholten und rückständigen Katholizismus gewertet. Vgl. Hürten, Kirche auf dem Weg, S. 115f; Ders. Kurze Geschichte des deutschen Katholizismus, S. 152f; Besier, Kirche, Politik und Gesellschaft, S. 17 und R. Lill, Der Kulturkampf in Preußen und im Deutschen Reich (bis 1878), in: H. Jedin (Hg.), Handbuch der Kirchengeschichte, Bd. VI, Die Kirche in der Gegenwart, II. Teil: Die Kirche zwischen Anpassung und Widerstand (1878 bis 1914), Freiburg u. a. 1985, S. 28-48, hier S. 29f.

      233 Das Phänomen Kulturkampf ist dabei nicht ein allein preußisches, sondern ein kontinentaleuropäisches, in dem Weltanschauungsfragen, konfessionelle Abgrenzungen und politische Interessen ineinander greifen. Vgl. W. Becker, Religiös-politische Aspekte des Kulturkampfs im 19. Jahrhundert: Kontroversen um die staatliche Ordnung, in: A. Rauscher (Hg.), Probleme des Konfessionalismus in Deutschland seit 1800 (Beiträge zur Katholizismusforschung, Reihe B), Paderborn u.a. 1984, S. 49-69, hier S. 49.

      234 Vgl. Störtz, Der Katholizismus im deutschen Kaiserreich, Teil 1, S. 206. Einen einheitlichen Kulturkampf in Deutschland gab es nicht, obschon Gesetze auch auf Reichsebene erlassen wurden. Vielmehr fiel Kirchenpolitik in den Zuständigkeitsbereich der einzelnen deutschen Staaten. Zu unterscheiden sind demnach ein preußischer, bayrischer und ein badischer Kulturkampf. Um die Erscheinung Kulturkampf an sich darzustellen, wird insbesondere auf den preußischen Kulturkampf Bezug genommen, da er für einen größten Teil des Reiches Geltung hatte und direkten Einfluss auf die preußischen Teile Thüringens, und indirekt auf die Thüringer Kleinstaaten hatte, insbesondere über die vom Kulturkampf betroffenen Bischöfe von Paderborn. Vgl. Störtz, Der Katholizismus im deutschen Kaiserreich, Teil 1, S. 211.

      235 „Bereits am 24. October und wiederholt am 22. v. M. habe ich dem Herrn Erzbischof von Köln zu erkennen gegeben, daß seine Verhandlung mit den betheiligten Professoren das rein kirchliche Gebiet insofern überschirtten haben, als denselben, unter Androhung von Maßregeln, welche ihre lehramtliche Thätigkeit berühren, das Versprechen abgefordert worden ist, bei Ausübung ihres Lehramtes den auf dem Cocil zu Rom jüngst gefassten Beschlüssen treue Folge zu leisten. Dem gegenüber habe ich daran erinnert, daß durch den §26 der nach vorgängigem Benehmen mit der Kirche erlassenen Statuten der katholisch-theologischen Facultät der Universität Bonn, und durch die demgemäß von den Lehrern dieser Facultät geleistete professio fidei