Inhaltsverzeichnis
Prolog: Eine neue Verbindlichkeit – die Beschwörung der Bündnisse nach dem Alten Zürichkrieg
Die Legende von der alten Freiheit – Mittelland und Alpenraum im frühen 13. Jahrhundert
Königsdienst und Reichsfreiheit – die Waldstätte im 13. Jahrhundert
Landleute und Täler – die Reichsvogtei Waldstätte 1308/09
«Hütet euch am Morgarten» – Könige, Adel, Klöster und Länder im Widerstreit
Ein Brudermord mit Folgen – Bern zwischen Habsburg, den Waldstätten und Savoyen
Ein Wechsel auf Zeit? Zürich zwischen den Waldstätten und Habsburg-Österreich
Viehzüchter und Händler als neue Herren – der Adel auf dem Rückzug
Eine Wende bei Sempach? Städte und Länder im Vorwärtsdrang
Chaos am Bodensee – die habsburgische Landesherrschaft in Auflösung
Untertanen statt Landleute – die ersten Gemeinen Herrschaften
Ein schwieriges Erbe bringt Streit – Zürich, Habsburg und Schwyz im Dreieck
Ein Friede auf ewig – die «Ewige Richtung» als Versuch eines definitiven Friedensschlusses
Viel Konfliktpotenzial im Innern – Stanser Verkommnis, Freiburg und Solothurn
Bereinigungen an Hoch- und Alpenrhein – Schwabenkrieg, Basel und Schaffhausen
Zwischen Marignano und der Reformation – Soldverträge als Aussenpolitik
Epilog: Eine gemeinsame Geschichte – die Befreiungstradition im Spiegel der Geschichtsschreibung
Ausgewählte Quellen und Literatur
Vorwort
Freiheit, Unabhängigkeit, Volksherrschaft und Neutralität sind Begriffe, die das Schweiz-Bild von innen und aussen bis heute stark prägen und im politischen Diskurs eine hohe Bedeutung haben. Diese Begriffe sind im schweizerischen Geschichtsverständnis nach wie vor mit der älteren Geschichte verbunden, mit der Entstehungsgeschichte der Eidgenossenschaft, obwohl sie in ihrer realen Bedeutung viel mehr mit der Entwicklung zum Bundesstaat im 19. Jahrhundert zu tun haben. Die Geschichtsforschung hat in den letzten 50 Jahren diese Begriffe in ihrer Bedeutung hinterfragt, relativiert und neu eingeordnet. Sie hat Mythen von Geschichte getrennt und ihre je eigene Bedeutung herausgearbeitet. Die Mythenzerstörer der 1970er-Jahre sind heute bereits im Pensionsalter oder verstorben. Und trotzdem ist dieses alte Geschichtsbild von den freiheitsdurstigen Innerschweizern, die sich ihre Unabhängigkeit gegen die bösen Vögte erkämpft und den Grundstein für die heutige Schweiz gelegt haben sollen, nach wie vor stark in der Öffentlichkeit präsent.
Auf den folgenden Seiten soll dieses traditionelle Geschichtsbild einer kritischen Befragung nach dem Stand des heutigen Wissens unterzogen werden. Ein Geschichtsbild, das geprägt ist von der erstmaligen Niederschrift der Befreiungsgeschichte im Weissen Buch von Sarnen um 1470, das vom Glarner Politiker und Humanisten Aegidius Tschudi (1505–1572) Mitte des 16. Jahrhunderts in seine endgültige Form gebracht wurde. Tschudi hatte schon früh eine politische Karriere in Glarus und auf eidgenössischer