Erich Garhammer / Franz Weber (Hg.)
Scheidung –
Wiederheirat –
von der Kirche
verstoßen?
Für eine Praxis der Versöhnung
ERICH GARHAMMER / FRANZ WEBER (HG.)
Scheidung –
Wiederheirat –
von der Kirche
verstoßen?
Für eine Praxis der Versöhnung
Gewidmet
Matthäus Kaiser
(1924–2011)
Professor für Kirchenrecht
in Passau, Bochum und Regensburg
Inhalt
Erich Garhammer
ERFAHRUNGSBERICHTE VON BETROFFENEN
Birgit Bauer
Den Amtsträgern lege ich ans Herz …
Erfahrungen einer betroffenen Seelsorgerin
Erika Hinrichs
Manfred Maier
Die Kirche schließt mich bewusst und dauerhaft aus
Heinz Minkhaus
… bis dass der Tod euch scheidet
Lisa und Jogi Schneider
Wie zwei getrennte Wege zusammenfanden
ERFAHRUNGEN UND PRAXIS VON SEELSORGERN
Hansjörg Sammer
Es ist für mich keine Frage, der Bitte um Segen nachzukommen
Lernprozesse und Grundentscheidungen eines Pfarrers
Franz Harant
Gebet und Segen für Paare in ziviler Zweitehe
Roswitha Dockendorff
Scheitern aus tiefenpsychologischer Sicht
Gerd Häfner
Ehescheidung und Wiederheirat – Neutestamentliche Aspekte
Thomas Schüller
Das Kirchenrecht und die wiederverheirateten Geschiedenen
Eberhard Schockenhoff
Ausgeschlossen vom Mahl der Versöhnung?
Plädoyer für eine Revision der kirchlichen Praxis gegenüber wiederverheirateten Geschiedenen
Thomas Ruster
Alleinstellungsmerkmal Sakrament
Zur Entkoppelung von Natur, Vertrag und Sakrament
Otto Hermann Pesch
Ehescheidung und Wiederheirat in systematisch-theologischer Sicht
Franz Weber
Nicht ausgeschlossen, sondern aufgenommen, versöhnt und gesegnet
Für eine Pastoral der Wahrnehmung, Anerkennung und Begleitung von wiederverheiratet Geschiedenen
Erich Garhammer
Wider das vertikale Schisma
Im Jahre 1977 legte der Tübinger Dogmatiker Walter Kasper eine Theologie der christlichen Ehe vor. In seinem Vorwort gab er zu erkennen, dass seine Überlegungen aus Vorträgen zu verschiedenen Anlässen, aus der Tätigkeit in der Würzburger Synode und als Berater und Gutachter der Deutschen Bischofskonferenz hervorgegangen sind. Das Buch bot also mehr als nur eine theologische Erkenntnis am Schreibtisch, es war durch die Rezeption unterschiedlichster Gremien hindurchgegangen und gutgeheißen.
Kasper hielt fest: „Es ist auffallend, dass das Problem der Ehescheidung in der Vergangenheit immer beim Übergang der Kirche in einen neuen Kulturkreis und in eine neue Epoche aufbrach: Bei Matthäus und Paulus, beim Übergang zu juden-christlichen und heiden-christlichen Gemeinden, bei Origenes und Basilius, beim Übergang zur Groß- und Volkskirche, im frühen Mittelalter beim Übergang von der spätantiken zur germanischen Welt und im 16. Jahrhundert beim missionarischen Vorstoß aus dem abendländischen Kulturraum auf den asiatischen und südamerikanischen Kontinent.“1
Ehe in Zeiten des Übergangs
Heute steht die Kirche in einem ähnlichen Übergang: dem Übergang von einer Welt, in der die Kirche das Deutungsmonopol beanspruchte und innehatte, in eine Welt, in der sie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil zu einer lernenden Kirche geworden ist.
Es zeigt sich jedoch gerade am Beispiel der wiederverheirateten Geschiedenen, dass das Lehramt der Kirche bisher viel zu wenig in die Lernschule menschlicher Erfahrungen angesichts des Scheiterns von Ehen gegangen ist. „Nicht wenige Seelsorger und Theologen, zu denen auch der Verfasser gehört, sind der Meinung, dass die geltenden kirchenrechtlichen