Beth Reiber

Typisch Japan


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ihren individuellen Charakter.

      Die großen Fünf

      Der beste Einstieg in die Kultur Japans und eine gute Möglichkeit, ins japanische Leben einzutauchen, ist eine Reise zu den bevölkerungsreichen Städten des Landes.

      Tokyo

      Die dicht besiedeltste Stadt Japans ist seit 1868 Hauptstadt. Mehr als neun Millionen Menschen leben in den 23 Bezirken. In den geschäftigen Stadtteilen Shinjuku und Shibuya finden Reisende all die Neonlichter, Wolkenkratzer und Menschenmengen, die sie erwarten. Ein anderes Tokyo bieten dagegen die klassischen Gärten, historischen Tempel, ruhigen Flussufer und traditionellen Orte wie Shibamata, Yanaka und Nezu.

      Yokohama

      Yokohama gehört zum Großraum Tokyo und erscheint in vielerlei Hinsicht wie eine Erweiterung der Hauptstadt. Den 3,5 Millionen Bewohnern fallen aber schnell Unterschiede ein: zum Beispiel das rege Chinatown und die quirlige Buchtgegend, wo moderne Entertainmentkomplexe auf Architektur im westlichen Stil treffen, die bis auf die Mitte des 18. Jahrhunderts und das Ende von Japans Abschließung zurückgeht.

      Nagoya

      Gut 300 Kilometer westlich von Yokohama liegt Nagoya, das von vielen Reisenden übersehen wird. Mit 2,2 Millionen Einwohnern ist die Stadt aber ein wichtiger Wirtschaftsstandort und unter anderem der »Geburtsort« von Toyota. Mehr als ihren Geschäftssinn schätzen die Nagoyaner aber ihr Essen: Miso, tebasaki (pfeffrig frittierte Hähnchenflügel) und miso katsu (paniertes Schnitzel in Miso-Sauce) sind nur einige der lokalen Gaumenfreuden.

      Osaka

      Westlich von Nagoya leben die 2,7 Millionen Einwohner Osakas. Sie haben den Ruf, direkter und kontaktfreudiger als andere Japaner zu sein, was sich auch in der Stadt widerspiegelt. Im schillernden Stadtzentrum Dotonbori gibt es mehr Neonlichter und Trubel als irgendwo in Tokyo.

      Sapporo

      Hokkaidos Hauptstadt im Norden des Landes ist die markanteste der großen fünf Städte. Sie wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegründet, ist also noch relativ jung. Sapporo besitzt – untypisch für Japan – ein schachbrettartiges Straßennetz, das es sehr erleichtert, die Stadt zu erkunden. Sie ist berühmt für den vielen Schnee, der sich jeden Winter auf sagenhafte sechs Meter türmen kann, mit Temperaturen von bis zu minus 15 Grad.

       Kyoto

      Bevölkerungsmäßig liegt Kyoto auf Platz 9 in Japan, in Bezug auf Kultur und Tourismus aber mit Tokyo gleichauf. Auf vielerlei Weise lässt sich hier das traditionelle Japan erfahren: Genießen Sie eine Teezeremonie, versuchen Sie Zazen-Meditation, essen Sie zu Mittag in einem ryokan oder besuchen Sie eine Geisha-Show.

      Im Schatten der Großstädte

      Jenseits der sich ausbreitenden Metropolen wie Tokyo und Osaka bieten Japans kleinere Städte eine andere Art städtischen Alltags. Locker und weniger dicht gepackt sind sie voll von Lokalkolorit und Historie.

      Hakodate

      An der Südspitze Hokkaidos liegt Hakodate. Im Motomachi-Viertel und in den Hafenbezirken erinnern alte Lagerhäuser aus rotem Backstein, Kirchen und andere westliche Architektur an den frühen europäischen Einfluss auf Hokkaidos Entwicklung im späten 18. Jahrhundert. Was die Fischereiflotte der Stadt an Land bringt, kann gleich morgens auf dem Markt probiert werden: feinste Krebse, Seeigel und andere Meerestiere. Verpassen Sie nicht den allerschönsten Blick auf die Stadt bei Nacht vom 334 Meter hohen Berg Hakodate.

      Kanazawa

      Kanazawa ist eine Küstenstadt auf der Insel Honshu. Obwohl »Klein-Kyoto«, wie die Stadt oft genannt wird, berühmt für exquisiteste Meeresfrüchte ist und eine direkte Zugverbindung nach Tokyo, Osaka und Kyoto hat, bleiben die Massen von Touristen fern. An Bedeutung gewann es in der Edo-Zeit unter dem Maeda-Clan als Zentrum der Region Kaga. Wie Kyoto ist auch Kanazawa mit Relikten der Geschichte bunt gespickt: Das liebevoll erhaltene Higashi-Chaya-Geisha-Viertel, der Bezirk Nagamachi Samurai sowie der ruhige Kenroku-en-Garten sind nur eine Handvoll Schätze der Stadt.

      Hiroshima

      Ganz im Westen von Honshu liegt Hiroshima, eine der bekanntesten Städte Japans. Allerdings aus tragischem Grund: Am 6. August 1945 warf der US-Air-Force-Bomber Enola Gay eine Atombombe ins Herz der Stadt und tötete im Bruchteil von Sekunden Zehntausende von Menschen. Bewegende Mahnmale übersäen das moderne Hiroshima, aber überschatten es nicht. Die Stadt hat ein quirliges Nachtleben und liegt in direkter Reichweite zur Insel Miyajima, Heimat des Itsukushima-Schreins und der beeindruckenden »fließenden« Eingangstore (torii).

       Städtische Bevölkerung

      Über 90 Prozent der japanischen Bevölkerung lebt in Städten.

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      Von links nach rechts: In Hakodates historischen Lagerhäusern lässt sich heute prima shoppen. Wer durch Kanazawas Straßen wandelt, fühlt sich in alte Zeiten zurückversetzt.

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      Von links im Uhrzeigersinn: Moderne Architektur liegt in Hiroshima neben Mahnmalen der tragischen Vergangenheit. Matsuyamas Badehaus, Dogo Onsen Honkan, ist ein Wahrzeichen Japans. An Festtagen geht es in Naha lebhaft zu.

      Matsuyama

      Matsuyama ist die größte und kosmopolitischste Stadt auf Shikoku, der kleinsten der vier Hauptinseln Japans. Sie ist ein schönes Beispiel dafür, wie sich in einer Stadt Vergangenheit und Gegenwart die Hand geben. Ihre Skyline wird von einer Burg beherrscht, und auf ihren Straßen fahren immer noch klapprig alte Trams. In Matsuyamas Therme Dogo Onsen steht eines der berühmtesten Badehäuser Japans, das knarzende Dogo Onsen Honkan. Die heiße Quelle war Schlüsselort in Natsume Sosekis Roman Der Tor aus Tokio und Badehausvorlage für den oscarprämierten Animationsfilm Chihiros Reise ins Zauberland (Studio Ghibli).

      Naha

      In Naha auf Okinawa herrscht eine andere Atmosphäre als in anderen Städten Japans. Das liegt an den ganzjährig warmen bis heißen Temperaturen, den Palmen und den relativ wenigen Wolkenkratzern, aber auch an der Präsenz des US-Militärs und dem Einfluss des unabhängigen Königreichs Ryukyu, zu dem Okinawa bis zur Annexion durch Japan in den 1870ern gehörte. Fern der Hauptbespaßungsmeile besticht Naha durch lockere Inselstimmung und ist idealer Startpunkt zur Erkundung des atemberaubenden Okinawa-Archipels.

      Im Gegensatz zu anderen Städten Japans versprüht Naha eine entspannte Inselatmosphäre.

      Kanaldeckel

       Kunst zu unseren Füßen

      Japaner haben ein besonderes Talent, aus banalen Dingen etwas Schönes zu machen. Bestes Beispiel dafür sind simple Schachtabdeckungen. Eigentlich gestaltet, um Steuerzahlern aufwendige Entwässerungsprojekte näherzubringen, sind die bunten Kanaldeckel heute zum Ausdruck regionalen Stolzes geworden. Sie thematisieren lokaltypische Attraktionen, Tiere, Festivals, historische Events und Folklore.

      So feiert Matsumoto (Präfektur Nagano) die dortige Kunstfertigkeit der temari. Die aus Seidengarn kompliziert handgewickelten Glückskugeln sind Geschenke der Freude und Dekoration. Kusatsu (Präfektur Gunma) hingegen zeichnet das Bild einer Frau in Tracht mit einem Yumomi-Holzpaddel. Yumomi ist eine jahrhundertealte Methode,