Gerhard Friedl

Was bringt mir das?


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und Instrumente

       Personale Existenzanalyse (PEA)

       Die Sinnerfassungsmethode (SEM)

       Die Willensstärkungsmethode (WSM)

       Kompetenzen-Ressourcen-Modell (Ko-Re)

       Portfolio

       Resonanzgruppen

       Transfergruppen

       Die Grundmotivationen zur Sprache bringen

       Fragetechnik

       Wertematrix

       Das Contracting/der Gruppenvertrag

       Über Viktor Frankl und Alfried Längle

       Viktor Frankl

       Alfried Längle

       Adressen

       Begriffe

       Verwendete Literatur

      Wie kommt der Mensch zum Wollen? Was braucht es, dass jemand in einem Lernprozess »Ich will« ausruft? Das sind die Fragen, denen diese Schrift gewidmet ist. Thema ist die Motivation, die zu den wichtigsten Voraussetzungen für einen gelingenden Lernprozess gehört. Und die zentrale These dazu lautet: Wenn die Lernenden in einem Lernprozess einen ganz persönlichen Sinn erfahren, dann ist eine kraftvolle intrinsische Motivation vorhanden.

      Damit das aber möglich wird, muss der Unterricht von den Menschen her gedacht werden – und nicht vom Inhalt her. Im Zentrum der didaktischen Planung steht der Mensch.

      Zuvor aber braucht es eine Vorstellung davon, welche Voraussetzungen gegeben sein müssen, damit sich intrinsische Motivation und Sinnerleben entwickeln können.

      Meinen Ausführungen liegt das Sinnkonzept der Logotherapie und Existenzanalyse nach Viktor Frankl zugrunde, erweitert um die existenzielle Motivationstheorie von Alfried Längle. Die Existenzanalyse ist heute in Therapie, Beratung und Pädagogik weit verbreitet. Dieses Buch adaptiert sie auf die Erwachsenenbildung, die hier sehr weit gefasst wird und berufliche Grundbildung, alle Arten der beruflichen Weiter- und Fortbildung, ein Studium an einer Fachhochschule oder Universität ebenso umfasst wie sämtliche Typen von Weiterbildungen im Sport- und Freizeitbereich. Zielpublikum sind alle, die in den genannten Bereichen eine Lehr- und Betreuungsfunktion ausüben.

      Eine existenzanalytisch geprägte Erwachsenenbildung leistet einen Beitrag zu einem eigenständigen, in bewusster Verantwortung geführten Leben, in dem sich der Mensch als Mitgestaltender erlebt. Es geht um die Realisierung einer sinnvollen Existenz. Eine Weiterbildung betrifft immer nur einen kleinen Lebensausschnitt, aber was in ihr getan wird, hat immer auch symbolischen und modellhaften Charakter, der auch in alle anderen Lebensbereiche hineinwirken kann.

      Wesentlich dabei ist, die Unterrichtsthemen mit dem Leben der Lernenden zu verbinden. Denn dies weckt positive Emotionen und führt zu einem motivierteren und manchmal lustvolleren Lernen. Das Lernen in einer Weiterbildung ist immer auch eine Chance, die eigene Existenz zu leben. Die Existenzanalyse zeigt einen Weg auf, wie Lernende zu dem in sich drin vorstoßen können, was sie als Person einmalig macht. Damit ist es möglich, einen Rahmen zu setzen, in dem die Lernenden ihre individuellen Lern- und Entwicklungsschwerpunkte setzen können, mit denen sie ihren existenziellen Sinn zu finden in der Lage sind. Immer wieder geht es beim Lernen darum, dass die Lernenden »Ich will« sagen können. Also nicht »Ich muss« oder »Ich sollte« – beides steht für eine nicht freie Entscheidung. Mithilfe der Existenzanalyse kann das Freie, das hinter dem »Ich will« steht, entwickelt oder weiter gefördert werden.

      Werfen wir noch einen Blick auf den Aufbau des Buches: Nach einer Einführung in die Ziele und zentralen Elemente der Existenzanalyse folgt zunächst ein allgemeines Kapitel zum Thema »Motivation«. Daran schließt das Kernstück dieser Schrift an, das den vier Grundmotivationen gewidmet ist. Da habe ich mich eng an die Texte aus den Lehrbüchern und Fachartikeln von Alfried Längle gehalten. Nebst der Adaption in die Erwachsenenbildung geht es mir auch um ein möglichst originäres Bekanntmachen dieser Theorie. Im letzten Teil geht es um die praktische Umsetzung – erst um das Leiten von Lerngruppen anhand der Gruppendynamik, dann um die Phänomenologie als Methode zur Begegnung mit Lernenden. Schließlich werden didaktische Grundelemente zur Gestaltung von Unterricht vorgestellt. Abgerundet wird das Ganze mit Methoden und Instrumenten. Zur Veranschaulichung der Theorie habe ich immer wieder Beispiele aus meiner Praxis einfließen lassen. Im praktischen Teil werden die Instrumente teilweise in den Grundmotivationen verankert, um diese noch einmal anschaulich zu machen.

      ► Wer ein Wozu zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie. Friedrich Nietzsche

      Der Wiener Psychiater und Neurologe Viktor E. Frankl (1905–1997) ist der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse. Sie gilt als die dritte Wiener Schule der Psychotherapie.

      Frankl hat die Logotherapie ursprünglich als Ergänzung zu gängigen Theorien wie der Psychoanalyse nach Freud (erste Wiener Schule) oder der Individualpsychologie nach Adler (zweite Wiener Schule) gesehen. Den Begriff »Logotherapie« erwähnte er erstmals 1926, den der Existenzanalyse 1933, beide wurden 1938 zum ersten Mal publiziert. »Logo-« bezieht sich auf das griechische logos, was »Sinn« bedeutet. Bei der Logotherapie geht es um eine Sinnberatung.

      Frankl hat seine Theorie aus der Philosophie abgeleitet; die Wurzeln der Existenzanalyse liegen in der Existenzphilosophie und der Phänomenologie. Dabei stützte er sich unter anderem auf Martin Heidegger und Edmund Husserl.

      Frankl hatte mit vielen unglücklichen, sich selbst entfremdeten, verzweifelten und neurotisch kranken Menschen zu tun. Dabei gewann er die Erkenntnis, dass diesen Menschen oft die Möglichkeit zu einem sinnvollen und erfüllten Leben fehlte. Die Ausrichtung des Lebens nach einem erfüllenden Sinn erhöht die Chance zu psychischer Gesundheit wesentlich. Oder umgekehrt: Gefühle der Sinnlosigkeit können krank machen.

      Als praktizierender Arzt stellte Frankl fest, dass Patienten mit einer schweren oder gar tödlichen Diagnose oft sich selbst überlassen sind. Sie haben vom Arzt erfahren, dass ihr Leben binnen mehr oder weniger kurzer Zeit enden wird. Der Mensch muss erst lernen, mit einer solchen Situation umzugehen. Im Besonderen stellt sich dann die Sinnfrage. Frankl hatte das Bedürfnis, Menschen bei der Suche nach dem »Wozu« im Leiden Beistand zu leisten (Frankl, 2007 und Längle, 2013a).

      Als Häftling im Konzentrationslager Auschwitz konnte Frankl beobachten, wie Menschen mit einer Perspektive über die Gefangenschaft