Gerhard Friedl

Was bringt mir das?


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soll lediglich die mögliche Vielfalt für Demotivation andeuten.

      Grundsätzlich lassen Motive sich in zwei Gruppen aufteilen. Wir unterscheiden einerseits die psychischen und anderseits die personal-existenziellen Motive. Alle Motive beantworten die Frage: »Was bringt den Menschen in Bewegung?«

      Die psychischen Motive sind eine vitale und treibende Kraft im Menschen; wir sprechen auch von Psychodynamik. Die Aufgabe der Psychodynamik ist die Lebenserhaltung. Hierzu gehören beispielsweise:

      Mangelmotive: Sie zielen darauf ab, Mängel auszugleichen wie zum Beispiel Hunger, Durst, sexuelle Bedürfnisse, Verlangen, Neid, Eifersucht usw. Solche Motive bezwecken, Spannung zu beheben.

      Schutzmotive: Störungen (z. B.: Krankheit, Schmerz) beheben, Gefahren, Bedrohungen und Angst vermeiden, mit Aggression zum Beispiel. Auch hier geht es um Spannungsabbau.

      Hinzu kommen die personal-existenziellen Motive (existenzielle Dynamik): Dabei geht es um das Streben nach Wahrheit, Wert, Gerechtigkeit, Authentizität, Sinn (Krech & Crutchfield, zit. nach Längle, 2013a). Darin stecken die Themen der vier Grundmotivationen der Existenzanalyse. Die Existenzanalyse geht von vier grundlegenden Motivationskräften aus:

      1.Der Mensch ist grundsätzlich offen für die Welt. Er will in die Welt hinaus, sie ergründen und seine Möglichkeiten zum Dasein finden. Das ist die Motivation, die Welt gestalten zu wollen.

      2.Der Mensch hat eine Anlage zum Wertempfinden. Er hat eine emotionale Offenheit und Berührbarkeit, mit der er erspüren kann, was in diesem Leben für ihn bedeutsam ist. Das ist die Motivation, das eigene Leben gefühlsmäßig erleben zu wollen.

      3.Der Mensch will so sein können, wie er ist. Er will ein Leben führen, mit dem er vor anderen und vor sich selbst bestehen kann. Das ist die Motivation, Identität und Authentizität mit dem eigenen Selbst leben zu wollen.

      4.Der Mensch will etwas Sinnvolles tun. Das ist die Motivation, das Leben sinnvoll gestalten zu wollen.

       (Längle, 1999, 2007a)

      Zwischen den beiden oben genannten Motivgruppen gibt es einen wesentlichen Unterschied: Die psychischen Motive treiben den Menschen an, die personal-existenziellen ziehen ihn an. Dieser Unterschied hat einen Einfluss auf die Fokussierung der Handlung. Längle stellt das mit einem Beispiel zu Durst und Mineralwasser dar: Wenn jemand großen Durst hat, spielt der Verkäufer und die Marke des Mineralwassers keine große Rolle. Damit ergibt sich eine große Streubreite von möglichen Handlungen. Es geht einfach darum, den Durst zu stillen. Hingegen führt ein Wert zu einer Selektion der Handlungsmöglichkeiten. Zu einem Wert fühlt man sich hingezogen. Wenn die Beziehung zu einer ganz bestimmten Person wichtig ist, dann ist diese Beziehung ein Wert, und ich treffe mich mit genau dieser Person. Da wird die Streubreite sehr klein. So ist es auch im Unterricht: Wenn das Thema und/oder das didaktische Vorgehen einen ganz persönlichen Wert für die Lernenden darstellt, fühlen sie sich hingezogen, fokussieren sie ihre Konzentration und Handlungen auf den Unterricht.

      Zusammenfassend kann man festhalten, dass Motivation die »Gesamtheit jener Kräfte [ist], die das menschliche Handeln in Bewegung bringen und in seiner Richtung festlegen« (Längle, 2013a, S 201). Der Mensch ist immer motiviert. Auch hinter dem Nichtstun steckt eine Motivation. Denn es geht dem Menschen immer um etwas, und dies ist mit einer Entscheidung verbunden.

      Wer ist für die Motivation zuständig? Muss die Lehrperson dafür besorgt sein, dass Lernende motiviert sind? Oder sind es die Lernenden ganz alleine, die dafür sorgen sollen, dass sie motiviert sind? Wie ist es mit den Stellensuchenden, die vom regionalen Arbeitsvermittlungszentrum in einen Kurs verfügt (!) werden? Wenn sie den Kurs nicht besuchen, werden die Taggelder gekürzt. Vielen Lehrpersonen ist die Situation vertraut, wie Lernende nach einem vollen Arbeitstag noch eine Weiterbildung machen und dann müde sind.

      Oft sind Lehrpersonen mit der Situation konfrontiert, dass die Lernenden sich fast nur für den prüfungsrelevanten Stoff interessieren. Diese Haltung ist berechtigt, da wir in einer Gesellschaft leben, in denen Bildungsabschlüsse einen hohen Stellenwert haben. Aber auch weil wir alle hoch organisiert sind und einen vollen Terminkalender haben. Ob diese Haltung, nur das Prüfungsrelevante lernen zu wollen, allerdings wirklich gut für den Erwerb von Kompetenzen ist, um komplexe berufliche Anforderungen meistern zu können, sei zumindest infrage gestellt.

      Für die Motivation sind die Lernenden zuständig. Allerdings müssen die Lehrpersonen anderseits für ein Lernumfeld sorgen, in dem sich Motivation (weiter)entwickeln kann. Die Lehrperson kann mit einer auf die Lernenden abgestützten Planung sehr viel Motivierendes bewirken. Auf der Basis der Existenzanalyse können Lehrpersonen ihre Unterrichtsplanung darauf hinsteuern, dass die Lernenden ihre Motivation besser entwickeln können. Dies führt uns schließlich zur ersten Charakteristik motivierten Handelns: Die Lernenden werden wirksam.

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