– PROJEKTERFAHRUNGEN UND PRAXISBEISPIELE
Claudia Blei-Hoch, Wiebke Kuske-Janßen, Robert Wilsdorf
12Hochschuldidaktische Konzepte
12.1Fachdidaktikübergreifendes Seminar: «Lernlandschaft Sachsen»
12.1.1Hochschuldidaktische Zielstellung
12.1.2Verlaufsplan, Inhalte und Medien
12.1.3Ergebnisse und didaktische Schlussfolgerungen
12.2Fachdidaktische Lehrveranstaltungen
12.2.1«Kunst – Sprache – Vermittlung: Die Farbe Rot»
12.2.2Vorlesung und Übung: «Didaktik der Anwendungen der Physik»
Linda Nossan, Maria Krimmling, Florian Schöne, Katharina Dorzok, Tom Fischer
13Beispiele studentischer Konzepte
13.1Diskussion des fächerübergreifenden Arbeitens in den Konzepten
13.3«Der Regenbogen – physikalisches Naturschauspiel oder Gottes Werk?»
13.3.3Projektbeschreibung
13.4.1Kurzbeschreibung
13.4.4Didaktisch-methodische Begründung
AUSBLICK
Gesche Pospiech
14Impulse zum Voranschreiten – der Weg ist das Ziel
15.1Literaturverzeichnis
1«Lernlandschaft Sachsen» – Potenziale außerschulischer Lernorte (er)kennen
In jüngster Zeit hat sich die Debatte um die vielfältigen Potenziale von außerschulischen Lernorten und deren Nutzung für den schulischen Unterricht deutlich intensiviert. Vor dem Hintergrund der Diskussion um Alltagstauglichkeit und Praxisrelevanz von schulisch vermittelten Inhalten kommt außerschulischen Lernorten wachsende Bedeutung zu. In ihrer Praxis stellen sich Lehrerinnen und Lehrer immer häufiger die Frage, wie sie außerschulische Lernorte sinnvoll für ihren Unterricht nutzen und in den Regelunterricht integrieren können, zumal außerschulisches Lernen häufig auch über die Grenzen des jeweiligen Fachs hinausweist. Die Klärung dieser Frage erfordert mehr als nur einfache Rezepte, denn es geht um die jeweils spezifische Erschließung und Nutzung der Potenziale von Lernorten – auch und vor allem in der Umgebung der Schule oder in der Region.
Nur durch die Einbindung außerschulischer Lernorte in die schulischen Bildungsprozesse kann den heutigen Anforderungen einer umfassenden Bildung im Sinne eines ganzheitlichen Lernens im regionalen Kontext entsprochen werden. Denn jeder Bildungsprozess muss von der Erfahrungswelt der Lernenden ausgehen: Die Vielfalt und Komplexität des Alltags, in dem sich Kinder und Jugendliche bewegen, spiegelt sich in der Vielfalt der Orte, Institutionen und Situationen wider, denen sie in ihrer Region begegnen, die jeweils einen Ausschnitt der realen Welt darstellen. Demgegenüber steht eine Welt, wie sie in der Schule – häufig einseitig und beschränkt – präsentiert wird und die den Jugendlichen wenig Raum bietet, im Prozess der Aneignung von Wissen und Erkenntnissen eigene Fragen zu stellen und selbstständig nach Antworten auf diese Fragen zu suchen. Es ist eine echte didaktische Herausforderung, Lernende durch konkrete Lerngegenstände, durch authentische Probleme und komplexe Situationen an entsprechende Auseinandersetzungen heranzuführen und sie die Notwendigkeit des Sich-Zurechtfindens in vielfältigen Wissensbeständen erleben zu lassen.
Außerschulische Lernorte können eine Brücke zwischen der komplexen, «ungefilterten» Welt, der Region, der lebendigen Erfahrungswelt der Schülerinnen und Schüler und der Vermittlung in der Schule sein, weil sie es ermöglichen, sich die Welt in einer strukturierten und geschützten Umgebung exemplarisch anzueignen. Dabei sind Lernorte sehr vielgestaltig: Das Spektrum reicht vom Bachlauf in der Natur und vom Naturpark über den Dorfkern, das historische Gebäude in der Altstadt, die Gedenkstätte bis hin zu Schülerlaboren, Heimatmuseen, Kunstmuseen oder technischen Ausstellungen. Auch Unternehmen, Vereine und viele andere Einrichtungen verfügen über entsprechende Potenziale. Passend gewählte Lernorte können Schülerinnen und Schülern originale Begegnungen mit kulturellen, historischen, geografischen und naturwissenschaftlich-technischen Inhalten beziehungsweise Phänomenen in einem authentischen Kontext ermöglichen, die es erlauben, verschiedene Sichtweisen einzunehmen, um Wirklichkeitsausschnitte komplex zu erfassen.
Ein entscheidender Aspekt in der Umsetzung außerschulischer Lernvorhaben besteht darin, dass Lehrerinnen und Lehrer Schülerinnen und Schüler motivieren und unterstützen, über die Fachgrenzen hinaus zu denken und mithilfe fächerübergreifender Ansätze die Grenzen stark differenzierter, disziplinär strukturierter Wissenssysteme, mit anderen Worten: das Denken in Schubladen, zu überwinden. Dazu müssen Lehrende in der Lage sein,
•sich des spezifischen Gegenstands ihrer eigenen studierten Fächer bewusst zu werden und die Betrachtungsweisen anderer Fächer als Bereicherung wahrzunehmen,
•sich systematisch unterschiedliche außerschulische Lernorte