Bernd Schmid

Systemische Professionalität und Transaktionsanalyse


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sprechen.

      In einer von BERNES Definitionen werden Rackets mit Erfahrungen gleichgesetzt, die angestrebt werden, um damit bevorzugte Lebenseinstellungen zu bestätigen, oder um damit Rechtfertigungen für bestimmte Einstellungen und Verhaltensweisen bereitzustellen. Zum Beispiel könnte ein Ehemann und Vater sich wiederholt Ausgrenzungserlebnisse in der Familie verschaffen und damit seine Idee, dass Männer ›einsame Wölfe‹ sind, bestätigen und um darüber hinaus berufliches Überengagement bei Verkümmerung der privaten Beziehungen zu rechtfertigen. Dementsprechend interessiert dann bei einer Racket-Analyse, welche Lebenseinstellungen durch welche Erlebens- und Verhaltensweisen bestätigt oder gerechtfertigt werden sollen und wie dies in der Person organisiert wird.

      Auch aus der Perspektive der Person kann der Selbstausdruck eines Menschen, sein Kommunikationsverhalten und seine Lebensgestaltung anhand von Transaktionen untersucht werden. Allerdings werden die äußeren Transaktionen hier genauso wie die inneren mit dem Wirklichkeitserleben und der inneren Organisation der Person in Beziehung gesetzt. Die äußere Welt wird lediglich als Bühne angesehen, auf der sich die innere Organisation zum Ausdruck bringt. Dies unterscheidet sich von der Betrachtung derselben Transaktionen aus der Perspektive von Beziehungen.

      Ein weiterer Bereich transaktionsanalytischer Konzeptbildung ist die Beziehungsgestaltung. Einzelne Situationen oder Lebensgestaltungen von Menschen werden aus dem Blickwinkel betrachtet, wie sie als Ausdruck von oder als Beiträge zu Beziehungen angesehen werden können. Weiter unten ist diesbezüglich von Begegnung die Rede, wenn konkrete Beziehungsinszenierungen von prinzipiell möglichen Beziehungsvarianten unterschieden werden.

      Die Arbeit von Transaktionsanalytikern schließt normalerweise die Gestaltung einer therapeutischen, beraterischen oder pädagogischen Beziehung ein. Schon deshalb ist die Gestaltung von Beziehungen mittels Transaktionen von besonderem Interesse.

      Für professionelle Zwecke wird die Kommunikation (inklusive der nonverbalen) zwischen den Beteiligten daraufhin analysiert, welche Botschaften durch die Transaktionen übermittelt werden, und wie sich diese Botschaften bzw. die Transaktionen aufeinander beziehen. Man geht hierbei davon aus, dass die in den Beziehungen entstehenden Wirklichkeiten durch Transaktionen hervorgerufen werden. Hierzu sucht man in den Transaktionen Belege für die Beiträge und Weichenstellungen der Beteiligten. Umgekehrt wird aus dieser Sichtweise die Idee abgeleitet, dass durch gezielte Situations- und Beziehungsgestaltung von Seiten des Transaktionsanalytikers hilfreiche Alternativen hervorgerufen werden können.

      Konkret wird z.B. studiert, welche Reaktionen ein Berater auf eine bestimmte Klientenäußerung zeigt, und ob er sich dieser Reaktion bewusst ist. Bemerkt er z.B. einen drohenden Unterton und seine verunsicherte Reaktion darauf? Dann wird nach Belegen für Ideen gefragt, die der Berater bezüglich des Erlebens und des Verhaltens des Klienten im Umgang mit Lebensfragen und Beziehungen entwickelt. Was lässt den Berater annehmen, dass der Klient voll uneingestandener Aggressionen steckt? Umgekehrt wird der Berater befragt, welche Vorstellungen er davon hat, was er in der Beratungsbeziehung tut, und ob er sich über die Botschaften, die in seinen spontanen Reaktionen wie auch seinen bewussten Aktionen zum Ausdruck kommen, im Klaren ist. Merkt der Berater, dass seine kühnen Deutungen der Abwehr eigener Verunsicherung dienen und vom Klienten als Verletzung erlebt werden? Darüber hinaus wird geprüft, ob die Aktionen in einzelnen Botschaften und Transaktionsketten die beabsichtigte Beziehungs- und Beratungsstrategie konkret verwirklichen. Führt die gegenwärtige Beratungskommunikation zum erklärten Ziel, dem Klienten zu mehr Offenheit und Vertrauen in Beziehungen zu verhelfen? Idealer Weise müssten sich Transaktionsanalytiker bei jeder einzelnen Transaktion Rechenschaft ablegen können, inwiefern darin qualifizierte professionelle Beziehungsgestaltung zum Ausdruck kommt.

      BERNE ging davon aus, dass sich die Menschen intuitive Urteile darüber bilden, welche Arten von Beziehungen mit dem Gegenüber möglich sein können. Diese Einschätzungen bilden sich oft in den ersten Sekunden des Kontakts, ohne dass die Beurteilenden sagen könnten, wie sie zu diesen Urteilen kommen. Meist sind sie sich auch nicht im Klaren darüber, welche Einschätzung des anderen sie vorgenommen haben. An ihren Transaktionen erkennt man jedoch, dass sie auf irgendeiner Einschätzung der Beziehungsmöglichkeiten mit dem anderen beruhen; sie handeln, »als ob« sie den Inhalt ihrer Einschätzung kennen würden.

      Ungeachtet der bewusst-gewollten Kommunikation zeigen innere oder äußere Reaktionen auf andere Menschen, dass man auf vielerlei kommunikative Auslöser reagiert. Diese hat man, ohne es zu wissen, in der einen oder anderen Weise bewertet. Wenn diese Reaktionen zu dem bewussten Inhalt der Kommunikation und der gewünschten Beziehungsgestaltung passen, findet dieser Vorgang keine weitere Beachtung. Er ist ein normaler Bestandteil der Beziehungssteuerung und hilft, sich schnell in komplexen Situationen zu orientieren. Er unterstützt Menschen auch darin, sich zu bevorzugten Beziehungen zusammenzufinden.

      Intuition kann sich einerseits auf die Beziehungsinhalte richten, also darauf, welches Zusammenspiel möglich ist und wie sich diese Beziehung in Zukunft entwickeln könnte. Sie kann sich andererseits auch auf einen Stil im Umgang miteinander richten. Beide Einschätzungen führen zur Auswahl von Beziehungspartnern oder der Art von Beziehungen, die man mit potenziellen Partnern eingehen möchte. Außerdem bieten solche intuitiven Wahlen Chancen in der gegenseitigen Abstimmung und bei der gemeinsamen Entwicklung der Beziehungswirklichkeit.

      Intuition kann im Dienste der Entwicklung positiver Beziehungswirklichkeiten stehen wie leider auch im Dienste der Wiederholung von unbefriedigenden oder gar destruktiven Beziehungen. Letzteres beschäftigt Transaktionsanalytiker beruflich häufiger. Dies führt manchmal dazu, dass die Normalität und die enormen Vorteile von Intuition und der unbemerkten Beziehungssteuerung aus dem Blickfeld geraten.

      Häufig werden Transaktionsanalytiker dann tätig, wenn Menschen ihre Partnerwahl und Beziehungsgestaltung mit Hilfe intuitiver Steuerungsmöglichkeiten so betreiben, dass die Beziehungsergebnisse unbefriedigend sind. Dies wird oft erst nach einiger Zeit bemerkt, wenn die Folgen dieser problematischen Beziehungsgestaltung spürbar werden. Zum Beispiel können sich Partner zunehmend missbraucht fühlen, obwohl sie sich im besten Bemühen um gegenseitige Würdigung wähnten. Dann kann es lohnend sein, sich die transaktionale Entstehungsgeschichte einer bestimmten Beziehungssituation bewusst zu machen. Welche Annahmen über gegenseitige Wünsche steuern die Verhaltensweisen und was löst diese Annahmen aus oder bestärkt sie? Dies kann die Analyse intuitiver Beurteilungs- und Auswahlvorgänge der Beteiligten einschließen. Diese wiederum können intuitiv erfasst oder anhand der eigenen Reaktionen und Aktionen erschlossen werden. Der Berater selbst kann sich durch die Klienten irgendwie missbraucht fühlen, was er daran merkt, dass er immer ausführlicher betont, wozu er bereit ist und wozu nicht. Letzteres wird soziale Diagnose genannt. Um aus eigenen Reaktionen verantwortlich auf auslösende Signale anderer schließen zu können, ist allerdings ein Studium der eigenen Neigungen und Reaktionsmuster erforderlich, damit man nicht dem Klienten zuschreibt, was man selbst in die Beratung getragen hat.

      Ein Beobachter kann von außen häufig schon aus den ersten Transaktionen Eigenarten der sich anbahnenden Beziehung, eventuell auch absehbare Beziehungskonflikte erkennen, während die Beteiligten sich dessen oft (noch) nicht bewusst sind. Die Aufmerksamkeit auf eine sich entfaltende Wirklichkeit im Initialstadium oder erste Anzeichen von Unstimmigkeiten zu lenken, ist ein großes Verdienst der TA.

      Transaktionsanalytiker schenken berufsbedingt solchen transaktionalen Abläufen, die nach einiger Zeit zu problematischen Beziehungsergebnissen führen, besondere Beachtung. Die Beteiligten erleben unbefriedigende