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Gestalttherapie in der klinischen Praxis


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einer KlientIn zuteil wurde, keinen wesentlichen Einfluss auf die Ergebnisse hatte. Die Befindlichkeit von KlientInnen, die irgendeine der unterschiedlichen Therapien erhalten hatten, mit denen sich die Analyse befasste, schien sich als Resultat ihrer Erfahrung zu verbessern. Daraus schlossen Luborsky, Singer und Luborsky, dass »wir hier zu einem ›Dodo-Bird-Verdict‹ kommen können. Im Allgemeinen kann man sagen, jeder hat gewonnen und alle müssen einen Preis bekommen« (ebd., 1003, Übers. A. J.). Eine anschließende Metaanalyse von Smith und Glass (1977) bestätigte das »Dodo-Bird-Verdict«-Ergebnis. Wampold et al. (1997) überprüften zwischen 1970 und 1995 ausgeführte Studien und fanden nur geringe oder gar keine Unterschiede in der Effektivität der verschiedenen Therapieformen. Die Abteilung für Psychotherapie der Amerikanischen Vereinigung für Psychologie (American Psychological Association, APA) veröffentlichte die überarbeitete Version eines Buches mit dem Titel Psychotherapy Relationships That Work und stellte fest, dass allgemeine Prozesse, die über die theoretische Orientierung hinausgehen (wie z. B. die Bildung das therapeutischen Bündnisses), den größten Einfluss auf erfolgreiche Ergebnisse hatten (Norcross 2002).

      Eine ganze Reihe an Forschungen hob die Tatsache besonders hervor, dass eine therapeutische Beziehung von hoher Qualität der beste Indikator für erfolgreiche Ergebnisse ist. Dieses Ergebnis trifft auf verschiedene Therapien und unterschiedliche Probleme der KlientInnen zu (Margison et al. 2000; Gershefski et al. 1996; Everall / Paulson, 2002; Bryan et al. 2004; Hubble / Duncan / Miller 1999). In seiner Zusammenfassung von Forschungsergebnissen zur Beziehung zwischen Therapie und Veränderungen bei PatientInnen/KlientInnen, fand Lambert (1992) heraus, dass nur 15 Prozent der therapeutischen Veränderung auf Faktoren zurückzuführen waren, die spezifisch für bestimmte Therapien sind.

      Zu einer Zeit, in der die Zunahme von qualitativen Methodologien die therapeutische Beziehung und den Beitrag der KlientInnen zu dieser Beziehung stärker betont, stellt sich die Frage, warum es in der psychotherapeutischen Forschung immer noch Effektivitätsstudien gibt, die die verschiedenen Therapieformen miteinander vergleichen. Die Antwort könnte in der allgegenwärtigen Kultur des Marktes mit ihrem Schwerpunkt auf Nachvollziehbarkeit, Konkurrenz und Auswahl liegen (Evans / Gilbert 2005).

      4. Ein Hoch auf den »praxisbasierten Ansatz« zur Evidenz

      In den letzten Jahren sind Stimmen laut geworden, die für eine praxisbasierte Evidenz anstelle einer evidenzbasierten Praxis eintreten. Dieser Ansatz fördert Forschungen in kleinerem Maßstab in natürlichen, alltäglichen klinischen Settings und stellt die Therapieerfahrungen der KlientInnen/PatientInnen in den Mittelpunkt (Macran et al. 1999; Foskett 2001; Mellor-Clark / Barkham 2003). In der praxisbasierten Forschung sind die TherapeutInnen oft die hauptsächlichen ForscherInnen, und die Forschung ist in das Therapieprogramm integriert. Bei dieser Forschung können TherapeutInnen detaillierte Beschreibungen verschiedener Aspekte ihrer klinischen Fälle präsentieren, die oft Beschreibungen des Kontextes und der PatientInnen/KlientInnen und einen Bericht über die durchgeführte Arbeit enthält. Das Ganze wird durch Evidenz ihrer Effektivität gestützt, die mithilfe standardisierter Methoden, Beobachtungen der Therapeutin selbst und Berichte von KlientInnen gemessen wird.

      Ryan und Morgan (2004) führen an, dass praxisbasierte Evidenz nicht nur den KlientInnen/PatientInnen und den TherapeutInnen eine Stimme verleiht, sondern auch deren Wissen aus erster Hand anerkennt, z. B. das Wissen darum, was funktioniert und was sich verändern muss. Es gibt zwar kein Modell für praxisbasierte Forschung, doch wir würden sagen, dass TherapeutInnen gut aufgestellt sind, um Interesse und Relevanz zu erforschen. Die folgenden zwei Beispiele zeigen eine Auswahl aus diesem großen Bereich der praxisbasierten Evidenz.

      4.1 Forschungsbeispiel 1 (Strickland-Clark / Campbell / Dallos 2000)

      Fünf Kinder/Jugendliche wurden unmittelbar im Anschluss an ihre familientherapeutischen Sitzungen befragt. Man stellte ihnen Fragen zu hilfreichen und nicht hilfreichen Begebenheiten während der therapeutischen Sitzungen. Videoaufnahmen halfen den Kindern/Jugendlichen, diese wichtigen Momente zu bestimmen. Gehört zu werden, das wichtige Gefühl, einbezogen zu werden, der Umgang mit den Schwierigkeiten einer Therapie, wie die Therapie schmerzhafte Momente ins Gedächtnis ruft, die Schwierigkeit, zu sagen, was sie fühlen und denken und das Bedürfnis nach Unterstützung. Die Interviews und die genannten wichtigen Aspekte wurden mittels Grounded Theory und »umfassender Prozessanalyse« analysiert. Zu den Schlüsselthemen, die sich dabei ergaben, gehörte die Tatsache, dass sich die Kinder durch die Forschung gestärkt fühlten und ihre Freude darüber ausdrückten, dass sie gebeten wurden, daran teilzunehmen.

      4.2 Forschungsbeispiel 2 (Gilbert 2006)

      Diese Studie umfasste eine phänomenologische Untersuchung der Auswirkungen eines traumatischen Erlebnisses (der Tod eines Kindes) auf sechs MitarbeiterInnen einer Sozialeinrichtung. Der Forscher, ein Gestalttherapeut, war zuvor an Hilfsmaßnahmen für die MitarbeiterInnen beteiligt und wollte wissen, wie sie die angebotene Unterstützung, wahrnahmen und welche Bedeutung sie dem Tod beimaßen. Die Ergebnisse umfassten: die sechs StudienteilnehmerInnen erkennen das Ausmaß und die Einzigartigkeit des schlimmen Ereignisses an, sie formulieren Wut, Selbstzweifel und Ängste, sie entwickeln physische Symptome und eine Bewusstheit für persönliche Qualitäten und Stärken. Die TeilnehmerInnen schätzten die Unterstützung durch FreundInnen, Familie und (am meisten) von Kollegen. Neben Humor waren auch Strategien der Selbstunterstützung wichtig.

      Weitere Beispiele sind unter anderem Qualls (1998) und auch Elliot / Loewenthal / Greenwood (2007).

      5. Gestalttherapie und beziehungszentrierte Forschung

      Wir haben eine ethische Verpflichtung, die Effektivität der Gestalttherapie aufzuzeigen, und ich bin der Meinung, dass dies am besten über eine Verbreiterung des Prozesses funktioniert, mit dem unsere Praxis evaluiert wird. Die epistemologischen Grundlagen der Gestalttherapie umfassen die Phänomenologie, die Feld-Theorie, den Holismus und den Dialog. Die gestalttherapeutischen Theorien und Werte orientieren sich innerhalb eines post-modernen Paradigmas, sodass die Gestalttherapie einfach nicht gut in das positivistische Paradigma passt, das einen Großteil der quantitativen Forschung untermauert (Evans 2007). Allzu oft gelingt es der quantitativen Forschung nicht, Kernthemen zu erfassen oder Aufschluss über Prozesse gelebter Erfahrung zu geben. Effektivitätsstudien müssen den reichhaltigen Fundus an Perspektiven von KlientInnen und TherapeutInnen anzapfen, indem sie Ansätze aus der qualitativen Forschung heranziehen.

      Für uns als praktizierende GestalttherapeutInnen ist es wichtig zu erkennen, dass Aspekte unserer alltäglichen klinischen Arbeit als respektable »Forschungsaktivitäten« angesehen werden können, die für unseren Beruf und unsere KlientInnen etwas bewirken. Es gibt natürlich große Unterschiede zwischen Psychotherapie und Forschung. In der Forschung zielen wir darauf ab, Individuen und ihre soziale Welt zu verstehen, mit der Absicht, daraus Wissen zu erarbeiten. Unser Kontakt mit denen, die wir untersuchen, ist möglicherweise nur von kurzer Dauer und umfasst vielleicht nicht mehr als ein paar Stunden im Gespräch. In der Psychotherapie wollen wir einander über einen längeren Zeitraum verstehen und befähigen. Die Verbindung zwischen Gestalttherapie und Forschung wird durch die Elemente der gegenseitigen Entdeckung und das Gefühl hergestellt, sich in einem »Prozess« zu befinden, einem Prozess, der nach großem Engagement und Forschergeist verlangt.

      Die meisten Bücher zur qualitativen Forschung beschreiben und evaluieren unterschiedliche Methoden. Zwar werden die »Unordnung« und Vielschichtigkeit der Bandbreite qualitativer Forschungsansätze angepriesen, doch sollte Forschung nicht ein für alle offenes Feld sein, in dem »alles möglich ist«. Während die große Anzahl an Forschungsmethoden, die uns zur Verfügung steht, von der Vielfalt und der Dynamik des Feldes zeugt, stellt sie auch eine Herausforderung für die Forschung dar. Wenn es darum geht, aus der Fülle der verfügbaren qualitativen Methoden eine auszuwählen, ist es wichtig, sehr genau über die Frage »Welche Methode(n) soll ich wählen, um das spezielle Forschungsprojekt zu unterstützen, um das es mir geht?« nachzudenken. Neulinge auf dem Gebiet der Forschung wissen möglicherweise nicht, wie sie anfangen sollen. Die Versuchung besteht darin, zu simplifizieren und »Methoden« wie Interviews oder eine qualitative thematische Analyse