responsibility for all errors or omissions with apologies for any offense, harm, or disregard you may find in this book or caused by it.
Still: May it pierce the reader, may it encourage to Bear Witness and Take healing Action out of Not-Knowing, may it contribute to the ongoing transformation of the commemorative culture in our societies towards future-building, and may it endow peace.
Kathleen Battke, Editor, Retreat Participant of 2011 and 2014, Bonn/Germany, July 30, 2015
Wir vollenden dieses Buch, während in Lüneburg im „wohl letzte(n) große(n) Prozess gegen Naziverbrechen“ (Die ZEIT, 12.5.2015) das Urteil gesprochen wird – das macht es nicht leichter, setzt aber einen besonderen Rahmen für das, was wir hier zu tun versucht haben.
Oskar Gröning, einer der „Buchhalter von Auschwitz“, wurde der Beihilfe zum 300.000-fachen Mord für schuldig gefunden. Dies geschieht 2015, hier, jetzt. Auschwitz ist gegenwärtig – siebzig Jahre nach der Befreiung der Lager.
Die Praxis, die die ZenPeacemaker auf dem Gelände der Lager ermöglichen, ehrt die Vergangenheit, geschieht aber in der Gegenwart, und vielleicht nimmt sie Einfluss auf die Zukunft. In Anlehnung an eine von den ZenPeacemakers häufig verwendete Formulierung – „Ein Leben leben, das zählt“ –, hoffe ich, dass wir es geschafft haben, „ein Buch zu machen, das zählt.“
Es hat natürlich Zweifel gegeben. Ist es wirklich eine gute Idee, Leute einzuladen, über das zu sprechen und zu schreiben, was viele als „Das Unsagbare“ bezeichnen? Würden dabei nur Ego-Geschichten herauskommen, konzeptuelle Selbstdarstellungen, ein Haufen Kopfgeburten? Kann man in einer Ansammlung von über 100.000 Wörtern (so viele sind es ungefähr in diesem Buch) noch Stille hören?
Ich hätte diese Zweifel vielleicht nicht überwunden, wenn nicht so viele Teilnehmende äußerst positiv, dankbar und ermutigend auf die Idee reagiert hätten. Wenn nicht Andrzej, Ginni und Peter Cunningham (der zum fünften Geburtstag des Retreats 2001 ein Buch mit Erfahrungsberichten und seinen starken Fotos zusammengetragen hatte; es wurde nie veröffentlicht, und er hat uns das Material großzügig zur Verfügung gestellt) dieses Unterfangen unterstützt hätten. Und wenn ich nicht die Sprache, dieses bestaunenswerte Geschenk des Lebens an uns Menschen, lieben würde. Wie also kann ich die Stille in (und zwischen) den Worten, ihren Raum, ihre Ursprünglichkeit und Frische, das Nicht-Wissen in ihnen, den verheißungsvollen Klang von „noch-nicht-geschehen“, von „noch-nicht-verfestigt“ in ihnen hervorlocken? Das ist eines meiner liebsten Koans.
Peacemaker versuchen Sprache auf diese Weise im Council zu nutzen. Ginni, Andrzej und ich halten es für möglich, Council auch schriftlich zu praktizieren, und diese Möglichkeit erkunden wir hier in diesem Buch.
Eine, die mich darin ebenfalls ermutigt, ist Natalie Goldberg, eine der Perlen-Künstlerinnen dieses Buches, die darüber, wie Zen-Praxis ihr Schreiben beeinflusst, sagt: „… wenn du Leerheit im Nacken sitzen hast, kannst du nicht so leicht aushärten. Für mich ist Schreiben immer verbunden mit dieser Art Leerheit.“ (aus dem Nachwort zu ihrem Buch Writing down the Bones, Shambhala 2005).
Viele der hier Schreibenden werden Leerheit berührt haben, diesen Geisteszustand des Nicht-Wissens, in den die ZenPeacemaker-„Tauchgänge“ uns zu stoßen in der Lage sind. Viele von ihnen schrieben, dass sie keine Worte haben für das, was sie auf dem Grund von Auschwitz-Birkenau, in sich selbst und mit ihren Mitmenschen erlebt haben. Es gibt keine Worte für einen Ort wie diesen; er bleibt jenseits von Sprache. Er bringt uns zum Schweigen. Oder, eine andere Facette des Verstummens: Manche – auch in Deutschland – finden, es sei genug gesagt darüber, was dort geschehen ist, vielleicht sogar zuviel.
Jenseits davon, diesen Tunnel der Wortlosigkeit durchquerend, kommen einige zu dem Schluss: Aber wir müssen trotzdem sprechen. Wir müssen aktiv Zeugnis ablegen. Wir wollen die Botschaft dieses Ortes, dieses Retreat-„Tauchgangs“ weitergeben. – Nichts sagen bedeutet schweigen angesichts gegenwärtiger Völkermorde, Kriege und Folter weltweit, gibt Pater Bruce Teague in seinem Beitrag zu bedenken.
Dieses „und trotzdem …“ ist also Widerstand aus Mitgefühl; es ehrt das Geschenk der sprachlichen Kommunikation, vertraut in die Chance, Verständigung zu erreichen.
Das Schreiben kann obendrein die Energie der Retreat-Erfahrung tiefer in das eigene Leben hineintragen. „Ich bin sehr dankbar für diese Möglichkeit des Schreibens, die sich erst im Tun offenbart; da hat sich (…) eine Tür geöffnet“, sagt Hans Reiss am Ende seines Beitrags über dessen Entstehen: „Für mich war und ist es eine Ausdrucksmöglichkeit, und sie hilft mir, die Veränderung meiner Welt seit der Zeit in Auschwitz zu begreifen, schrittweise weiterzugehen, zum Verstehen, zum Berühren, zum Helfen, zu den Menschen.“
Die hier zusammengestellten Beiträge handeln nicht so sehr davon, wie man mit einem Besuch in Auschwitz umgehen soll oder wie das Retreat funktioniert. Es sind persönliche Mitteilungen, als hätte jede Person etwas von der Asche, dem Staub, den Ruinen des Ortes aufgehoben und in ihren Händen geknetet, im Geist vermischt und bewegt, bis sich eine Perle formte – eine Perle, die, angereichert mit Hilflosigkeit und Trauer und Ehrfurcht, leuchtete, schimmerte. So kam mir der Titel „AschePerlen“ in den Sinn.
Erst nachdem dieser Titel aus dem Prozess der Beschäftigung mit den Beiträgen heraus geboren worden war, machte mich Barbara Wegmüller darauf aufmerksam, dass es Relikte namens „sarias“ (Sanskrit) bzw. „ringsels“ (Tibetisch) gibt: kugelrunde Überbleibsel – Perlen, die in der Asche von nach ihrem Tod verbrannten spirituellen Meisterinnen und Meistern gefunden werden. Viele buddhistische Praktizierende halten sie in Ehren, da sie das spirituelle Wissen, die Essenz der Lehren und des Lebens dieser weisen Frauen und Männer enthalten sollen. Auch wenn mir diese Tradition nicht präsent war, als der Buchtitel sich formte, entsteht hier eine schöne Resonanz.
Zusätzlich zu meinem tiefen Dank an die Menschen von Oświęcim{6}, die sich um die Gedenkstätten Auschwitz{7} und Birkenau kümmern und die Retreat-Teilnehmenden jedes Jahr beherbergen, und zusätzlich zu meinem Respekt vor den ZenPeacemakers, die die Vision dieser Praxis geboren haben und den Mut haben, sie immer wieder zu erneuern, sage ich allen Danke, die es hier wagen, ihr Herz zu öffnen und dessen Inhalt in Worte zu übersetzen; die uns alle hereinlassen, um einen Teil ihres verletzlichen Selbst zu berühren.
Ich verneige mich vor Ginni und Andrzej – so viel mehr als Mitherausgebende; Visionäre, Hüterin und Hüter des Geistes (der Retreat-Praxis, und für dieses Buch), die immer wieder meinen „Affengeist“ beruhigt haben.
Und grenzenlosen Dank an die, die das Entstehen dieses Buches mit ihren großzügigen Beiträgen, Geschenken und Spenden unterstützt haben – sei es durch verlegerische Kühnheit und Weitsicht (Ursula Richard mit ihrer edition steinrich), Geld (Cornelius Collande, Silke Gross, Claudia Hiepe, Sabine Sharma, Evi Ketterer, Richard Segal, Viktoria von Schirach, Barbara & Roland Wegmueller), Übersetzungskunst und -zeit (Heike Drinkuth, Anneke Burger), Vertrauen, kritische Fragen oder Ermutigung.
Und liebevolle Dankbarkeit an Thomas, dieses immense Kraftwerk an meiner Seite.
„Ich glaube, man sollte überhaupt nur noch solche Bücher lesen, die einen beißen und stechen. Wenn das Buch, das wir lesen, uns nicht mit einem Faustschlag auf den Schädel weckt, wozu lesen wir dann das Buch?“, schrieb der 21-jährige Franz Kafka einem Freund, und: „Ein Buch muss die Axt sein für das gefrorene Meer in uns.“{8}
Ich weiß nicht, ob das, was hier zu lesen ist, einen solchen Effekt haben wird. In jedem Fall übernehme ich die Verantwortung für alle Fehler und Auslassungen, entschuldige mich vorab für Verletzungen, Schmerz oder Missachtung in diesem Buch oder durch dieses Buch ausgelöst.
Trotzdem: Möge es den Lesenden spürbar berühren und zum Zeugnisablegen sowie heilsamem Handeln ermutigen, möge es zu der langsam vor sich gehenden Transformation der Erinnerungskultur in unseren Gesellschaften hin zum Schaffen lebenswerter Zukünfte beitragen. Möge es Frieden stiften.
Kathleen