Spaß, ihm eine ganze Menge in die schmutzigen Finger zu drücken und sah bald, dass es unter den »Verbrechern« gerecht zuging. Zigaretten und Feuer wurden durch die Gitterstäbe weitergereicht, bald rauchten alle, lachten und winkten ihm zu – es war ein Mordsspaß.
Das fand auch der britische Konsul, der das Lachen kaum verbeißen konnte, als er meinen armen Reisegefährten so sitzen sah. Die persischen Polizeioffiziere im Hauptkommando machten viele Verbeugungen und stammelten viele Entschuldigungen. Im Büro bekam Helmuth feierlich seinen Chavaz zurück, dazu wurden Tee und Zigaretten gereicht und man teilte ihm aufs Höflichste mit, überall könne er filmen, nur nicht mehr bei der Moschee.
Nirgends mehr in der Stadt Meschhed hat ein Polizist Helmuth nach seinem Chavaz gefragt, soviel er auch photographierte – sie scheinen auf allen Revieren von dem Vorfall erfahren zu haben.
Dafür sammelten sich immer wieder Scharen von Neugierigen um unseren Wagen und soweit sie englisch oder französisch sprachen, bestürmten sie uns mit Fragen. Ob der Wagen auch schwimmen könne? Selbstredend. Fliegen auch? Na, das ist doch klar. So hatten wir unseren Spaß mit den gläubigen Persern. Einer sagte, das Auto sähe wie ein Panzerwagen aus. Da packte mich der Übermut und ich antwortete: »Ist ja auch einer, hinten steckt unser Maschinengewehr.«
O weh, das hätte ich nicht sagen dürfen! Diesen Scherz benützten die Mollahs, um gegen uns zu hetzen. Sie waren uns gewiss noch gram, dass wir uns in das heilige Geviert der Moschee gewagt hatten. Sie fürchteten für die Schätze von Gold, Silber und Edelsteinen, die dort angesammelt sind. Man hat in Meschhed wohl nicht vergessen, dass noch vor zwanzig Jahren turkmenische Reiter die Moschee stürmten und entheiligten.
Eine höchst aufgeregte Menge umringt uns am nächsten Nachmittag. Sie will das Maschinengewehr sehen! Es hilft nichts, dass wir versichern, wir hätten keins. Es hilft nichts, dass die Polizei die Plache aufhebt und feststellt, wie harmlos der Inhalt unseres Gepäcksraumes ist. Das Volk lässt sich nicht beruhigen. Und die Mollahs tuscheln: »Sie haben doch eins … Und ein Aks, ein Bild von der Moschee, haben sie auch gemacht, die fremden Teufel!«
Es bleibt den fremden Teufeln schließlich nichts übrig, als aus der heiligen – ach, so heiligen! – Stadt schleunigst abzureisen.
Bildteil 2
Schah Reza Khan Pahlewi sorgte mit einem großen Einsatz von Militär für Straßen im ganzen Land.
Das Elburs-Gebirge wurde über den Dehno-Pass in 3.200 m Höhe überwunden. Heute ist der Pass in 2.600 m Höhe untertunnelt.
Das Ost-Tor in Teheran. Kamele und Auto hier noch friedlich beisammen. Der Karawanenweg von Teheran nach Mesched am Rande der Wüste Kewir war eine schwierige Pistenfahrt von rund 1.000 km Länge. Dieses schöne Stadt-Tor ist leider schon lange der Vergrößerung Teherans zum Opfer gefallen.
Empfehlungsbrief der iranischen Gesandtschaft in Bagdad, geschrieben mit persischer Schreibmaschine.
Das vermutlich erste Auto in Teheran: ein russischer Panzerwagen aus dem Ersten Weltkrieg.
Persischer Fakir, wie er trotz aller Modernisierungs-Bestrebungen der Regierung in mehreren Klöstern Südpersiens lebt, wie z. B. hier im Kloster Mahum in der Dascht i Lut Wüste.
Schah Abbas, 17. Jahrhundert, mit Recht »der Große« genannt. Er war der bedeutendste Herrscher der Kadjaren-Dynastie, er baute zahlreiche Karawansereien und Straßen. Zu seiner Zeit reiste man sicher im ganzen Land.
Persien war in seinem nördlichen Teil lange Zeit von den Mongolen besetzt, die ihre Lebensweise in Form von Jurten und riesigen »Wohnwagen« ins Land brachten.
Iran – Islamische Kampfspiele während des Muharrems.
Diese Windtürme, »Badgirs« genannt, bringen kühle Luft in die Häuser der Wüstenstädte Jast, Kerman und Bam.
Der Islam hat in Persien die alte Religion Zarathustras fast zur Gänze ausgerottet. Viele Zaradosten, auch Feueranbeter genannt, flohen nach Indien und nur in der zentralpersischen Oase Jast hat sich eine Minderheit erhalten, die in diesem Tempel das ewige Feuer hütet.
Das große Kulturland Persien mit seinen berühmten Dynastien der Achämeniden und der Sassaniden wurde schon früh von europäischen Archäologen erforscht: Zeichnung des Franzosen Texier aus dem Jahre 1852 von den Königsgräbern in Nakch-i-Rostam, bei Persepolis.
Schattenspiel am Abend in Persien – Hinter kahlen Mauern meist ein blühender Garten.
Urlajat
Roman um das afghanische Visum • Eine düstere Grenzfestung und feindselige
Blicke • Ein Empfehlungsbrief wirkt Wunder • Wie benimmt man sich in
Afghanistan? • Afghan, eine eigenartige Automarke • Kühlerreparatur mit
Honig, Filz und Mehl
Von Meschhed an die afghanische Grenze: 280 Kilometer, die beste Straße, die wir in ganz Persien trafen. Vielleicht deshalb, weil sie als strategische Straße sehr gut gebaut war, aber kaum in Anspruch genommen wird. Der Verkehr zwischen den beiden »Brudervölkern« ist kaum der Rede wert. Ja, ihre beiden Reiche trennt ein etwa dreißig Kilometer breiter Streifen Niemandsland, durch den wir jetzt ohne Weg und Steg mühselig dahinholpern. Der ausgetretene Karawanenpfad, ein paar sichtlich schon alte und verwehte Autospuren und die Telegraphenleitung zeigen uns die Richtung an. Was wird uns Afghanistan bringen, dieses Land, von dem wir so viel Widersprüchliches gehört haben?
In unserer Bord-Bibliothek ist auch das Buch über die Citroen-Expedition mit Raupenautos, »La croisiere jaune« von J. P. Dauliac. Über die persisch-afghanische Grenze schreibt er auf Seite 22: »In Kariz, dem persischen Grenzposten, zeichnete der iranische Begleiter der Expedition, Oberst Esfandiari, ein düsteres Bild von Afghanistan: ›Keine Straßen, keine Brücken über die größeren Flüsse, Unsicherheit auf den Karawanen wegen Krieg mit den Usbeken und dauernde Kämpfe der Nomaden untereinander. Wissen Sie,‹ fährt er fort, ›dass wir ohne Nachricht sind von fünf Europäern, die vor zwei Jahren in Kariz persischen Boden verlassen haben, in Richtung Herat und Kabul?‹«
Ist es wirklich so schlimm? Immerhin waren wir in Meschhed gefragt worden: »Was, Sie haben ein afghanisches Visum?« Großes Kopfschütteln, denn seit Monaten saß ein Australier in Meschhed fest und wartete auf die Einreise. Und hatte ich sie etwa bekommen, als ich vor zwei Jahren so gern auf dieser kürzeren und viel abenteuerlicheren Strecke mit dem Motorrad nach Indien gefahren wäre?
Diesmal hatte es geklappt! Allerdings könnte man einen Roman darüber schreiben, angefüllt mit einer Fülle angestrengter